Bekleidungsdruck

Bekleidundungsdruck erklärt: DTF, DTG, Sublimation

by Sonja Angerer | 13.01.2023
Bekleidundungsdruck erklärt: DTF, DTG, Sublimation

Wer in digitalen Bekleidungsdruck investieren will, sieht sich mit einer Vielzahl von Technologien konfrontiert. So finden Druckdienstleister die richtige für ihr Unternehmen.

DTF, DTG, Sublimation, Transfer-, Direkt oder „echter“ Textildruck: Die Welt des Digitaldrucks auf Textil kann ziemlich verwirrend sein. Dieser Artikel konzentriert sich auf den Bekleidungsdruck, also den Druck auf bereits fertigen Kleidungsstücken wie T-Shirts, Caps oder Hoodies und beleuchtet die der gängigsten Methoden:

  • DTF (Direct-to-film)
  • DTG (Direct-to-garment)
  • Sublimationsdruck.

und gibt vor allem Einsteigern Hilfen für die Investitionsentscheidung. 

BILDUNTERSCHRIFT: Direktdruck mit Binder-Pigmenttinten hält auf praktisch jedem marktgängigen Textil. Foto: Kornit Digital

Der Neuling im Bekleidungsdruck: DTF

DTF, kurz für (Direct-to-film) ist noch eine relativ junge Technologie für den Bekleidungsdruck. Der Name kommt von dem innovativen Verfahren. Denn man druckt mit wasserbasierte Spezialtinte direkt auf eine beschichtete Folie, meist aus PET.

Das Motiv wird seitenverkehrt aufgebracht, mit opak-weißer Tinte als Abdeckschicht. Auf das noch leicht feuchte Motiv trägt man einen Granulatkleber auf, der bei 150 bis 160 Grad Celsius in der Transferpresse oder in einem Ofen auf der Folie fixiert wird.

Die so präparierte Folie kann eingelagert und bei Bedarf in der Transferpresse auf alle marktgängigen Natur- und Kunstfasern sowie Leder übertragen werden. Weil dazu nur etwa eine halbe Minute Hitzeeinwirkung notwendig ist, verbraucht der Prozess vergleichsweise wenig Energie. Granulatkleber haftet nur am Motiv, deshalb entfällt der Arbeitsschritt des Entgitterns. Die weiße Abschlussschicht sorgt dafür, dass der Druck auf hellen, farbigen und sogar dunklen Textilien brillant sichtbar ist.

Die dünne Schicht aus Kleber und Spezialtinte ist sehr haltbar und reißt nicht so leicht, wenn das Kleidungsstück gedehnt wird. Je nach Anbieter der Systemkomponenten geht man von mehreren Dutzend Haushaltswäschen aus, bis der Druck unansehnlich wird.

Bei DTF als Bekleidungsdruck-Technologie müssen die Textilien nicht vor- oder nachbehandelt werden. Auch waschen oder bügeln vor der Abgabe an den Kunden ist nicht notwendig. Einzelne Anbieter wie Easy Inks haben bereits DTF-Tinten im Angebot, die Oeko-Tex Eco Passport zertifiziert sind. Das bedeutet, dass man sie zum Druck von Textilien mit Oeko-Tex-Zertifizierung einsetzen kann.

BILDUNTERSCHRIFT: Der XT-640S-F Textildirektdrucker von Roland DG verziert fertige Textilien auf einem 1,60 m breiten Flachbett. Foto: Roland DG

DTG: Direkt auf Kleidung drucken

DTG (Direct-to-garment) ist unter den vorgestellten Verfahren das einzige direkte Verfahren für den Bekleidungsdruck.  Die wasserbasierte Tinte mit Pigmenten wird direkt und seitenrichtig auf das Textil gedruckt. Für weiße und helle Textilien genügen Prozessfarben. Auf stark farbigen und dunklen Shirts und anderen Kleidungsstücken ist dagegen eine weiße Basis-Schicht notwendig.

Die weiße Tinte wird von Stoff sehr stark aufgesaugt. Deshalb werden vor allem dunkle Kleidungsstücke vorbehandelt. Je nach Hersteller trägt die Maschine den Primer im Rahmen des Druckvorgangs selektiv dort auf, wo Farben gejettet werden. Alternativ wird die gesamte Druckfläche in einem vorgelagerten Arbeitsschritt manuell oder automatisch mit Pre-Treatment behandelt. Nach dem Druck ist ein weiterer Prozessschritt nötig, denn das Kleidungsstück muss danach durch einen Trockentunnel laufen oder in eine Heißpresse.

DTG-Tinten sind als Formulierungen mit oder ohne Binder verfügbar. Ohne Binder halten sie am besten auf Baumstoffen oder Mischgeweben mit hohem Baumwollanteil. Anbieter entsprechender Maschinen sind beispielweise Brother, Epson oder Roland DG. DTG-Tinten mit Binder, wie sie vor allem in Maschinen von Kornit Digital zum Einsatz kommen, sind für fast alle marktgängigen Fasern zu verwenden.

