Verpackung

Exakte Proofs für 7 Farben

by Sonja Angerer | 20.06.2022
Exakte Proofs für 7 Farben

Im High-end- und Verpackungsdruck kommen häufig erweiterte Farbräume zum Einsatz. Die Proof GmbH hat deshalb als erstes Unternehmen weltweit die Proof-Zertifizierung für 7 Farben, FograCert CPC für den Austauschfarbraum FOGRA55 in Angriff genommen und diese im April 2022 erhalten.

„Wir sind sehr gespannt, wann unser Kunden anfangen, Proofs für den Siebenfarb-Druck verstärkt nachzufragen“, sagt Matthias Betz, Geschäftsführer und Inhaber der Proof GmbH in Tübingen. Sein Unternehmen ist auf High-end-Proofs spezialisiert. Der Kundenkreis setzt sich vor allem aus Spezial-Druckereien, Fotografen sowie Agenturen mit Schwerpunkt Verpackung zusammen. „Wir sind bereits seit längerem FOGRA51 und FOGRA52 zertifiziert“, erklärt er. „Deshalb war FOGRA55 für uns der nächste logische Schritt. Gerade im High-end-Druck können die Produktionszyklen sehr lang sein. Das geproofte Design steht dabei ganz am Anfang.  Dadurch ist es für unser Unternehmen sehr wichtig, dass wir FOGRA55 rechtzeitig anbieten können.“ 

BILDUNTERSCHRIFT: Für die Zertifizierung der Proofs für 7 Farben kam die FOGRA ECG-7C-Testform zum Einsatz (Auszug). Testform: © FOGRA 

Worum geht es beim Austauschfarbraum FOGRA55? 

Der Austauschfarbraum FOGRA55 wurde im Rahmen eines Forschungsprojektes der FOGRA entwickelt, um den Mehrfarben-Druck mit 7 Farben zu standardisieren. Zusätzlich zu den Standard-Prozessfarben Cyan, Magenta, Yellow und Schwarz kommen hier Violett, Orange und Grün zum Einsatz. Dadurch ergibt sich ein erheblich erweiterter Gamut. Die Drucke wirken also wesentlich brillanter und lebendiger.  

RGB-Daten, die in sieben Farben gedruckt werden, verlieren beim Mehrfarbendruck mit sieben Druckfarben (ECG, Expanded Colour Gamut) deutlich weniger an Farbumfang als beim klassischen Vierfarb-Druck. Zudem lassen sich mit CMYKOVG auch ein Großteil der Sonderfarben simulieren, sodass beim Offsetdruck kein weiteres Farbwerk mit einer Schmuckfarbe mehr notwendig wird. Deshalb ist die Nachfrage nach Siebenfarb-Drucken in den letzten Jahren stark gestiegen.   

Mit Hilfe der neu entstandenen Charakterisierungsdaten und des von der FOGRA online veröffentlichten ICC-Profils ist es heute möglich, exakte Proofs auch für Druckdaten mit 7 Farben zu erstellen. Dies ist für den Offsetdruck sehr relevant, aber auch für die immer größere Zahl von Digitaldruckern mit der Tintenkombination CMYK + OVG. Ein prominentes Beispiel ist hier beispielsweise der HP IndiChrome Plus Siebenfarbendruck.  

Technische Umsetzung von Proofs für 7 Farben 

Die Erstellung von Proofs für 7 Farben ist knifflig. Das liegt schon allein daran, dass Design- und Layout-Software-Produkte in der Regel nur Auszüge in vier Prozessfarben vorsehen. Auch viele RIPs bieten noch keine einfache Möglichkeit, Multicolor-Profile erstellen und verarbeiten. GMG unterstützt aber bereits den neuen FOGRA Medienkeil Multicolor V1 (7C). „Wir haben unsere Epson SureColor-Proofdrucker schon seit Jahren mit Orange, Grün und Violett als Zusatzfarben bestückt“, erklärt Betz dazu. „Deshalb waren die Voraussetzungen für eine schnelle und erfolgreiche FOGRA-Zertifizierung bei uns bereits gegeben.“ 

Matthias Betz konnte also die ECG-7C-Testformen, insgesamt vier pro 7-Farb-Proof, über GMG ColorProof und GMG OpenColor auf seinen Epson-Printern ausgeben. Er wählt als Substrat das GMG ProofMedia Premium OBA Semimatte 250. „Weißpunkt und der CMYK-Teil in FOGRA55 entsprechen den Charakterisierungsdaten von FOGRA51 (PSOcoatedV3), deshalb war das naheliegend.“  

Ganz so einfach war der Prozess jedoch auch für die Proof-Profis nicht, wie sich Betz erinnert: „Wir lassen uns ja seit langem jährlich durch die FOGRA für die Proof-Herstellung zertifizieren. Das ist für uns bei CMYK-Farbräumen ja fast schon Routine. Aber beim Siebenfarb-Proof mit dem neuen Mehrfarben-Medienkeil waren wir für die Unterstützung durch den GMG-Support und die FOGRA oft dankbar.“ 

FOGRA55: Die Zukunft im Mehrfarbdruck 

Mit der Etablierung des Austauschfarbraum FOGRA55 wird der Mehrfarb-Druck potenziell wesentlich einfacher und sicherer. Denn derzeit existieren vor allem im Verpackungsdruck eine große Zahl von Hausstandards. Das macht es sehr schwer, Designs farbsicher auszutauschen, oder auch nur Druckvolumen auf andere Produktionsmaschinen zu verschieben.  

Auch für den digitalen Verpackungsdruck kann der neuen FOGRA55-Standard einen großen Schritt nach vorne bedeuten. Denn es wird dadurch deutlich einfacher, farbsicher digital gedruckte Verpackungen mit deutlich größerem Gamut zu produzieren.  

„Wir haben die Zertifizierung bestanden und ich bin sicher: In den nächsten Jahren wird die Einbindung von FOGRA55 und Siebenfarb-Proofs mit erweitertem Farbraum in die gängigen Softwareprogramme Einzug finden“, freut sich Matthias Betz. „Die Vorzüge des erweiterten Farbraums mit FOGRA55 sind einfach sehr attraktiv.“  

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