Großformatdruck

Normlicht für Großformat-Drucke in verschiedenen Märkten

by Paul Sherfield | 17.04.2024
Normlicht für Großformat-Drucke in verschiedenen Märkten

Paul Sherfield erläutert die verschiedenen Standardbedingungen, die für Großformatdrucker erforderlich sind, da Farben je nach Beleuchtungsart und Umgebung unterschiedlich erscheinen können.

Nur wenn Sie Proofs und Druckprodukte während der Produktion unter standardisierten Lichtbedingungen betrachten, können Sie sich auf die Farbübereinstimmung verlassen. Die normalen Licht- und Betrachtungsbedingungen in der Grafikbranche basieren auf der Beleuchtungsnorm D50, die im Dokument ISO 3664-2009 definiert ist.

Diese standardisierten Bedingungen sind erforderlich, da Farben bei unterschiedlichen Lichtverhältnissen und in unterschiedlichen Umgebungen unterschiedlich aussehen können. Dies wird üblicherweise als Metamerie bezeichnet. Zwei Farben, die bei einer bestimmten Beleuchtungsart gleich aussehen, passen bei einer anderen Lichtquelle nicht zueinander. Dies liegt an den unterschiedlichen Lichtspektren und Farbtemperaturen. Dies wird korrekter als Metameriefehler bezeichnet.

Was ist also D50? Es basiert auf einer Farbtemperatur von 5000 K sowie anderen Werten wie CRI (Farbwiedergabeindex, CIE Ra (CIE 1995)), also wie genau die angezeigten Farben auf einer Skala von 0-100 erscheinen. Es umfasst auch die physische Umgebung, in der die Proofs und Produktionsdrucke erstellt werden, wie z. B. eine Lichtkabine und Anzeigearbeitsplätze an Druckmaschinen.


Während in der grafischen Industrie seit vielen Jahren mit einigem Erfolg die Beleuchtungsnorm D50 als Betrachtungsstandard verwendet wird, nutzen viele andere Branchen den Beleuchtungsstandard D65. Darunter befindet sich auch - recht merkwürdig - die Papierherstellung, bei der man eigentlich davon ausgegangen wäre, dass dieselben D50-Beleuchtungsbedingungen wie bei ihrem Hauptkunden, der Druckindustrie, herrschen sollten.

ISO 3664 legt spezifische Kriterien für Lichtverhältnisse fest, um eine genaue Farbbewertung für die grafische Industrie zu gewährleisten. Zu diesen Parametern gehören:

  1. Beleuchtungsstärke: ISO 3664 empfiehlt eine Beleuchtungsstärke von 2000 Lux, gemessen auf der Betrachtungsfläche. Diese Stärke gewährleistet eine ausreichende Helligkeit zur Beurteilung von Farben, ohne visuelle Beschwerden oder Blendung zu verursachen.
 
  1. Gleichmäßigkeit: Eine gleichmäßige Beleuchtung des gesamten Sichtbereichs ist wichtig, um Inkonsistenzen bei der Farbwahrnehmung zu vermeiden. ISO 3664 schreibt eine Gleichmäßigkeit innerhalb einer bestimmten Toleranz vor, um eine genaue Farbbewertung zu gewährleisten.
 
  1. Spektrale Leistungsverteilung (SPD): Die spektrale Verteilung der Lichtquelle beeinflusst das Farbbild erheblich. ISO 3664 definiert die SPD der D50-Beleuchtung und stellt sicher, dass sie den Eigenschaften des natürlichen Tageslichts möglichst nahe kommt.
 
  1. Farbwiedergabeindex (CRI): Der CRI misst die Fähigkeit der Lichtquelle, Farben im Vergleich zu natürlichem Tageslicht genau wiederzugeben. ISO 3664 erfordert für D50-Beleuchtung einen CRI von mindestens 90, um eine naturgetreue Farbwiedergabe zu gewährleisten.
 

ISO 3664 wird derzeit überarbeitet, um eine zusätzliche Spezifikation aufzunehmen, die den UV-Gehalt in der D50-Lichtquelle ausschließt. Dies wird durch mehrere Faktoren vorangetrieben; die meisten Beleuchtungen basieren auf LEDs, die keinen UV-Gehalt haben, und Leuchtstoffröhren sind in Europa mittlerweile verboten und in den USA von Bundesstaat zu Bundesstaat zunehmend verboten, sodass für die vielen installierten Sichtkabinen nun Ersatz für LED-D50-Röhren erforderlich ist.


Sie stellen die grafische Industrie vor zahlreiche Herausforderungen in den Bereichen Messung, Farbprofilierung und Prozesskontrolle, auf die wir in einem weiteren Artikel noch genauer eingehen werden.

Branchenübergreifende Herausforderungen mit D50-Beleuchtung

Während D50-Beleuchtung in der grafischen Industrie ein fester Bestandteil ist, ist ihre Einführung in anderen Sektoren aus verschiedenen Gründen mit Herausforderungen verbunden:

  1. Einzelhandel und Konsumgüter : Im Einzelhandel, beispielsweise in Bekleidungsgeschäften oder Supermärkten, liegt der Schwerpunkt auf der Schaffung einer einladenden Atmosphäre, um Kunden anzuziehen. Während D50-Beleuchtung eine genaue Farbdarstellung bietet, wird aufgrund ihrer gemütlichen Atmosphäre häufig eine wärmere Beleuchtung bevorzugt. Diese Diskrepanz in den Beleuchtungspräferenzen erschwert die Einführung von D50-Beleuchtung im Einzelhandel.
 