DTG-Druck erhält den textilen Charakter des Kleidungsstücks. Da die Fasern direkt eingefärbt werden, treten kein Stretch-Brüche im Druck auf. Bekleidungsdrucke im DTG-Verfahren sollten vor dem ersten Tragen gewaschen werden, um überschüssige Tinte zu entfernen. Das übernimmt in der Regel der Endkunde. Die Drucke sind gut haltbar, solange man sie in der Waschmaschine bei niedrigen Temperaturen ohne Bleichmittel und Weichspüler reinigt. Dabei sollte man das Textil auf links wenden, um Abrieb zu verhindern.

BILDUNTERSCHRIFT: Der kürzlich vorgestellte Sublimationsdrucker Epson SureColor SC-F6400H ist auch wahlweise mit Orange und Violett oder Neon-Pink und Neon Gelb für einen erweiterten Farbraum und zu haben. Foto: Epson.

Subli: Der Klassiker im Bekleidungsdruck

Das Sublimationsverfahren wird im Bekleidungsdruck vor allem für Sportbekleidung wie Team-Shirts angewendet. Denn Sublimationsdruck funktioniert ausschließlich auf Polyester. Je nach Tintenzusammensetzung sind auch Mischgewebe mit hohem Polyester-Anteil möglich. Solche Stoffe sind vor allem bei Funktions- und Sportbekleidung gebräuchlich.

Alternativ können andere Fasern und Oberflächen auch in einer Vorbehandlung mit einer Polyesterschicht zur Aufnahme versehen werden. Das ist allerdings eher beim Sublimationsdruck auf festen Oberflächen, also etwa Fotogeschenken, üblich.

Beim Sublidruck wird seitenverkehrt auf ein beschichtetes Transferpapier gedruckt. Dabei kommt wasserbasierte Spezialtinte zum Einsatz, meist in der Prozessfarben CMYK, zum Teil auch mit Light-Tinten. Epson bietet beim kürzlich vorgestellten Modell SureColor SC-F6400H aber auch wahlweise Orange und Violett oder Neon-Pink und Neon Gelb für einen erweiterten Farbraum und besonders kräftige Farben an. Weitere Anbieter von Spezialdruckern für die Sublimation sind etwa Roland DG, Mimaki, Mutoh oder EFI.

Die im Sublimationsverfahren bedruckten Rollen, seltener Einzelblätter, kann man gut lagern. Wenn das Motiv auf ein Shirt oder ein ähnliches Bekleidungsstück übertragen wird, müssen Druckgut und Transferpapier für knapp eine Minute auf mindestens 180 Grad erhitzt werden. Erst dann gehen die Tinten vom festen Zustand sofort in den gasförmigen über und betten sich zielgenau und tief in der Polyesterfaser ein. Auswaschen oder bügeln muss man die fertige Ware nicht. Der textile Charakter der Rohware wird durch die Sublimierung nicht beeinflusst. Allerdings sollte sie bereits vorgeschrumpft sein, um Passformprobleme zu vermeiden.

Bekleidungsdruck: Welche Technologie ist die beste?

Unabhängig von der Drucktechnologie ist für den Bekleidungsdruck ist neben einem Printer mindestens eine Heißpresse bzw. ein Trockentunnel notwendig. Während DTG-Drucker in der Regel ausschließlich für die Nutzung mit Textiltinten für den Direktdruck konzipiert werden, können teilweise bereits bestehende Drucker zur Nutzung von DTF- und Sublimationstinten umgerüstet werden.

Transfer-Verfahren wie DTF und Sublimationsdruck verursachen durch das Medium größere Mengen an Produktionsabfall als der textile Direktdruck. Hinzu kommt der höhere Energiebedarf beim Übertragungsprozess.

Ein großer Vorteil von Transferverfahren ist die Entzerrung von Motivdruck und Verzierung des Kleidungsstücks. So kann man die fertigen Designs platzsparend lagern und erst bei Bedarf in Minutenschnelle Caps, Shirts etc. fertigstellen. Das macht Transferverfahren besonders für Retail-Umgebungen oder Copyshops interessant.  Für den Direktdruck wiederum spricht die große Auswahl an kompatiblen Materialien sowie eine Druckqualität, die für Laien kaum vom Siebdruck zu unterscheiden ist.

Welche der drei gängigen Technologie im Bekleidungsdruck für ein Unternehmen am besten geeignet ist, hängt also ganz von den technischen Anforderungen sowie den Zielgruppen für die Endprodukte ab.

Aufmacherbild mit freundlicher Genehmigung von Mabel Amber/Pixabay

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