Digitaldruck

Digitaler Auflagendruck – die andere Seite des Digitaldrucks

by Sonja Angerer | 19.12.2024
Digitaler Auflagendruck – die andere Seite des Digitaldrucks

Der digitale Auflagendruck hat sich gemeinsam mit dem Großformatdruck entwickelt. Bei den Märkten gibt es ein paar Überschneidungen, aber vor allem erhebliche Unterschiede. Was bedeutet das für Druckereien, wo gibt es noch Marktnischen?

Digitaldruck, das ist für viele Menschen Großformatdruck. Tatsächlich ist der digitale Auflagendruck weit weniger sichtbar, denn statt auffälliger Riesenposter oder eindrucksvoller Messestände geht es dabei vor allem um ganz alltägliche Druckerzeugnisse.


Ricoh bietet eine Reihe von digitalen Produktionsdruckern für den Transaktions- und Buchdruck an. Foto: Ricoh

Digitaler Auflagendruck – Technik

Vierfarb-Inkjet ist wie beim Großformatdruck auch beim digitalen Produktionsdruck heute die am weitesten verbreitete Technologie. Vor allem für den Transaktionsdruck so wie in Inhouse-Druckereien kommen aber auch Systeme mit Laser- oder LED-Technologie vor. Konica Minolta brachte erst kürzlich mit AccurioPrint C751i eine neue Serie für Hausdruckereien in Behörden und Verbänden, dem Bildungssektor und im Gesundheitswesen auf den Markt. Es arbeitet mit der Simitri V Polymerised Toner-Technologie des Unternehmens.

Oft sind Produktionsdrucker mit Lasertechnologie vor allem für den Schwarz-Weiß-Druck in eher kleinen Volumen gedacht. Doch auch beim S/W-Druck setzen die Hersteller zunehmend auf Inkjet, wie beim eben vorgestellten Schwarzweiß-Inkjet-Rollendrucksystem Pro VC40000 von Ricoh.

HP-ElectroInk kommt in der großen Familie der HP-Indigo-Drucker zum Einsatz. Je nach Modell werden HP-Indigos für Fotos, Verpackungen und den Akzidenzdruck verwendet. Die Technologie erlaubt auch den Druck mit Schmuckfarben.

Landa Nanographie wurde 2012 vorgestellt, und verbindet Elemente von Inkjet- und Lasertechnologie mit Nano Tinten. Die hochproduktiven Maschinen werden vor allem für typische Offset-Anwendungen wie Verpackungs- und Buchdruck eingesetzt.

Ähnlich wie beim Analogdruck gibt es auch beim digitalen Auflagendruck zwei grundsätzliche Möglichkeiten der Papierzufuhr. Die meisten Maschinen für den digitalen Produktionsdruck arbeiten mit Bögen, typischerweise vom Format A4 bis B2, manchmal B1. Ein Beispiel ist etwa das aktuelle Einsteigermodell für den digitalen Produktionsdruck Canon varioPRESS iV7.

Rollen- oder Endlosdruckmaschinen für den digitalen Auflagendruck wie etwa HP PageWide Advantage 2200-Modelle (Video) werden mit Papierrollen bis ca. 60 cm Breite bestückt.

Manchmal werden auch Großformat-Digitaldrucker mit Flachbett oder Rolle-zu-Rolle-Zufuhr für Aufträge eingesetzt, die man dem digitalen Auflagendruck zurechnen kann. Besonders häufig ist das im Bereich Großfoto und Plakatdruck.


Das Rollendrucksystem HP PageWide Advantage 2200 kann bis zu 244 Meter pro Minute drucken. Foto: HP

Digitaler Auflagendruck – Einsatzgebiete

Digitaler Auflagedruck kommt vor allem in drei Bereichen zum Einsatz:

  • Offset-Ersatz: Druck von Magazinen und Büchern, Mailings und Prospekten, allgemeiner Akzidenzdruck in kleinen Auflagen sowie Etiketten- und Verpackungsdruck
  • Fotodruck: Abzüge, Großformate, Fotobücher, Kalender, Fine Art
  • Individualisierung / Personalisierung: persönliche Mailings und Marketingmaterial, Transaktionsdruck.

