Bekleidungsdruck

Investions-Check: DTF oder DTG?

by Sonja Angerer | 15.06.2023
Investions-Check:  DTF oder DTG?

Der Druck auf T-Shirts und anderer Bekleidung wird auch in den nächsten Jahren ein lohnendes Segment für Digitaldruckereien bleiben. Mit DTF (Direct-to-film) ist kürzlich ein neues Boom-Thema auf der Bildfläche erschienen. Für wen lohnt eine Investition, und ist DTG (Direct-to-garment) damit obsolet?

Wer heute in Maschinen für den Druck auf bereits fertig genähte Bekleidung investieren will, kommt heute um zwei Verfahren nicht herum: DTG und DTF. Hinter den beiden Kürzeln verbergen sich recht unterschiedliche Technologien. Gemeinsam ist ihnen, dass sie auf einer breiten Vielfalt von textilen Materialien ansprechende und haltbare Druckergebnisse bieten. In diesem Artikel erkläre ich 

  • Wie DTF und DTG funktionieren 
  • Welche Anbieter von Maschinen und Material auf dem Markt sind 
  • Welche Anwendungsbereiche es gibt 
  • Worauf Druckdienstleister bei der Investition achten sollten. 

DTF und DTG: Textildruck Modern 

Für den Bekleidungsdruck gab es lange Jahre nur wenig befriedigende Möglichkeiten: Der Sublimationsdruck ermöglicht brillante Farben und textilen Griff, funktioniert aber nur auf Material, das überwiegend aus Polyester oder entsprechend beschichtet ist. Beim Druck auf Transferfolien ist die Materialauswahl größer, doch die Qualität und Haltbarkeit der Drucker genügt aktuellen Ansprüchen oft nicht. Deshalb ist es kein Wunder, dass um 2010 der DTG-Druck vom Markt begeistert aufgenommen wurde. 

BILDUNTERSCHRIFT: Für den Bekleidungsdruck konkurrieren derzeit vor allem die DTF- und die DTG-Technologie. Foto: S. Angerer 

DTG: Vor dem Drucken bitte vorbehandeln 

Bei DTG (Direct-to-garment) handelt es sich um ein echtes Direktdruck-Verfahren. Die wasserbasierte Tinte mit Pigmenten wird seitenrichtig auf das gespannte Textil gedruckt. Das funktioniert auf weißen und hellen Stoffen auch ohne Unterdruck, für bunte und dunkle Stoffe wird eine weiße Basis-Schicht benötigt. 

Hochwertige Druckergebnisse erzielt man auf dunkler Bekleidung nur, wenn diese vor dem Weißdruck zusätzlich vorbehandelt. In der einfachsten Variante wird die Fläche manuell oder automatisch mit Pre-Treatment besprüht und in Trockentunnel oder Heißpresse druckfertig gemacht. Es gibt auch einzelne Drucker, die den Primer in einem Durchgang nur an den zu bedruckenden Stellen auftragen.  

Hersteller wie Brother, Epson oder Roland DG konzentrieren sich bei DTG-Druckern auf Pigment-Tinten ohne Binder. Diese halten am besten auf Baumstoffen oder Mischgeweben mit hohem Baumwollanteil. Pigment-Tinte mit Binder, z.B. die Kornit-Max-Technologie lassen sich auf praktisch allen Textilfasern einsetzen. DTG-Tinten werden auch von Drittherstellern angeboten, z.B. Dupont oder Sun Chemicals

Im Vergleich zu anderen Direktdruck-Technologien für Textil, also etwa Reaktiv- oder säurehaltige Tinten, ist der DTG-Druck ressourcenschonend und relativ günstig im Unterhalt.  Denn das bedruckte Kleidungsstück wird vor der Auslieferung nur heißfixiert. Es muss aber beim Dienstleister nicht gewaschen oder gesteamt werden, sodass dort weniger Energie und Wasser verbraucht werden.  

Die Drucke überstehen mehrere Haushaltswäschen bei niedriger Temperatur gut. Dadurch kann man DTG-gedruckte Textilien für Mode, Heimtextilien und sogar manche Arbeitskleidung verwenden. Im Vergleich zum DTF-Druck wirkt die bedruckte Oberfläche allerdings etwas rauer, zudem sind keine so brillanten Farben möglich.  

BILDUNTERSCHRIFT: Wird für DTG und DTG benötigt: Heißpresse. Foto: S. Angerer 

DTF: haltbar und brillant 

DTF, kurz für Direct-to-film, wurde ab ca. 2020 auf den europäischen Märkten eingeführt. Dabei wird das Motiv spiegelverkehrt mit einer wasserbasierten DTF-Spezialtinte auf eine beschichtete PET-Folie gedruckt und dann mit weißer Tinte abgedeckt. Dadurch steht das Motiv auf jeder Untergrundfarbe gut. Derzeit sind marktgängige DTF-Tinten nur vierfarbig plus Weiß zu haben. In den kommenden Jahren werden jedoch auch weitere Töne und Effekte, wie z.B. Neon erwartet.  

Auf den noch feuchten DTF-Druck bringt man Granulatkleber mit Körnergrößen zwischen 80 und 200 Micron auf. Das kann bei kleineren Auflagen ganz einfach mit Hilfe eines Handstreuers passieren. Für größere Produktionen gibt es bereits nach Kundenwunsch integrierte Produktionslinien.  

