Investitions-Check: Wie viele Tinten für meinen Inkjet-Drucker?
Wie viele Farben sind das Optimum: Vier, sechs, oder noch mehr? So finden investitionswillige Druckereien heraus, welche Tinten-Konfiguration für Sie am besten geeignet ist.
Nur mit vier Farben drucken? Da ist beim Inkjet seltener geworden, Modelle wie der Canon Imageprograf Pro-4100 bringen es inklusive Chroma-Optimiser auf zwölf Kartuschen mit Pigment-Tinte. Die meisten anderen Großformatdrucker kommen mit weniger aus. In diesem Artikel erkläre ich:
- welche Farbsätze es im Inkjet-Druck es gibt und wofür man sie einsetzt
- welche Vor- und Nachteile mehr als vier Tinten haben
- welche Maschinen sich für welche Märkte eignen
Tinten und Farben im Inkjet-Druck
Beim Digitaldruck hat man deshalb von Anfang an Farborte und Farbsätze optimiert. Denn anders als in analogen Verfahren kann man in den meisten Inkjet-Druckern nicht einfach eine Sonderfarbe einsetzen, sondern muss versuchen, diese mit den vorhanden Tinten so gut wie möglich nachzustellen.
Im Bereich Foto- und Fine-Art-Druck standen Großformatdrucker Anfangs noch in Konkurrenz zum bis dahin marktdominierenden RA4-Prozess. Dieser ermöglicht technisch bedingt einen wesentlich größeren Farbraum und feiner abgestufte Verläufe.
Daraus entwickelten sich mehrere Strömungen bei den Tintenkonfigurationen im digitalen Großformatdruck:
- Light-Tinten (Light Cyan, Light Magenta, Light Yellow, Light Black, zum Teil auch “Light Light” Farben in 25% -Abstufungen
- Addition weiterer Prozess-Farben zur Erweiterung des Farbraums (Rot, Grün, Blau, Violett, Orange)
- Verschiedene Schwarz-Varianten (Matte/ Photo Black)
BILDUNTERSCHRIFT: Mit der FOGRA ECG-7C-Testform können Drucke mit sieben Farben ausgemessen werden. Grafik: Fogra
Weitere Tintensätze und -spezialitäten
Neben den gebräuchlichen Tintensätzen gibt es ja nach Hersteller heute eine ganze Bandbreite von Varianten. Für erhöhte Produktivität werden kann man bei acht Steckplätzen beispielsweise beim Mutoh XpertJet 1682SR Pro auch 2 x CMYK laden. Dadurch wird die Farbdarstellung allerdings nicht beeinflusst.
„Enhancer“, „Optimizer“ sowie Primer-Kartuschen haben technische Gründe, können sich dagegen durchaus auch die Farbwidergabe auswirken.
Weiße Tinte findet vor allem als Unterdruck auf transparenten, dunklen und farbigen Substraten Verwendung, kann aber auch als Zwischenschicht für Backlits sowie für Spitzlichter eingesetzt werden. Für schnellen, gut deckenden Weißdruck werden die Kartuschen in einem Farbset oft doppelt geladen.
Partielle Drucklackierung mit „Klarlack“ kann bei UV-härtenden Tinten teilweise im Glanzgrad gesteuert werden, zusätzlich gibt es die Möglichkeit, durch Mehrfach-Auftrag Halbreliefs und haptische Muster zu schaffen.
Neon-Tinten sind von verschiedenen Herstellern verfügbar. Sie werden entweder als Sonderfarbe behandelt, etwa bei Swissqprint, oder als eine Art Hybrid, wie beim Canon imagePROGRAF GP-200, wo die pinke Fluo-Tinte auch Orange-Töne verstärkt und erweitert. Auch Metallic-Tinte wie etwa Eco-Sol Max von Roland DG kann als Schmuckfarbe Silber eingesetzt werden. In Kombination mit den Prozessfarben CMYK lassen sich jedoch weitere Metallic-Farben sowie Effekte wie Perlmutt erzielen.
BILDUNTERSCHRIFT: Neon-Tinte erhöht die Kosten, aber macht Drucke spektakulär. (Im Bild: Neon-Druck mit Swissqprint) Foto: Swissqprint.
