Verpackung

Kartonplatten für LFP richtig nutzen

by Sonja Angerer | 28.01.2025
Kartonplatten für LFP richtig nutzen

Kartonplatten und andere Bedruckstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen gelten als PVC-freie und umweltfreundliche Alternative für Beschilderung, Messebau und Poster. Bei der Verarbeitung muss man sich jedoch auf die Besonderheiten des Materials einstellen. Hier sind 5 Tipps für gute Ergebnisse.

Kunden von Digital-Druckereien wünschen sich nachhaltige Lösungen, welche die Umwelt möglichst wenig belasten. Bedruckstoffe auf Basis von Zellstoff können eine Lösung sein. Denn sie werden aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt und können leicht mit dem Altpapier entsorgt werden. Oft werden sie sogar bereits mit einem hohen Anteil an Recycling-Fasern hergestellt.

Obwohl es heute viele papierbasierte Bedruckstoffe gibt, ist es für Digitaldruckereien nicht ganz einfach, Kartonplatten und ähnliche Substrate zu verarbeiten. Das liegt auch daran, dass die meisten Tinten für Großformatdrucker für den Druck auf Kunststoffen, nicht auf Papier, optimiert wurden. Zudem haben Digitaldruckdienstleister meist wenig Erfahrung mit papierbasierten Bedruckstoffen. Doch es gibt einige einfache Tricks, mit denen der Umstieg leichter fällt.

Aus Karton und Wabenplatten kann man im Digitaldruck viele spannende Produkte fertigen. Foto: Sonja Angerer

Das richtige Substrat auswählen

Unter dem Begriff Kartonplatten werden ganz unterschiedliche Bedruckstoffe zusammengefasst:

  • Displaykartons (z.B. Kohlschein Kroma Displayboard): Pappe mit beidseitig weißer Oberfläche in Stärken von 1-5 mm. Einsatzbereiche: POS, Display, Deckenhänger im Innenraum, Verpackungen

  • Wabenkarton / Hohlkammerplatten (z.B. Re-board, Beelite, Falconboard): 10-16 mm dicke Platten mit Kern aus Waben oder Wellpappe, meist weiß beschichtet. Einsatzbereiche: Produktdisplays, Schilder, Messestände, Möbel für Drinnen

  • Papierplatten (z.B. Dispa): Platten aus FCS-zertifiziertem Papier, 2,4-3,8 mm Stärke, mit verschiedenen Oberflächenstrukturen. Einsatzbereiche: Beschilderung, Deckenhänger, Displays in Innenräumen.

  • Holzschliffpappe (z.B Katz Display Boards): 1,18-5 mm Stärke, kaschiert mit Bilderdruckpapier. Auch als Outdoor-Variante für kurzfristigen Außeneinsatz zu haben.

    Auf Kartonplatten drucken kann eine nachhaltige Lösung nicht nur für Verpackungen sein. Foto: Sonja Angerer

    Geeignete Tinte finden

Beschilderungen und andere Applikationen für Werbetechnik, Messe- und Ladenbau können auf papierbasierten Drucksubstraten wie Kartonplatten mit UV-härtender Tinte, Latex- sowie lösemittelhaltiger Tinte gedruckt werden.

Es gibt auch Drucksysteme mit wasserbasierten Tinten speziell für den Druck auf Wellpappe und Karton wie z.B. das Model P5 250 WT von Durst. Sie sind migrationsarm und deshalb vor allem für Lebensmittel-Primärverpackungen gedacht. Kartonplatten können auch in Kombination mit Siebdruck verarbeitet werden.

Papierbasierte Digitaldruckmedien sollten flach gelagert werden. Foto: Sonja Angerer

Kartonplatten für den Digitaldruck schonend lagern

Ähnlich wie Druckpapier sollten auch Kartonplatten bei konstanten Umgebungsbedingungen zwischen 15 und 20 Grad Celsius gelagert werden. Die Luftfeuchtigkeit sollte zwischen 50 und 60% liegen.

