Worauf Profis bei der Monitorwahl achten
Monitore sind in der grafischen Industrie essentielle Arbeitsmittel. Entsprechend wichtig ist es, in den richtigen zu investieren.
Wer heute einen Monitor für den Profi-Einsatz in der grafischen Industrie sucht, sieht sich einer verwirrenden Vielfalt von Größen, Panel-Technologien, Ausstattungsmerkmalen und Preispunkten gegenüber. Hinzu kommt, dass für die meisten Anwender ein Monitor einfach nicht denselben Stellenwert hat, wie beispielsweise ein Drucker.
Allerdings sollte man trotzdem nicht einfach im Elektro-Fachmarkt das günstigste Modell auswählen – zumindest dann nicht, wenn ein Einsatz in Bildbearbeitung, Grafik oder Druckvorstufe geplant ist. Profi-Monitore kann man an einigen einfachen Merkmalen erkennen, egal was der Hersteller auf der Schachtel schreibt.
Viele Farben sind noch kein Profi-Farbraum
In einem professionellen Workflow müssen Farben in ihrer Darstellung auf dem Bildschirm und weiteren Geräten wie etwa einem Drucker möglichst übereinstimmen. Was auf den ersten Blick reichlich „farbig“ wirkt, nämlich die 16 Millionen darstellbaren Farbtöne auf einem Standard-Display, genügen für die Grafik- und Druckanwendungen der Profis nicht wirklich.
Gefragt sind Monitore mit einem möglichst breiten Farbspektrum, das auch über mehrere Jahre erhalten bleibt und gegebenenfalls nachjustiert werden kann. Bei Grafik und Druckvorstufe wird als Minimum der sRGB-Farbraum angesehen, bevorzugt wird meist der Adobe-RGB-Farbraum.
Als Profi-Standard ist dieser weiter gefasst als sRGB. Ein Display sollte in der Lage sein, mindestens 90 Prozent der Farben in diesem Spektrum genau wiederzugeben. Häufig wird auch der NTSC-Farbraum als Referenz genutzt. Dabei gilt, dass 72 Prozent Abdeckung des NTSC-Farbraums 99 Prozent des sRGB-Raumes entsprechen. Liegt die Abdeckung darüber, gewinnen Grafiken und Fotos an Lebendigkeit.
Ein Monitor ist selten zu groß
Größe des Monitors sowie das Seitenverhältnis gelten als wichtige Kaufkriterien. Gerade bei Kreativ-Programmen mit ihren vielen Paletten bieten ein größerer Monitor oder mehrere Bildschirme pro Arbeitsplatz mehr Freiraum und bessere Übersichtlich.
Monitore unter 27 Zoll Bildschirmdiagonale sind deshalb für die Ansprüche von Bildbearbeitung und Entwurf meist zu klein. Ausreichend Platz für qualitativ hochwertige Arbeiten bieten Bildschirme mit 32 oder 40 Zoll Diagonale.
Auch das Seitenverhältnis spielt keine unwesentliche Rolle. Widescreen-Displays in 16:9 gelten heute bei Designern als Standard. Manche bevorzugen auch ein 16:10-Seitenverhältnis. Denn da steht auch vertikal genügend Platz zu Verfügung, um etwa zwei Seiten im DIN-A4-Format nebeneinander anzuzeigen.
Hohe Auflösung schont Augen und Nerven
Das 4K Ultra HD IPS-Display 43UD79-B von LG Electronics hat eine Bilddiagonale von 42 Zoll, das matte IPS-Display vermeidet Reflexionen. PCs und Apple-Computer können mittels Dual Controller Funktion am selben Monitor angeschlossen und mit nur einer Maus und Tastatur bedient werden. Foto: LG
Welche maximal darstellbare Auflösung man für einen Monitor wählt, hängt einerseits von der Monitorgröße ab, andererseits vom konkreten Einsatzgebiet. Angeboten werden heute Full HD, QHD, 4K oder seltener auch schon 8K-Modelle.
QHD-Displays haben eine Auflösung von 2.560 x 1.440 Pixeln, im Gegensatz zu den 1.920 × 1.080 Pixeln bei Full HD. Je größer der Bildschirm ist, desto höher sollte die Auflösung sein. Für die im grafischen Bereich bevorzugte Mindestbildschirmgröße von 27 Zoll ist eine QHD-Auflösung durchaus sinnvoll.
