Digital Signage: Stromfresser oder Zukunftstechnologie?
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Digital Signage hat in den letzten Jahren erheblich an Bedeutung gewonnen. Doch während die Vorteile von Digital Signage offensichtlich sind, stellt sich die Frage: Ist diese Technologie einfach nur ein Stromfresser oder Teil der Lösung für nachhaltigere Werbung?
In diesem Artikel beleuchte ich die verschiedenen Aspekte von Digital Signage und versuche die Frage zu beantworten, ob die Technologie mehr Energie verbraucht, als sie wert ist. Oder ob es sich tatsächlich um eine nachhaltige Zukunftstechnologie handelt.
Digital Signage bezieht sich dabei auf den Einsatz digitaler Bildschirme, um Informationen, Werbung und andere Inhalte anzuzeigen. Dabei ist es egal, ob diese im Innen- oder Außenraum, am POS, in Event-Venues oder auch an Verkehrsknotenpunkten installiert sind.
Laut Nielsen-Trend 2024 boomt vor allem Digital out of Home (DOOH). Im Vergleich zu 2023 wuchs der Brutto-Werbeumsatz in Deutschland auf 1,4 Mrd. Euro, das ist ein Plus von 19 Prozent. Man kann also sagen, dass Digital Signage nachhaltig erfolgreich ist.
Digitale Außenwerbung gilt als Werbekanal mit besonders geringem ökologischem Fußabdruck pro Kontakt. Foto: Sharp.
Energieverbrauch von Digital Signage
Ein häufiges Argument gegen Digital Signage ist der hohe Energieverbrauch. Tatsächlich können große Bildschirme und Videowände erhebliche Mengen an Strom verbrauchen, insbesondere wenn sie rund um die Uhr betrieben werden. Der Energieverbrauch hängt jedoch stark von der Art des verwendeten Bildschirms und der Betriebsdauer ab.
E-Ink-Displays benötigen für die Darstellung statischer Inhalte keinen Strom. Sie sind ein bedeutender Beitrag zu umweltschonender Werbung, deshalb investieren Konzerne wie Samsung in die Entwicklung. Foto: Samsung.
Großformatige LED-Videowände kommen vor allem in Stadien und Konzerthallen zum Einsatz, gelegentlich auch am POS. Bei ihnen wird das Bild von kleinen Dioden erzeugt, die man auf der Oberfläche erkennen kann. Der Stromverbrauch wird stark von den Inhalten beeinflusst. Denn weiße Flächen benötigen den meisten Strom. Der Anbieter LED-tek testete die Energieeffizienz seines Ledbrix-Systems, und kam dabei bei Videoinhalten auf einen Verbrauch von durchschnittlich 138 Watt pro Quadratmeter.
Bei den üblichen Videowänden von 20 Quadratmetern und mehr kommt so zwar einiges zusammen. Allerdings relativiert sich das auch wieder ein Stück weit, wenn man den Verbrauch in Beziehung zu den Werbekontakten setzt. Bei einem Festival oder Bundesligaspiel erreichen Inhalte auf einer großen Video-Wall schon vor Ort zehntausende Zuschauer. Weitere Werbekontakte durch Übertragungen und Social Media sind da noch gar nicht mit eingerechnet. Zudem ist die Einsatzdauer meist recht kurz.
LCD und LED-Bildschirme funktionieren mit Flüssigkristallen, die von hinten mit LEDs angestrahlt werden. Im Vergleich zu älteren Bildschirm-Arten, die rückwärtig mit Leuchtröhren ausgestattet waren, benötigen sie deutlich weniger Strom. Bei OLED-Displays sind die Pixel selbstleuchtend. Sie verbrauchen dadurch noch einmal weniger Strom als LED- und LCD-Displays. Das Bild ist dabei klarer und schärfer, mit einem besonders tiefen Schwarz. OLED-Displays kommen fast immer in Innenräumen zum Einsatz.
E-Paper oder farbige E-Ink Displays gelten als aufstrebende Technologie im Bereich Digital Signage. Denn die Bildschirme verbrauchen nur dann Strom, wenn sich der angezeigte Inhalt ändert. Dadurch können statische Bilder ohne Energieverbrauch angezeigt werden. Dies macht sie besonders energieeffizient und ideal für Anwendungen, bei denen sich die Inhalte nicht häufig ändern. E-Ink Displays können auch im Außenraum genutzt werden. So sagt z.B. Scott Pickus, Marketing-Manager bei DynaScan Technology: „Unser E-Ink Kaleido 3 Outdoor-Display ist für den zuverlässigen Einsatz im Freien konzipiert. Es funktioniert bei Temperaturen von -15°C bis 65°C. Dazu wird keine Heizung oder Kühlung benötigt, die zusätzlich Energie verbraucht.“
Doch nicht nur DynaScan hat E-Ink-Lösungen für Digital Signage im Programm. Auch Samsung und Sharp haben ihr Angebot von E-Paper-Lösungen in den letzten Monaten deutlich erweitert.
Pickus spricht mit dem Verweis auf die Gehäuse von Displays einen wichtigen Punkt an. Denn zum Gesamtbild des Energieverbrauchs einer Installation können Heizung oder Kühlung erheblich beitragen. Es macht auch einen Unterschied, ob statische Bilder oder Video-Inhalte angezeigt werden, wie oft die Spots wechseln, und welche Helligkeit Bilder oder Bildschirm aufweisen müssen. Daneben ist auch die Betriebsdauer pro Tag ein entscheidender Faktor.
