Etiketten

Labeldruck: Herausforderungen und Chancen

by Sonja Angerer | 07.08.2024
Labeldruck: Herausforderungen und Chancen

Der Labeldruck, aber auch der gesamte Verpackungssektor steht vor vielfältigen Herausforderungen. Was kommt dabei auf Druckdienstleister zu, und wo können sie für sich Marktnischen erschließen?

Der Labeldruck gilt als einer der bedeutendsten Wachstumssektoren in der Druckindustrie. Bis ins Jahr 2028 soll er laut Print Label Global Market Report 2024 auf gut 67 Mrd. US-$ weltweit wachsen. Dabei räumen Experten dem digitalen Labeldruck besonders große Chancen ein. Dies gilt nicht nur für kleine und mittlere Volumen, sondern auch für die Herstellung exklusiver, hochwertiger Etiketten.

Kunden wünschen sich heute nachhaltige Verpackungen. Prompt: S. Angerer

Warum wächst der Labeldruck?

Es gibt gute Gründe für die herausragenden Marktchancen im Labeldruck. Einige wenige davon haben direkt mit der Druckindustrie zu tun. Seit Jahrzehnten ist die Branche sehr weit vorne, wenn es um Digitalisierung und Automatisierung geht. Daher ist es keine Überraschung, dass viele Unternehmen bereits Künstliche Intelligenz (KI) in ihrer täglichen Arbeit nutzen. KI hat bereits jetzt enorme Auswirkungen auf die Kreativwirtschaft sowie den Digitaldruck.

So ist es beispielsweise viel leichter geworden, Variationen eines Designs herzustellen. Dadurch können Label leichter angepasst werden, etwa an regionale Besonderheiten, Jahreszeiten oder Sonderaktionen. Große und sehr große Auflagen von Labels werden mit analogen Verfahren wie Offset- und Flexodruck hergestellt. Daran wird sich wahrscheinlich auch künftig so schnell nichts ändern, allein schon aus Kostengründen. Doch für moderne, zielgenaue Ansätze im Labelprint ist der Digitaldruck prädestiniert. Solche „Added Value“ Etiketten tragen erheblich dazu bei, dass der Labeldruck-Markt wächst. Denn für sie kann ein höherer Stückpreis realisiert werden.

Doch eine Reihe von Gründen für den Boom im Verpackungsdruck sind außerhalb der Druck- und Kreativwirtschaft zu finden. Sie können von diesen Branchen auch kaum beeinflusst werden. Im Nachgang der Pandemie gab es eine enorme Veränderung bei den Lieferketten. Ein Stück weit wurde die Weltwirtschaft entflochten, die Globalisierung zurückgedreht. Das führt zu standortnaher Nachfrage an Verpackungsmaterial. Gerade Labels werden in diesem Zug stärker auf regionale Besonderheiten und spezielle gesetzliche Vorgaben hin optimiert. Das treibt den Umsatz in die Höhe.

In vielen Ländern hat sich die Wirtschaft aber noch nicht von der Pandemie erholt oder schrumpft bereits wieder. Dies führt dazu, dass teure Markenware nicht mehr für jeden leistbar ist. Markeninhaber reagieren darauf mit kleineren, preisgünstigeren Verpackungseinheiten. Auch dadurch wächst das Druckvolumen.

Der Trend zu regionalen Produkten hat außerdem dazu geführt, dass viele kleine Manufakturen entstanden sind. Oft begannen sie als Nebenerwerb, etwa auf Plattformen wie Ebay oder Etsy. Doch im Zuge der Professionalisierung benötigen auch sie hochwertig gedruckte Labels. Dies dient nicht nur der Markenbildung, sondern ist oft auch eine gesetzliche Vorgabe, weil Produkte mit Sicherheits- und Warnhinweisen ausgezeichnet werden müssen.

In Partnerschaft mit der lokalen Industrie kann Labeldruck sehr lukrativ sein. Prompt: S. Angerer

Herausforderungen im Labeldruck

Man kann das durchaus ein bisschen kurios finden: obwohl die Nachfrage nach Verpackungsdruck weltweit boomt, sind Verpackungen auch zunehmend in der Kritik. Laut Umweltbundesamt beträgt der Anteil von Verpackungen am gesamten Müllaufkommen in Deutschland circa 50%. Das bedeutet, dass bereits im Jahr 2021 rund 10 Millionen Tonnen Verpackungsmüll in Deutschland anfielen.

Der größte Teil der Verpackungen ist aus Pappe, Papier oder Karton, also Materialien, bei denen es in Deutschland und in der Europäischen Union eine sehr hohe Recyclingquote gibt. Doch allein die schiere Masse zeigt, dass Nachhaltigkeit im Verpackungsdruck ein zunehmend wichtiges Thema ist.

Der Anteil nachhaltiger Verpackungen im Lebensmittelsektor in Deutschland wächst deshalb stetig, aber genaue Zahlen variieren je nach Quelle und Definition von “nachhaltig”. Eine Umfrage aus dem Jahr 2021 ergab laut Statista, dass etwa 73 % der Befragten Wert auf nachhaltige Verpackungen legen. Nachhaltige Verpackungen umfassen dabei oft Materialien, die biologisch abbaubar oder recycelbar sind.

Weitgehend unbedruckte Kartons werden von vielen Endkonsumenten als besonders nachhaltige Verpackungsoption angesehen. Tatsächlich lässt sich das Material mit wesentlich weniger Aufwand wiederverwerten, da das Deinking entfallen kann. Hier bieten sich für den Labeldruck künftig viele Chancen. Beim digitalen Labeldruck kommt hinzu, dass dieser on-Demand und zum Teil sogar vor Ort erfolgt. Abfall, Lager- und Logistikkosten, aber auch Material und Stromverbrauch sinken dadurch erheblich, und auch die CO2-Bilanz verbessert sich.

Für Markeninhaber bedeutet dies, dass sie durch die Investition in nachhaltige Verpackungslösungen und digitale Drucktechnologien nicht nur die Umwelt schonen, sondern auch wirtschaftliche Vorteile erzielen können. Nachhaltiges Wirtschaften stärkt das Unternehmensimage und kann zu einer höheren Kundenzufriedenheit führen.

Die Zukunft des Digitaldrucks bei der Herstellung von Etiketten

Man kann den Digitaldruck durchaus als revolutionäre Kraft im Verpackungswesen sehen. Denn er ermöglicht eine schnelle und kosteneffiziente Produktion von nachhaltigen Verpackungen in kleinen Auflagen. Das hat besonders für kleine und mittlere Unternehmen viele Vorteile. Der Digitaldruck erlaubt eine hohe Flexibilität sowie Möglichkeiten zur Personalisierung und Individualisierung. Das kann erheblich zu einer Differenzierung im Markt beitragen.  

Zudem unterstützt er die Just-in-Time-Produktion, reduziert Lagerkosten und Abfall und trägt so zur Nachhaltigkeit bei. Für Druckdienstleister bleiben Etiketten deshalb ein spannender Markt, in dem es viele Chancen gibt. Dieser ist jedoch in Teilbereichen bereits sehr gut besetzt, was zu einigen Herausforderungen führt. Für Neueinsteiger ist es deshalb sinnvoll, sich nach regionalen oder thematischen Nischen umzusehen oder eine Partnerschaft mit der lokalen Wirtschaft anzustreben.

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