Papierbasierte Drucksubstrate sollen dabei weder feucht werden noch direktem Sonnenlicht ausgesetzt werden. Starke Sonne kann zum Vergilben der Oberfläche führen, zudem können sich Platten verziehen.

Zu hohe Feuchtigkeit in der Umgebung kann Schimmel verursachen, sowie das Material wellig werden lassen. Dadurch wird die Druckqualität beeinträchtigt, zudem kann der Druckkopf auf dem Substrat aufsetzen und dadurch beschädigt werden.

Plattenmaterial sollte grundsätzlich flach gelagert und keinen Belastungen ausgesetzt werden. Auf einem Plattenstapel sollte man daher nichts abstellen. Dies gilt besonders für Kartonplatten.

Bei längerer Lagerung kann es sinnvoll sein, Kartonplatten abzudecken, sodass sie nicht verschmutzt oder staubig werden und dadurch die Druckqualität sinkt. Beim manuellen Auflegen sollten Anwender darauf achten, dass keine Flecken durch Hautfett entstehen, da sich diese nicht mehr entfernen lassen.

Kartonplatten lassen sich auf einem Schneidetisch gut mit dem Messer konturschneiden. Foto: Sonja Angerer

Auf geeignete Weiterverarbeitung achten

Kartonplatten können ähnlich wie Verbundplatten manuell oder mit einem digitalen Schneidetisch weiterverarbeitet werden. Meist kommen zum Schneiden Ziehmesser zum Einsatz, mit einem Rillwerkzeug kann man Vollkarton und Hohlkammerplatten auch rillen. Perforieren von Pappe und Wellpappe ist mit einem geeigneten Werkzeug ebenfalls leicht möglich.

Kartonplatten kann man auch mit Laser schneiden. Je nach Stärke und Material können am Rand aber Verfärbungen entstehen.

Drucksubstrate auf Basis von Papier oder Pappe lassen sich auch lackieren. Allerdings muss beim Auftrag sichergestellt werden, dass nicht zu viel Feuchtigkeit aufgenommen wird, und sich der Druck später wellt.

Vollkarton kann man leicht mit Folie veredeln. Bei Wellpappen oder Wabenkarton darf der dabei ausgeübte Druck aber nicht zu stark sein. Sonst könnte die Kernstruktur beschädigt werden, die Platte ist dann nicht mehr stabil. Mit Kunststoff-Folie laminierter Karton ist ein Verbundmaterial und kann deshalb nicht mehr im Altpapier sortenrein wiederverwertet werden.

Katz Display Boards sind aus Holzschliffpappe. Foto: Sonja Angerer

Kundenerwartungen managen

Viele Käufer von Druckprodukten trifft inzwischen eine erweiterte Berichtspflicht über ihre Bemühungen zum Schutze der Umwelt. Zudem wird die Entsorgung von Kunststoffmüll immer teurer. Das sorgt für eine gesteigerte Nachfrage nach Plattendruck auf Karton.

In der Regel können papierbasierte Substrate in Mitteleuropa allerdings nur in Innenräumen oder für sehr kurzfristige Außenanwendungen zum Einsatz kommen.

Je nach Stärke und Aufbau brennen Kartonplatten bereits bei ca. 260 Grad. Sie erreichen deshalb oft nur Brandschutzklasse B2. Dadurch können sie beispielsweise in einigen öffentlichen Räumen nicht eingesetzt werden. Es gibt allerdings einzelne Produkte wie etwa Swedboard Fibre FR, dessen Brandverhalten nach EN 13501-1 nach B-s1 und d0 zertifiziert sind.

Fazit

Kartonplatten können eine nachhaltige Lösung für den Digitaldruck im Innenraum sein. Sie erfordern aber eine gute sorgfältige Handhabung, um optimale Ergebnisse zu erzielen.
Druckdienstleister müssen ihre Kunden außerdem sorgfältig beraten, damit sichergestellt wird, dass Kartonplatten das richtige Material für ihren Digitaldruck sind.

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