DTF: nur eine weitere Druck-technologie oder Zeitenwende im Textildruck?
Mit DTF (Direct-to-film) ist eine neue Drucktechnologie aufgetaucht, die das Zeug dazu hat, den Druck von T-Shirts und anderen Bekleidungsstücken zu revolutionieren. Nur ein Hype oder echter Gamechanger? Dieser Artikel beantwortet die 10 wichtigsten Fragen.
1. Was ist DTF?
Im Zusammenhang mit dem digitalen Textildruck bedeutet DTF „Direct-to-film“. Der Name ist dabei etwas irreführend, denn es wird mit Spezialtinte auf eine beschichtete Folie gedruckt. Das Motiv überträgt man vom Film auf das Shirt. Es handelt sich also nicht um ein Direktdruck-, sondern um ein Transferverfahren.
2. Wie funktioniert das DTF-Verfahren?
Für das DTF-Verfahren benötigt man einen kompatiblen Drucker oder eine Druckmaschinen, die speziell für die Verwendung von wasserbasierten DTF-Tinten gebaut wurde. Die Spezialtinten in den vier Prozessfarben CMYK werden mit einer weißen Tintenschicht abgedeckt. Diese sorgt auch dafür, dass der Druck auf dunklen wie hellen Textilien brillant wirkt. Künftig werden DTF-Tinten auch in weiteren Farben wie beispielsweise Neon-Tönen erwartet.
DTF funktioniert am besten bei eher kleinformatigen Motiven, deshalb wird meist auf Einzelblättern im Format DIN A4 oder DIN A3 oder Rollen bis ca. 60 cm Breite gedruckt.
Auf den noch leicht feuchten Druck wird ein feiner Granulat-Kleber mit einer typischen Körnergrößen zwischen 80 und 200 Micron aufgetragen. Dies kann manuell mit einem Handstreuer, oder auch im Rahmen einer integrierten Produktionslinie erfolgen. Zumeist ist der DTF-Kleber hell, es gibt aber schwarzen DTF-Kleber. Dieser wird vor allem auf Polyesterfasern eingesetzt. Er sorgt dort für brillante Motive und verhindert Farbmigration. Diese tritt vor allem auf gelben und roten Textilien aus Polyester auf.
Den Kleber fixiert man bei etwa 150 bis 160 Grad Celsius in der Transferpresse oder in einem Ofen auf der Folie. Die genaue Dauer und Temperatur hängen von der Kombination aus Folie, Tinte und Kleber ab. In der Regel werden aufeinander abgestimmte Sets von Verbrauchsmaterialien für den DTF-Druck verkauft.
Die nun mit dem Kleber versehenen Seite der Folie wird auf das zu bedruckende Textil gelegt und dort wiederum in der Transferpresse mit etwa 150 Grad Celsius fixiert. Typischerweise dauert das unter einer halben Minute. Der Prozess ist deshalb sehr energieeffizient. Die Druckfolie entfernt man vorsichtig vom erkalteten Kleidungsstück.
Das fertige Shirt muss nicht ausgewaschen oder zusätzlich gebügelt werden. Der Druck ist durch den Spezialkleber sehr dünn und dehnbar.
BILDUNTERSCHRIFT: Mutoh Europe hat 2021 in Zusammenarbeit mit STS Europe das STS DTF System vorgestellt. Foto: Mutoh Europe
3. Welchen Digitaldrucker benötigt man für das DTF-Verfahren?
Die Spezial-Tinten für DTF sind je nach Hersteller zu verschiedenen Druckköpfen für wasserbasierte Tinten kompatibel, häufig beispielsweise mit Epson DX5-Köpfen. Manche DTG (Direct-to-garment)-Drucker wie der Brother GTX / GTX pro oder der Epson SureColor SC-F2100 können deshalb auch mit DTF-Tinten von Drittanbietern benutzt werden.
Der Fachhandel, also beispielswiese Gröner oder IVM Signtex, bietet zudem verschiedene Anpassungen, Umbauten und Importe von DTF-Druckern an. Zum Teil umfassen diese auch weitere Workflow-Komponenten wie Module für den Auftrag des Granulatklebers. Mutoh Europe hat bereits 2021 in Zusammenarbeit mit STS Europe das STS DTF System vorgestellt. Es beruht auf dem Mutoh ValueJet 628 und umfasst auch eine optionale Thermo-Station.