Werbung gehört aber in ihrer Gesamtheit ohnehin zu den großen „Stromfressern“: Laut dem britischen Fachmagazin „The Drum“ entfällt rund ein Prozent des globalen Energieverbrauchs darauf.
Auch am POS beliebt, aber vergleichsweise wenig energieeffizient: LED Video-Wall. Foto: Sonja Angerer
Der ökologische Fußabdruck von Digital Signage
Wenn man das Thema aber aus einem anderen Blickwinkel betrachtet, sieht es für Digital Signage schon besser aus. Denn laut dem Fachverband iDooh entfallen auf DOOH-Screens zwischen fünf und sechs Gramm CO²-Emissionen je 1.000 Werbekontakte. Damit ist das Werbemedium pro erreichte Passanten deutlich umweltschonender als ein herkömmliches Citylight Poster (37 g) oder eine Megalight-Poster-Installation mit 55 Gramm pro 1.000 Kontakte.
Die Berechnung der Emissionen erfolgte auf Grundlage des Green GRP Online Rechners. Dabei wurde angenommen, dass die Displays mit Ökostrom betrieben werden und maximal 9 qm groß sind. In den ökologischen Fußabdruck fließen nicht nur der Energieverbrauch, sondern auch Herstellung, Entsorgung sowie Geschäftsaktivitäten rund um das Produkt oder den Service ein. Wie groß der Anteil der Werbung an den weltweiten CO²-Emissionen ist, darüber scheinen Experten uneinig, oft werden etwa 3,5 % am globalen Treibhausgas-Ausstoß genannt.
Doch auch der ökologische Fußabdruck bildet noch nicht die gesamte Nachhaltigkeits-Situation ab. Denn der Rohstoffverbrauch, Einfluss auf lokale Communities und Arbeitsbedingungen entlang der Lieferkette bleiben dabei unberücksichtigt. Bei Digital Signage liegen hier die Problemfelder ähnlich wie bei anderen elektronischen Zukunftstechnologien: Oft ist schon die Gewinnung der zur Herstellung nötigen Rohstoffe hochproblematisch. Auch Reparatur- und Recycling-Möglichkeiten müssten deutlich verbessert werden.
Vorteile von Digital Signage
Doch Digital Signage wird voraussichtlich auch weiterhin eine der wichtigsten Werbeformen am POS und im Außenraum bleiben. Denn sie bietet Werbetreibenden wie Kunden handfeste Vorteile:
Flexibilität und Aktualität: Inhalte können in Echtzeit aktualisiert werden. Unternehmen können so schnell auf Marktveränderungen und Kundenbedürfnisse reagieren.
Interaktivität: Moderne Digital Signage-Systeme bieten interaktive Funktionen. Die Umworbenen können per Touchscreen oder mit dem eigenen Smartphone mit den Inhalten interagieren oder sogar direkt Kontakt mit den Werbetreibenden aufnehmen. Das erregt Aufmerksamkeit und stärkt die Kundenbindung.
Kostenersparnis: Obwohl die Anfangsinvestitionen für Digital Signage oft ganz erheblich sind, können Unternehmen langfristig Kosten sparen, indem sie auf gedruckte Materialien verzichten. Denn digitale Inhalte lassen sich einfach und kostengünstig per Knopfdruck aktualisieren. Es müssen keine physischen Materialien mehr produziert und verteilt werden, was auch Verkehr und Luftverschmutzung reduzieren hilft.
Fazit: Ist Digital Signage eine nachhaltige Zukunftstechnologie?
Ob man Digital Signage nun als nachhaltige Zukunftstechnologie sehen will, hängt davon ab, wie man die verschiedenen Faktoren bewertet. Einerseits können Energie- und Rohstoffverbrauch ein Problem darstellen. Zum „Stromfresser“ werden die Displays aber nur, wenn sie rund um die Uhr bei hoher Helligkeit betrieben werden und womöglich noch ein Gehäuse mit Klimaanlage benötigen.
Dank moderner LED- und E-Paper-Technologie sind aktuelle Digital-Signage-Installationen zudem deutlich energieeffizienter. Dadurch können manche Anlagen bereits mit Hilfe von Solar-Panelen vor Ort mit Strom versorgt werden. Wo das nicht möglich ist, kann man durch konsequenten Einsatz von Öko-Strom den Einfluss auf die Umwelt zumindest minimieren.
Dazu Scott Pickus: „Die E-Paper-Technologie spielt eine Schlüsselrolle in den Energieeffizienz-Initiativen von DynaScan. Denn sie bietet den Kunden leistungsstarke Produkte, die den Stromverbrauch drastisch reduzieren. Ihr wartungsarmes, langlebiges Design minimiert den Elektronikschrott und steht im Einklang mit der breiteren ESG-Strategie von DynaScan. (…) Durch die Kombination von energieeffizienter Technologie und verantwortungsvollen Materialien hilft DynaScan seinen Kunden, ihre Nachhaltigkeitsziele zu erreichen und gleichzeitig die Umweltbelastung zu reduzieren.“
Digital Signage ist eine leistungsstarke und vielseitige Technologie, die zahlreiche Vorteile bietet. Der Energieverbrauch kann vor allem bei großen Anlagen durchaus negativ beurteilt werden. Es gibt aber zahlreiche Möglichkeiten, diesen zu reduzieren und die Nachhaltigkeit zu verbessern. Mit der richtigen Technologie und Strategie kann Digital Signage deshalb nicht nur eine effektive Kommunikationslösung sein, sondern auch einen Beitrag zu einer nachhaltigeren Zukunft leisten.
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