Web2Print im Großformatdruck: Und jetzt alle online!
Für den Akzidenzdruck ist online längst ein wichtiger Absatzkanal. Aber wie sieht es mit Web2Print im Großformatdruck und in der Werbetechnik aus? Sehen wir uns den Markt und seine Entwicklungen einmal genauer an.
Das Banner des örtlichen Supermarktes für den Bolzplatz, die Beschilderung für die neue Arztpraxis: Lange war das ein Fall für Werbetechnik-Betriebe, Digitaldrucker oder Copyshops vor Ort. Doch spätestens der Digitalisierungsschub durch die Pandemie hat die Volumen eindeutig in Richtung Online-Druckereien und Fulfillment-Plattformen verschoben.
In diesem Artikel sehen wir uns an
- was die Verlagerung von Großformat-Volumen für lokale Betriebe und die gesamte Branche bedeutet
- welche Applikationen im Großformatdruck bereits online verfügbar sind, und wo lokale Dienste unverzichtbar bleiben
- welche Auswirkungen die Energie- und Rohstoffkrise auf den stationären und den Online-Druck haben könnte.
BILDUNTERSCHRIFT: Auch einfachere Werbetechnik-Produkte gibt es bei Web2Print-Portalen wie Vistaprint längt online.
Web2Print im Großformatdruck: Wie ist die Lage?
„Auch wenn die Umsätze in der gesamten Druckindustrie weiter sinken, werden die online-generierten Druckvolumen wachsen und ihren Anteil vergrößern. Für Westeuropa zum Beispiel wird ihr Anteil von gut 33 Prozent vor Corona auf 42 Prozent bis zum Jahr 2025 klettern“, schätzte Bernd Zipper, Gründer und CEO von Zipcon Consulting und Mitveranstalter des jährlichen Online Print Symposiums, bereits im April 2022. Damals waren viele der Auswirkungen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine jedoch noch nicht zu beurteilen.
Die anhaltende Inflation, die massiv gestiegenen Energiekosten und die generelle Unsicherheit auf den Märkten haben dazu geführt, dass in Mitteleuropa große Kundengruppe ihre Ausgaben eingeschränkt haben. Das gilt im B2B- wie im B2C-Geschäft. Denn vor allem Mode- und Livestyle-Marken müssen in 2022 deutliche Umsatzeinbußen hinnehmen. So prognostizierte etwa Statista für das laufende Jahr einen Einbruch von über vier Milliarden Euro allein in Deutschland bei Damen-, Herren- und Kinderbekleidung.
Für POS-Anwendungen, traditionell ein starkes Segment im Großformatdruck, bedeutet das nichts Gutes. Denn voraussichtlich wird der stationäre Innenstadt-Handel deshalb sein Werbeausgaben vermindern. Die im Vergleich zu vorpandemischen Jahren immer noch verminderte Besucherfrequenz in vielen Einkaufsstraßen führt außerdem dazu, dass auch Außenwerbung von weitaus weniger Passanten wahrgenommen wird. Das macht weitere Reduktionen auch in diesem Bereich wahrscheinlich.
Handelshäuser suchen weiterhin nach Möglichkeiten, Kosten einzusparen. Das hat dazu geführt, dass sich mittelständische Retailer verstärkt Online-Druckereien wie Flyeralarm, Vistaprint, WirmachenDruck oder Onlineprinters zuwenden.
Große Handelskette setzen hingegen bereits seit mehreren Jahren verstärkt auf Fulfillment-Plattformen wie Printful, Printify, Gelato oder Cloudprinter. Diese sind in den letzten Jahren bereits stark gewachsen sind. Auch in den nächsten Jahren sollen sie um 10 bis 15% jährlich zulegen, glaubt Zipper.
Für mittelständische Großformat-Druckereien deutet das auf ein schwieriges Marktumfeld hin. Denn sie stehen gleich von mehreren Seiten unter Druck:
- In wichtigen Marktsegmente wie dem POS-Druck ist weiterhin mit schwacher Nachfrage zu rechnen.
- Kleinere B2B-Kunden für Großformatdruck bestellen Web2Print – und bevorzugen dabei große Online-Marken.
- Die Etats von Großunternehmen werden immer öfter über Handelsplattformen vergeben.
BILDUNTERSCHRIFT: Vor allem kleinere Unternehmen sparen zusätzlich, wenn sie Druckprodukte online nicht nur ordern, sondern auch gleich gestalten, wie etwa hier bei Saxoprint.
Großformatdrucke einkaufen: lokal oder global?