Für die meisten Produktionen genügt helles Granulat, für gelbe und roten Polyester-Textilien wird oft ein schwarzes Spezial-Klebepulver empfohlen, das eine Farbmigration verhindert. Den Kleber fixiert man bei 150 bis 160 Grad Celsius. Dabei ist die genaue Temperatur stets von der Kombination aus Folie, Tinte und Kleber abhängig.  

Man legt nun die mit Kleber versehenen Seite der Folie auf das zu veredelnde Kleidungsstück und fixiert es in der Transferpresse bei etwa 150 Grad Celsius etwa 30 Sekunden lang. Das DTF-Verfahren funktioniert auf den meisten marktgängigen Natur- und Kunstfasern, Mischgeweben und sogar Leder. Das eröffnet ein breites Anwendungsspektrum von Mode über textile Geschenkartikel bis hin zur gedruckten Innenraumdekoration.  

Die Druckfolie wird sodann vorsichtig vom erkalteten Kleidungsstück entfernt, übrig bleibt ein sehr dünner, gut dehnbarer Druck, der sich gut in handelsüblichen Waschmaschinen reinigen lässt. Wie beim DTG-Druck ist auch hier kein zusätzliches Auswaschen oder Bügeln nötig. Durch die kurzen Fixierungszeiten bei vergleichsweise niedriger Temperatur ist die Produktion von DTF-Drucken zudem sehr energieeffizient.  

Die Auswahl an DTF-Druckern ist derzeit fast unüberschaubar. Vielfach handelt es sich um Importe aus Fernost, die über Fachhändler bezogen werden. Zum Teil werden die Maschinen in Europa noch ergänzt und ausgebaut, etwa beim Modell FlexLine DTF600 von Digitran. Häufig passen Hersteller auch bestehende Textildrucker für DTF an. So hat Mutoh Europe hat bereits Ende 2012 das STS-DTF-System vorgestellt. Es beruht auf dem Mutoh ValueJet 628 und kann auch mit optionaler Thermo-Station geliefert werden. Speziell für den DTF-Druck konzipierte Maschinen wurden 2023 von Mimaki (TxF 150-75) sowie von Roland DG (VersaSTUDIO BN-20D) vorgestellt.  

Da sich DTF-Tinten gut in weit verbreiteten Inkjet-Köpfen wie Epson DX5 einsetzen lassen, werden auch bereits beim Kunden vorhandene DTG-Installationen auf DTF über den Fachhandel umgerüstet. Bei Gröner kann man außerdem „DTF on DTG“-Versionen des Brother GTX / GTX pro und des Epson SureColor SC-F2100 erwerben. Teilweise stellen Dienstleister ihre DTG-Drucker auch in Eigenregie um und nutzen dafür Tinten von Herstellern wie der easy inks GmbH.  

BILDUNTERSCHRIFT: easy inks bietet DTF-Tinte mit Oeko-Tex Eco-Zertifikat an. Foto: S. Angerer 

In DTG oder DTF investieren? 

DTF hat derzeit bei vielen Druckdienstleistern die Nase vorn: Der Prozess ist einfach und zuverlässig, zudem entfällt eine Vorbehandlung selbst bei dunklen Textilien. Ähnlich wie im Sublimationsdruck kann man vorbereitete DTFs einlagern und bei Bedarf auf einem Bekleidungsstück fixieren. Dadurch wird eine Herstellung von bedruckter Kleidung nach Kundenwunsch etwa auf Messen, Festivals oder in Pop-up-Stores denkbar. DTG-Maschinen lassen sich in einer solchen Umgebung nicht so leicht betreiben, schon allein, weil der Direktdruck je nach Motiv einige Zeit in Anspruch nimmt. 

Da sich einige bekannte DTG-Drucker ohne größere Problem auf DTF-Tinten umrüsten lassen, sind die benötigten Investitionen in Druckereien mit bestehendem Bekleidungsdruck minimal. Allerdings sollte man auch bei günstigen DTF-Druckern die Gesamtkosten im Auge behalten. Denn Probleme bei Service und Ersatzteilversorgung können schnell dazu führen, dass die Maschine lange Stehzeiten aufweist.  

Während DTG-Tinten, -Drucker und -Verbrauchsmaterial am Markt gut etabliert und von namhaften Herstellern verfügbar sind, ist die Auswahl an DTF-Druckern von eingeführten Marken derzeit noch vergleichsweise klein. Tinten, Folien und Granulat wird hingegen in großer Zahl von verschiedenen, zum Teil kurzlebigen Vertrieben geboten.  

Dabei kommt es vor, dass die verwendeten Chemikalien nicht europäischen Richtlinien entsprechen oder normgerechte Datenblätter fehlen. Das kann zu Problemen mit Berufsgenossenschaften, Versicherungen und nicht zuletzt den Kunden führen. Europäische Tintenhersteller wie easy inks bieten hingegen Tinten mit Oeko-Tex Eco-Label an, die auch für Umwelt-Zertifizierungen verwendet werden können.  

Für Druckdienstleister, die sich im Bekleidungsdruck ein weiteres Standbein aufbauen oder nachinvestieren wollen, ist DTF sicher die derzeit spannendste Option. Allerdings sollte man unbedingt auf zuverlässige Lieferanten für Hardware und Verbrauchsmaterial achten. 

Aufmacherbild mit freundlicher Genehmigung von ​​​​​ S. Angerer  

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