Unterhaltskosten steigen mit den Tinten
Neben den Energiekosten sind die Aufwendungen für Tinten ein wichtiger Faktor für den Unterhalt einer Druckmaschine (TCO, TotalCost of Ownership). Die Aufwendungen für die Tinten steigen erheblich, wenn sich die Anzahl der Farben vergrößert.
Denn der gerade in der Maschine geladene Satz ist teurer, wenn viele Kartuschen benötigt werden. Hinzu kommt, dass viele Großformat-Drucker nicht so leicht starten, wenn ein Steckplatz nicht besetzt oder die Patrone leer ist. Das gilt selbst dann, wenn die Farbe in dem speziellen Auftrag gar nicht benötigt wird.
Auch die Lagerhaltung muss für Drucker mit großem Farbsatz erweitert werden. Während für den Vierfarb-Druck mindestens vier Kartuschen oder Kanister bevorratet werden sollten (einer pro Farbe), sind es beispielsweise bei zwölf Farben die dreifache Menge. Hinzu kommt, dass selbst selten genutzte Tinten beim der automatischen Kopfreinigung („purgen“) verbraucht werden und dadurch Kosten verursachen.
Deshalb bietet etwa Mimaki an, bei Maschinen wie den Bestsellern JV330-160 und CJV330-160 Print & Cut die Bestückung beim Kauf zu wählen: 4 Farben (CMYK), CMYK mit Light Cyan und Light Magenta plus Weiß oder CMYK, Light Cyan, Light Magenta, Light Black und Orange.
Bulk-Tinten-Systeme und Drittanbieter-Tinten sind oftmals für erweiterte Farbsätze und Sonderfarben nicht verfügbar, sodass Druckereien ihre Ausgaben auch nicht durch die Nutzung von alternativer Tinte optimieren können.
BILDUNTERSCHRIFT: Vier Tinten, oder doch mehr? Die Anzahl der Farben ist ein wichtiges Kriterium beim Investitionsentscheid für einen neuen Inkjet-Drucker. Foto: S. Angerer
Mittelbar können auch die Kosten für Druckköpfe, Wartung und Reparaturen stark von Zahl und Art der geladenen Tinten abhängig sein. Besonders weiße Tinte neigt dazu, sich abzusetzen und zu verklumpen, was Reinigung und Service aufwendig machen kann.
Fazit: Lohnen sich Mehrfarb-Tintensätze bei Inkjet-Druckern?
Erweiterte Tintensätze können also den Betrieb eines Inkjet-Druckers erheblich verteuern. Deshalb lohnt es sich, bereits beim Kauf festzulegen, wie die Maschine bestückt werden soll. Änderungen an der Tintenkonfiguration sind bei bereits installierten Einheiten zwar heute oft möglich, bleiben aber aufwendig. So müssen bei einer Farbsatz-Änderung etwa tintenführende Teile geputzt oder ausgewechselt werden, die Ansteuerung optimiert und neue Profile fürs Farbmanagement geschrieben werden.
Am Markt ist aber auch zu beobachten, dass typische Druckanwendungen in geringer Qualität wie etwa Sonderangebots-Hänger oder Flyer kaum noch bei Dienstleistern nachgefragt werden. Das liegt daran, dass sich die Kommunikation stark ins Digitale verlagert hat. Viele Handelsunternehmen haben aber auch damit begonnen, einfache Applikationen selbst im Haus zu produzieren, da aktuelle Wide-Format-Drucker einfach zu bedienen sind. Dadurch lassen sich reine CMYK Inkjet-Drucke schwerer verkaufen.
Für hochwertige Fotodrucke, Drucke mit erweiterter Farb-Konfiguration, Metallic, Relief oder Neon sind Print-Buyer dagegen nach wie vor bereit, mehr auszugeben. Denn Gedrucktes etabliert sich gerade neu für verbindliche und wichtige Kommunikation. Er kann sich also durchaus lohnen, in Drucker mit vielen Tinten zu investieren, und damit neue, hochwertige Applikationen anbieten zu können. Denn ihnen gehört die Zukunft.
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