Bei Bildschirmdiagonalen über 27 Zoll kann ein 4K-Display mit einer Auflösung von 3.840 x 2.160 Pixeln die Arbeit deutlich erleichtern, wenn im täglichen Arbeitsablauf etwa viel Feinarbeit an Details nötig ist.
Bei den Panels, also den Herzstücken jedes Bildschirms, gibt zwei gängige Technologien, auf die man achten sollte, da sie Grafikarbeiten sehr gut unterstützen: VA (Vertical-Alignment) und IPS (In-Plane Switching).
Beide bieten weite Betrachtungswinkel von bis zu 178 Grad. Der Unterschied liegt in Farbgenauigkeit und Gleichmäßigkeit der Ausleuchtung, die bei IPS-Panels etwas höher sind. Neuere VA-Panel-Monitore gleichen dies jedoch durch spezielle farbverbessernde Technologien aus. Zudem lässt sich ein intensiveres Schwarz und höhere Kontraste darstellen. Darüber hinaus ist der Stromverbrauch niedriger.
Ergonomie oder Arbeitsausfall
Viele Monitore bieten weitere Features, wie etwa die Pivot-Funktion, also die Möglichkeit, zwischen Porträt- und Landscape-Modus zu wechseln. Wenn oft Bücher oder Magazine gesetzt werden, können im Hochformat ganze Einzelseiten detailliert angezeigt werden.
Auch die Möglichkeit, Höhe oder Neigungswinkel einzustellen, bringt im Arbeitsalltag ergonomische Vorteile. An einem entsprechend optimierten Arbeitsplatz kommt es weniger zu typischen Beschwerden wie Kopf- oder Schulterschmerzen.
Zusatzausstattung ist nicht immer von Dauer
Das USB-Docking-Display von Phillips ist ein günstiger 24-Zoll-Monitor mit Full-HD-Auflösung (1920 x 1080 Pixel), der sich als Zweit-Display an Grafik-Arbeitsplätzen sowie für Office-Anwendungen eignet. Der Monitor bietet zudem ein USB-3.0-Hub und Ethernet. Foto: Phillips
In der Regel werden Monitore weitaus seltener ausgetauscht als etwa Computer – so kommt es durchaus vor, dass sie ein ganzes Jahrzehnt im Einsatz bleiben. Sowohl die Schnittstellen wie auch Zusatz-Features werden dabei leicht von der technischen Entwicklung überholt.
So werden die heute noch in vielen Geräten verbauten USB-A-Hubs mit dem sich abzeichnenden Trend hin zu USB-C vermutlich in wenigen Jahren ebenso obsolet sein, wie die heute noch gängige Kopfhörer-Buchse.
Ähnlich dürfte es mit Ladestationen für Tablet oder Smartphones sein – welche Standards in wenigen Jahren hier gelten, ist selbst für Branchen-Insider kaum abzuschätzen.
Auch hochwertige Lautsprecher im Monitor sind unter Umständen weniger sinnvoll als gedacht – im Arbeitsalltag dürften sie selten zum Einsatz kommen, schon um die Kollegen nicht zu stören.
Nur einen Monitor kaufen reicht nicht
Monitore werden werksseitig kalibriert ausgeliefert. Da sich im Laufe der Zeit durch Nutzung und Alterung aber die Darstellung verändert, ist für farbrichtige Bilder eine regelmäßige Kalbrierung – Linearisieren, Weißpunkt setzen und Gamma-Wert einstellen – sowie die Profilierung des Bildschirms nötig.
Die Profilerstellung erfolgt mit einem Kolorimeter und entsprechender Software, wie sie etwa von Datacolor angeboten wird. Das damit erstellte Profil wird dann im Betriebssystem als Standard-Monitorprofil hinterlegt, Profi-Programme für Kreation, Bildbearbeitung und Druckvorstufe könne dann darauf zugreifen.
Bei so gennannten „hardware-kalibrierten“ Monitoren wie etwa der CG-Serie von Eizo erfolgt die Anpassung der Farben im Monitor selbst, nicht über die Grafikkarte des angeschlossenen Computers. Dadurch ergibt sich unter anderem eine größere Anzahl von Farbtönen, was besonders bei feinen Grauverläufen zu einer besseren Darstellung führt.
Auch bei hardware-kalbrierten Monitoren sollen die Darstellung regelmäßig überprüft und korrigiert werden, entsprechende Software liefert der Hersteller meist mit.
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