Digitaldruck

Oeko-Tex: Zertifiziert schadstofffrei drucken

by Sonja Angerer | 01.12.2022
Oeko-Tex: Zertifiziert schadstofffrei drucken

Der Zukunftsmarkt digitaler Bekleidungsdruck birgt nicht nur Chancen. Sondern auch ein Reihe von Herausforderungen wie etwa Zertifizierungen für gesunde und nachhaltige Textilien. Lernen Sie Oeko-Tex kennen, eines der wichtigsten Siegel in diesem Bereich.

Wer Bekleidung für den Druck – oder auch für den Privatgebrach – einkauft, der stößt immer wieder darauf: das Oeko-Tex-Label. Also ist das Textil „irgendwie nachhaltig“, oder? Wer selbst Bekleidung dekoriert oder Stoffe bedruckt, sollte allerdings etwas genauer Bescheid wissen.

In diesem Artikel erkläre ich deshalb:

  • Was Oeko-Tex bedeutet, und wer das Siegel vergibt
  • Welche unterschiedlichen Standards und Siegel es von Oeko-Tex gibt
  • Wie man Oeko-Tex zertifizierte bedruckte Bekleidung herstellen kann
  • Welche anderen Bio-Siegel es noch gibt
  • Warum Oeko-Tex auch für Druckdienstleister immer wichtiger wird

Oeko-Tex: Das bekannte, unbekannte Siegel

Oeko-Tex ist ein Zusammenschluss von derzeit 17 Laboren aus Europa und Japan mit Sitz in der Schweiz.  Für Deutschland sind laut der Oeko-Tex-Webseite die Institute Filk Freiberg sowie Hohenstein angeschlossen. Es gibt zusätzlich Kontaktbüros in rund 60 Ländern. Die Organisation wurde 1992 gegründet und bietet verschiedene unabhängige Zertifikate entlang der textilen Wertschöpfungskette. Dabei standen zunächst vor allem Schadstoffe in Textilien im Vordergrund. Heute gibt es von dem Verbund Zertifikate wie etwa „Oeko-Tex Made in Green“, bei dem umweltfreundliche Produktion sowie faire und sichere Arbeitsplätze mehr im Vordergrund stehen.

Endverbraucher und Einkäufer von Blanko-Textilien kennen vor allem das Label Oeko-Tex Standard 100. Es bescheinigt, dass alle Bestandteile dieses Artikels auf Schadstoffe geprüft wurden und der Artikel als gesundheitlich unbedenklich eingestuft wurde.

Das am Textil befestigte Label gibt dazu eine Prüfnummer an, sowie das Institut, das die Untersuchung durchgeführt hat. Auf einer „Label-Check“-Webseite können Verbraucher und Firmen den Code verifizieren. Die Institute verfolgen dabei missbräuchliche Nutzung ihres Labels aktiv.

Der Oeko-Tex Standard 100 ist in vier Produktklassen mit jeweils unterschiedlichen Anforderungen unterteilt.

BILDUNTERSCHRIFT: Das Oeko-Tex Standard 100-Label ist auch bei Verbrauchern in Europa sehr bekannt. Foto: Oeko-Tex / Hohenstein Laboratories

Oeko-Tex Standard 100 Produktklasse 1:

Produktklasse 1 umfasst Produkte für Babys und hat deshalb die strengsten Grenzwerte für Chemikalien.

Oeko-Tex Standard 100 Produktklasse 2:
In diese Klasse fallen textile Produkte des täglichen Bedarf, die in Kontakt mit menschlicher Haut kommen. Also beispielsweise Unterbekleidung und Shirts, aber auch Bettwäsche.

Oeko-Tex Standard 100 Produktklasse 3:
Hier sind Produkte zusammengefasst, die typischerweise nicht auf nackter Haut getragen werden, etwa Mäntel und Jacken.

 Oeko-Tex Standard 100 Produktklasse 4:
In der 4. Produktklasse vereint Oeko-Tex so genannte Ausstattungsmaterialien, also etwa Heimtextilien und Möbelstoffe.

Für Druckdienstleister ist daneben noch das Oeko-Tex Eco Passport-Siegel wichtig.
Schadstoffarm drucken mit Oeko-Tex Eco Passport

Das Oeko-Tex Eco Passport-System von Zertifikaten zielt vor allem auf die Hersteller von chemischen Produkten zur Herstellung von Bekleidung. Diese werden nach einem jährlich angepassten Katalog auf verbotene Substanzen und Grenzwerte kontrolliert.