4. Welche Software benötigt man den DTF-Druck?
Motive, die für den DTF-Druck vorgesehen sind, müssen spiegelverkehrt auf DTF-Film gedruckt und mit einer opak-weißen Deckschicht abgeschlossen werden. Die entsprechende Datei kann man manuell in einem Design-Programm wie etwa Adobe Photoshop anlegen. Doch auch die meisten modernen RIPs für Drucker mit Weiß-Option bieten die Möglichkeit, ein Design entsprechend zu präparieren.
Für das STS DTF System liefert der Hersteller ein Spezial-RIP mit, das auf der SAi Flexi Design- und Drucklösung beruht.
5. Auf welchen Materialien kann man DTF-Tinten einsetzen?
DTF-Tinten funktionieren auf Baumwolle, Seide, Polyester, Denim, Nylon, Leder, sowie Mischgeweben. Durch den weißen Unterdruck stehen die Motive auf hellem wie dunklem Untergrund brillant.
BILDUNTERSCHRIFT: easy inks GmbH bietet DTF-Tinte mit Oeko-tex Eco-Passport-Zertifikat an. Foto: easy inks GmbH.
6. Wie haltbar sind Drucke mit DTF-Tinten?
Im DTF-Verfahren gedruckte Motive sind sehr stabil und lassen sich gut dehnen. Man kann gedruckte Shirts in der Waschmaschine reinigen. STS gibt für sein System bis zu 40 Wäschen an.
7. Was ist der Unterschied zwischen DTF, DTG und Sublimation?
Für jedes der drei Technologien werden unterschiedliche Tinten eingesetzt. Im Sublimationsverfahren sublimiert das Motiv von einem dünnen, beschichteten Transferpapier auf das Textil. Die Farbe überspringt dabei die flüssige Phase, was dem Sublimationsdruck den Namen gab.
Auch DTF (Direct-to-film) ist ein Transferverfahren, hier werden die Farben mit Hilfe des Granulatklebers von der Druckfolie auf das Textil übertragen.
DTG (Direct-to-garment) ist dagegen ein direktes Druckverfahren. Weiße und farbige Tinte Pigment-Tinte wird unmittelbar auf das Kleidungsstück aufgetragen und mit Hitze fixiert. In der Regel benötigt man für hochwertige Ergebnisse, vor allem auf farbigem Textil, einen Primer.
BILDUNTERSCHRIFT: Manche DTG-Drucker wie der Epson SureColor SC-F2100 (5 Farben) können auch mit DTF-Tinten benutzt werden. Foto: Epson
8. Welche Vorteile hat das DTF-Verfahren?
DTF-Druck benötigt kein Wasser und relativ wenig Energie, das macht das Verfahren umweltschonender als beispielsweise den waschfesten Digitaldruck auf Textilien mit Reaktiv- oder säurehaltigen Textiltinten. Denn diese muss man mit Wasserdampf fixieren.
Textilen müssen für den DTF-Druck zudem nicht vorbehandelt werden. Man braucht im DTF-Verfahren gedruckte Motive auch nicht auszuschneiden oder zu entgittern, was zusätzlich Zeit spart. Der Gesamtprozess ist sehr stabil, so dass ihn auch geringer qualifizierte Kräfte nach Einarbeitung gut ausführen können.
DTF-Tinten halten auf einer breiten Palette von Natur- und Kunstfasern sowie Leder. Sie sind in der Regel sehr waschbeständig.
9. Welche Nachteile hat der DTF-Druck?
DTF-Druck ist ein recht neues Verfahren, deshalb ist die Auswahl an etablierten Herstellern noch nicht so groß. Nur wenige, beispielsweise easy inks GmbH, bieten zudem Tinten an, die Oeko-tex Eco-Passport-zertifiziert, also garantiert schadstofffrei sind.
Für beste Ergebnisse sollten Tinte, Folien und Granulatkleber von einem Anbieter gewählt werden, was die Auswahl einschränken kann.
Bei DTF-Hardware handelt es sich derzeit häufig um Asien-Importe oder Umbauten. Es gibt bisher wenige Drucker, die von Grund auf speziell für das DTF-Verfahren entwickelt wurden.
10. Lohnt sich die Beschäftigung mit DTF für Druckdienstleister?
Für Druckdienstleister, die bereits personalisierte Textilen herstellen oder dies planen, ist der DTF-Druck eine spannende Technologie, die sie sich nicht entgehen lassen sollten. Die Investitionskosten sind zudem verhältnismäßig gering, sodass man günstig in den Zukunftsmarkt individuelle Bekleidung einsteigen kann.
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