  1. Fotografie und Filmproduktion : Während Fotografen und Filmemacher eine genaue Farbwiedergabe anstreben, hat der künstlerische Ausdruck oft Vorrang vor technischen Standards. Viele Profis entscheiden sich für individuelle Beleuchtungsaufbauten, die auf ihre kreative Vision zugeschnitten sind und vom D50-Standard abweichen. Darüber hinaus sind Aufnahmen vor Ort mit der Herausforderung unvorhersehbarer natürlicher Lichtverhältnisse verbunden, wodurch die strikte Einhaltung von D50 unpraktisch wird.
 
  1. Architektur und Innenarchitektur : Architekten und Innenarchitekten nutzen Beleuchtung nicht nur für die Sichtbarkeit, sondern auch zur Verbesserung der Atmosphäre und Stimmung. Während D50-Beleuchtung während der Entwurfsphase eine präzise Farbbewertung gewährleisten kann, entspricht sie nach der Umsetzung möglicherweise nicht der gewünschten Atmosphäre. Daher greifen Designer häufig auf wärmere oder kühlere Beleuchtungsoptionen zurück, um bestimmte ästhetische Ziele zu erreichen.
 
  1. Gesundheitswesen und Wohlbefinden : In Gesundheitseinrichtungen dient die Beleuchtung mehreren Zwecken, darunter dem Komfort der Patienten, der Effizienz des Personals und einer genauen Farbwahrnehmung für medizinische Aufgaben. Während D50-Beleuchtung für bestimmte klinische Anwendungen, wie z. B. die Farbbeurteilung in Pathologielabors, geeignet sein könnte, erfüllt sie möglicherweise nicht die vielfältigen Beleuchtungsanforderungen in verschiedenen Bereichen des Gesundheitswesens.
 

Die Palette der tageslichtbasierten D-Beleuchtungsstandards umfasst D50, D65 und D75, die alle dem Tageslichtspektrum nahe kommen. Diese Standards bieten eine progressive Lichtfarbtemperatur von einem „gelben“ D50 bis zu den „blaueren“ D65 und D75.

Schlussfolgerungen

In der grafischen Industrie ist die Einhaltung der Beleuchtungsstandards ISO 3664, insbesondere der D50-Beleuchtung, für eine konsistente und genaue Farbwiedergabe unabdingbar. Durch die Bereitstellung einer standardisierten Betrachtungsumgebung stellt ISO 3664 sicher, dass Farben wie beabsichtigt erscheinen, und erleichtert so eine zuverlässige Kommunikation zwischen Designern, Druckern und Kunden.

Die flächendeckende Einführung von D50-Beleuchtung in anderen Branchen bleibt jedoch aufgrund unterschiedlicher Prioritäten und Vorlieben eine Herausforderung. D50-Beleuchtung zeichnet sich zwar durch eine hervorragende Farbgenauigkeit aus, ihre Kompatibilität mit verschiedenen Kontexten erfordert jedoch eine sorgfältige Berücksichtigung von Faktoren wie Ambiente, Sehkomfort und ästhetischen Vorlieben.


Die vielfältigen Märkte, die der Großformatdrucksektor abdeckt, erschweren die Auswahl der Lichtbedingungen. Es sind Sichtkabinen mit mehreren umschaltbaren Lichtquellen erhältlich, die hilfreich sein können. Die Lichtquellen können D65 (durchschnittliches Tageslicht vom Nordhimmel), A (Glühlampe), TL84/F11 (Ladenbeleuchtung) und D50 (Tageslicht mittags) sein.

Da sich die Branchen ständig weiterentwickeln, ist es unerlässlich, die Lücke zwischen technischen Standards und praktischen Anwendungen zu schließen. Ob in der grafischen Industrie oder anderswo: Das Verständnis der Nuancen der Lichtverhältnisse ist entscheidend für die Aufrechterhaltung von Qualität, Effizienz und visueller Integrität in Marktbereichen, die von den Großformatsektoren bedient werden.

Die in diesem Artikel angesprochenen Themen geben Anlass zur Frage, ob die Lichtverhältnisse von D50 (5000 K) die richtige Spezifikation für den Großformatdrucksektor oder sogar für die breiteren Grafik- und Druckmärkte sind. Wie man sieht, verwenden viele Lieferanten und Kunden des Sektors D50 nicht als Betrachtungsstandard und die Beleuchtung von Privathaushalten ist auf LED ohne UV-Anteil umgestiegen.

Auf der anderen Seite wird die Beleuchtung von D65 (6500 K) von manchen als sehr grelles „blaues“ Licht angesehen und ist weit entfernt von der häuslichen Beleuchtung, die Privatkunden verwenden, die bei etwa 3000 K-4000 K liegt und ein viel wärmeres Licht abgibt.

Hoffentlich kann dieser Artikel zu einer Diskussion auf diesem Gebiet führen.

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