Häufig lassen sich Systeme für den digitalen Auflagendruck mit Modulen zur Endverarbeitung zu einer Produktionslinie kombinieren, in der etwa Broschüren oder Bücher mit Klebebindung hergestellt werden.


Die AccurioPrint C751i Drucker von Konica Minolta sind für Hausdruckereien gedacht und arbeiten mit Laser-Technologie. Foto: Konica Minolta.

Vor- und Nachteile des digitalen Produktionsdrucks

Im direkten Vergleich zu analogen Verfahren wie dem Offset-Druck bietet der digitale Auflagendruck alle Vorteile des Digitaldrucks:
  • Schnell und flexibel: Es müssen keine Druckvorlagen erstellt werden.
  • Auflage oder Einzelstück: Digitale Produktionsdrucker können kleine bis mittlere Auflagen mit gleichem Motiv, mit verschiedenen Versionen und sogar als personalisiertes Einzelstück drucken.
  • Energieeffizient und umweltschonend: Im Vergleich zum Analogdruck verbraucht der digitale Auflagendruck weniger Strom, Wasser, Chemikalien und andere Rohstoffe. Es entsteht zudem weniger Müll, da es keinen nennenswerten Vor- und Nachlauf gibt.
  • Weniger Lagerbedarf: da nach Bedarf in kleinen Mengen nachgedruckt werden kann, braucht man kein Druckmaterial mehr auf Vorrat herstellen.


Bei sehr großen Lauflängen kann der digitale Auflagendruck allerdings immer noch nicht mit analoge Verfahren wie dem Offset oder Tiefdruck konkurrieren. Denn Tinte und Papier für den Digitaldruck sind meist deutlich teurer. Nachteilig ist auch, dass die Technik im Digitaldruck noch immer deutlich schneller voranschreitet als in analogen Verfahren. Denn das bedeutet, dass ein digitaler Auflagendrucker sehr viel schneller veraltet als ein entsprechendes analoges Modell.

Obwohl ein einzelner, digitaler Produktionsdrucker wesentlich günstiger ist als eine hochwertige Offsetdruck-Linie, ergibt sich so über mehrere Jahrzehnte zumeist ein erhöhter Investitionsbedarf durch den Digitaldruck.


Das Modell Canon varioPRESS iV7 ist für Einsteiger in den digitalen Produktionsdruck gedacht und verarbeitet Bögen bis zum Format B2. Foto: Canon

Zukunftsaussichten des digitalen Auflagendrucks

Grundsätzlich erwarten die meisten Experten, dass sich der digitale Auflagendruck auch in Zukunft gut behaupten wird. Eine wachsende Nachfrage nach individualisierten und personalisierten Produkten führt dazu, dass noch mehr Offsetaufträge vom digitalen Produktionsdruck übernommen werden.

Der digitale Produktionsdruck es jedoch ebenso wie analoge Verfahren vom Verschwinden ganzer Segmente innerhalb der Druckbranche betroffen. Es gibt kaum mehr Nachfrage nach einfachen Akzidenzien wie etwa Visitenkarten oder Geschäftspapieren. Die hier noch verbliebenen Aufträge werden meist von stark automatisierten Online-Großdruckereien zu konkurrenzlos niedrigen Preisen hergestellt.

Personalisierte Mailings und Transaktionsdrucke wie beispielsweise Kreditkartenabrechnungen wurden bereits weitgehend durch elektronische Kommunikation ersetzt. Selbst Magazine, Broschüren und Prospekte bevorzugen viele Kunden inzwischen als PDF. In manchen Segmenten des Buchdrucks ist derzeit eine erhöhte Nachfrage zu verzeichnen. Ob diese Entwicklung anhält, bleibt abzuwarten.

Für den digitalen Auflagendruck bedeutet dies, dass Unternehmen bei Standard-Aufträgen mehr denn je auf Automatisierung und Digitalisierung setzen müssen. Parallel kann es sinnvoll sein, sich auf Nischen wie etwa Packungsbeilagen zu konzentrieren und Kunden als „Problemlöser“ innovative Produkte für ihre Anforderungen anzubieten.

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