Druckdienstleister kennen das Label Oeko-Tex Eco Passport von manchen Textiltinten. So sind etwa die Hersteller-Tinten sowie der Primer für den Roland DG Texart XT-640S-DTG-Drucker nach Oeko-Tex Eco Passport-zertifiziert, oder auch die DTF-Tinten der easy inks GmbH.

Wie können Druckereien Oeko-Tex-Bekleidung herstellen?

Oeko-Tex ist ein modulares Zertifizierungsystem. Das bedeutet, dass „jedes einzelne Produkt inklusive allen Einzelkomponenten nach dem Oeko-Tex Standard 100 geprüft werden muss, damit die Zertifizierung dafür am Endprodukt ausgelobt werden kann“, erklärt Alina Bartels, Communication Manager für die Hohenstein Laboratories GmbH & Co. KG.

Nur dann dürfen auch laut des aktuellen Oeko-Tex Labeling Guides die produktbezogenen und Marketing-Labels und Logos verwenden werden. Trifft eine Zertifizierung nur auf einzelne Komponenten zu, dürfen die Wort- und Bildmarken nicht angewendet werden. Ausnahmen gelten nur für Händler, die zertifizierte Waren unverändert vertreiben.

„Wenn ein bereits zertifiziertes Shirt bedruckt wird, muss lediglich dieser Teil geprüft werden. Oder der Hersteller verwendet ausschließlich bereits zertifizierte Komponenten. In diesem Fall wird von Oeko-Tex dank des modularen Systems lediglich eine Dokumentenprüfung vorgenommen. Es muss keine neue Komplettprüfung gemacht werden, um die Zertifizierung zu erhalten“, erläutert Bartels weiter. Für Zertifizierungen nach Standard 100 wird Oeko-Tex Eco Passport als Vor-Zertifikat anerkannt.

Für Textildruckereien kann es sinnvoll sein, an weiteren Oeko-Tex-Programmen zur Betriebszertifizierung wie STeP (Sustainable Textile & Leather Production) oder „Made in Green“ teilzunehmen. Dazu müssen die hergestellten Endprodukte nach Oeko-Tex Standard 100 zertifiziert sein. Hinzu kommen weitere Anforderungen, beispielsweise in Bezug auf Arbeitsbedingungen und Risiko-Management.

BILDUNTERSCHRIFT: Das Oeko-Tex-Label ist stets mit einer Nummer versehen, die man auf der Webseite auf Authentizität checken kann.

Oeko-Tex und andere (Bio) Label

Bei Oeko-Tex handelt es sich um Zertifikate, die von privaten Laboren konzipiert und überwacht werden. Es gibt daneben ein ganze Reihe weiterer, internationaler Textil-Label. GOTS ist davon eines der bekanntesten, weshalb beispielsweise die Durst Group ihre Reaktiv-Tinte für den Rollendruck auf Baumwolle nach GOTS zertifizieren ließ.

Der „Grüne Knopf“ wurde durch das deutsche Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung in Zusammenarbeit mit der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit Ende 2019 eingeführt. Es handelt sich also um eine staatliche Label-Initiative. Unabhängige Prüfer auditieren zu 46 Sozial- und Umweltkriterien, sie selbst werden von der Deutsche Akkreditierungsstelle (DAkkS) überwacht.

Daneben gibt es weltweit ein große Zahl von weiteren Labels für nachhaltige Bekleidung, beispielsweise den „Blauen Engel“, oder auch das EU-Ecolabel. Dabei kann der Fokus auf jeweils unterschiedlichen Aspekten der Nachhaltigkeit liegen.

Häufig nutzen Hersteller von Bekleidung auch eigene Label wie etwa „Bio“ oder „nachhaltig hergestellt“ oder „aus Recyclingmaterial“. Dabei handelt es sich oft allerdings um rein werbliche Aussagen, die nicht unabhängig überprüft werden.

Oeko-Tex: Wichtig für Druckdienstleister?

Der digitale Textildruck hat sich lange Zeit auf der Tatsache ausgeruht, dass im Vergleich zu analogen Verfahren der Digitaldruck deutlich ressourcenschonender und energieffizienter ist. Das triff nach wie vor zu. Doch der Verbraucher wird zunehmend anspruchsvoller, und wünscht sich Produktauszeichnungen, die echte Orientierung geben.

Durch die verschieden Oeko-Tex-Labels können Druckdienstleiter ihr Engagement für faire und schadstoffarme Produktion kenntlich machen. Die unabhängige Überprüfung der Standards entlang der gesamten Lieferkette sorgt dabei für besondere Sicherheit. Das wissen zunehmend auch Endkunden zu schätzen, und sind bereit, für Produkte mit etablierten Sicherheits- und Nachhaltigkeits-Zertifizierungen einen Aufpreis zu bezahlen.

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