Der digitale Großformatdruck ist vielfach noch immer ein Projektgeschäft. Denn beispielswiese individuelle Messestände, Eventausstattung oder Fahrzeugverklebung muss auf genau auf die Anforderungen des Kunden zugeschnitten werden. Zudem benötigen Montage, Auf- und Abbau Fachkräfte vor Ort. Für kleinere B2B-Kunden ist hier Web2Print für Großformatdrucke nach wie vor kaum attraktiv. Denn sie sind auf die ortsnahe Expertise ihres Druckpartners angewiesen.
Standard-Anwendungen wie Textil- Mesh- und Planen-Banner in Standard- oder individuellen Größen, aber auch einfache Beschilderungen, Wahlwerbung, Arbeitsbekleidungen, Kundenstopper oder kleine Systemstände werden aber inzwischen in beinahe jedem Online-Druckportal angeboten. Gerade kleinere Unternehmen nutzen verstärkt solche Angebote.
Dabei ist aber nicht nur der meist deutlich günstigere Preis des Druckes selbst ein entscheidender Faktor. Denn in der Regel bieten Online-Druckereien auch Vorlagen oder einen Online-Editor an. Einfache Designs für Digitaldrucke können so problemlos inhouse erledigt werden, sodass auch die Kosten für die Gestaltung geringer ausfallen.
Einkäufer von digitalen Großformatdrucken können sich zudem bei großen Online-Portalen jederzeit über den aktuellen Stand des Auftrags informieren. Das schafft ein Sicherheitsgefühl, auch wenn die Kommunikation automatisiert erfolgt.
Für mittelständische Digitaldruckereien vor Ort fallen durch das umfangreiche und individuelle Angebot der Web2Print-Mitbewerber vor allem einfache und schnelle Aufträge im Großformat-Druck aus. Unverzichtbar bleiben lokale Druckereien hingegen bei aufwendigeren Projekten sowie bei Montagen und Verklebungen vor Ort. Denn dort können sie mit ihrer Fachkompetenz punkten.
Fulfillment- oder Handelsplattformen können für Großformat-Dienstleister, die keinen eigenen Web2Print-Shop unterhalten wollen, eine Alternative sein. Denn als Partner oder Teilnehmer können sie sich an großen Ausschreibungen beteiligen. Auch haben sie die Möglichkeit, sich neue Segmente wie etwa die Herstellung von Werbegeschenken im Digitaldruck unkompliziert zu erschließen. Allerdings ist der Wettbewerbsdruck auf solchen Plattformen hoch.
BILDUNTERSCHRIFT: Nicht nur Digitaldruck-Standards wie Banner auf Mesh, Plane und Textil, sondern auch Spezialitäten wie Flugzeugbanner gibt es längst bei Web2Print-Portalen wie WirmachenDruck.
Online-Aufträge in der Energie- und Rohstoffkrise
Web2Print-Aufträge für Digitaldrucke werden in der Regel schon bei der Bestellung bezahlt. Im Vergleich zum stationären Absatz mit langen Zahlungszielen ist das ein Vorteil. In Zeiten von Rohstoff- und Energiemangel kann der prompte Absatz allerding auch zum Nachteil werden. Denn er verpflichtet den Druckdienstleister zur Lieferung im vereinbarten Zeitrahmen.
Wenn etwa Tinten oder bestimmte Folien kurzfristig nicht lieferbar sind, stürzt das Digitaldruckereien in noch größere Problem als Betriebe mit Maschinen für den Akzidenzdruck. Denn für analoge Druckverfahren ist die Materialauswahl breiter, sodass man leichter ausweichen kann.
Die bekannt hohe Preistransparenz und geringe Kundenbindung im Web2Print-Geschäft, nicht nur für Digitaldrucke, macht außerdem die weltweiten Unterschiede in den Preisniveaus von Energie, Logistik- und sonstigen Kosten noch deutlicher sichtbar. Druckereien in Zentraleuropa sind durch die galoppierenden Gaspreise und steigende Lohnkosten besonders betroffen.
Web2Print: Die Zukunft für Großformatdrucker?
“Wir gehen davon aus, dass sich die Druckindustrie weiter – und schneller – konsolidieren wird und rechnen mit einer Schrumpfung von mindestens drei Prozent in den nächsten fünf Jahren. Es wird zu einer Marktkonzentration kommen, nach der am Ende weniger, aber große und profitablere Printproduzenten oder Printnetzwerke übrigbleiben, die gut vernetzt sind und stabile Lieferketten sicherstellen konnten“, sagt Bernd Zipper.
Probleme sah er bereits im April 2022 durch Preissteigerungen voraus, auch wenn der derzeitige Umfang damals kaum vorstellbar erschien. Für lieferfähige Großformat-Druckereien, egal ob im Web2Print- oder stationären Kanälen, können sich gestiegene Marktpreise allerdings längerfristig auch positiv auswirken. Den dadurch werden Druckprodukte wieder stärker geschätzt, was sich insgesamt positiv auf die Margen auch im Online-Handel auswirken kann.
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