Zylindersiebruck und Rotationssiebdruck: Nischentechnik für Spezialisten

Bei Siebdruck denken die meisten an Flachbett-Technologie. Doch Zylindersiebdruck und Rotationssiebdruck ist in der Nische quicklebendig. Die FAQ beantwortet die wichtigsten Fragen.
Was sind Rotations- oder Zylindersiebdruck eigentlich?
Wer „Siebdruck“ sagt, meint meist den Flachbett-Siebdruck. Beim Flachform-Zylindersiebdruck wird wie im Flachbettsiebdruck mit einer flachen Schablone im Bogendruck gearbeitet, jedoch presst ein Gegenzylinder das Material an das Sieb. Flachform-Zylindersiebdruck-Anlagen sind in der Regel als Vollautomaten mit integrierter Ab- und Zuführung sowie Trocknersystem ausgelegt. Aktuelle Modelle wie die 4-Säulen-Zylindermaschine ASTRON QX von SPS Technoscreen arbeiten mit Servomotoren.
Der Rotationssiebdruck ist ein analoges Druckverfahren, bei dem eine Farbe durch eine Schablone in Zylinderform aufgetragen wird. Sie besteht aus einem feinmaschigen Gewebe, das auf einen Zylinder gespannt ist. Die Farbe wird mit einem Rakel durch die Maschen gedrückt. Dadurch wird Rollenmaterial bedruckt, das man unter dem Zylinder durchführt.
Beide genannten Siebdruck-Formen sind vom Körper- oder Rundsiebdruck zu unterscheiden, bei dem ein der der zu bedruckende Gegenstand selbst zum Gegendruckkörper wird. Speziell für Transferdruck in großen Auflagen sowie gedruckte Elektronik und Medizinanwendungen gibt es außerdem Rolle-zu-Rolle-Siebdruckmaschinen von Herstellern wie Sakurai.
BILDUNTERSCHRIFT: Aktuelle Zylindersiebdruckmaschinen wie die ASTRON QX von SPS Technoscreen arbeiten mit Servomotoren. Foto: SPS Technoscreen
Für welche Anwendungen eignet sich der Flachform-Zylindersiebdruck?
Zylindersiebdruck wird vor allem in der Industrie eingesetzt. Typische Anwendungsbereiche sind etwa der Transferdruck für Keramikdekore, aber auch der Druck von Banknoten.
Für welche Anwendungen eignet sich der Rotationssiebdruck?
Der Rotationssiebdruck (Video) ermöglicht bei rapportierten Motiven den Endlosdruck. Deshalb sind der textile Rollendruck für Mode und Heimtextil, aber auch Tapetendruck, bevorzugte Anwendungsbereiche für Rollensiebdruckanlagen von Herstellern wie Zimmer Austria oder Efi Reggiani. Anbieter wie Gallus kombinieren für kundenspezifische Spezialmaschinen, meist im Etikettendruck, auch Flexo-Druckwerke mit rotativem Siebdruck.
Welche Vorteile hat rotativer Siebdruck?
Rotativer Siebdruck bietet in puncto Druckfarben dieselben Vorteile wie Flachbett-Verfahren: So lassen sich etwa Sonderfarben und sogar Effekte wie Glitter-, Hochglanz oder Duftlack leicht aufbringen. Speziell im industriellen Siebdruck geht es zudem immer mehr um Beschichtungen, etwa für Medizinprodukte, Architekturglas, Fliesen oder elektronische Bauteile.
Mit den richtigen Siebdruck-Farben und -Fluiden kann man praktisch jedes Material bedrucken. Deshalb bieten Hersteller wie Marabu eine breite Auswahl von Farben und Lacken für die unterschiedlichsten Anwendungsbereich an. Siebdrucke sind unabhängig von Verfahren sehr widerstandsfähig und lichtecht, da die Farbschicht dick und deckend ist. Bei hohen Auflagen ist das Preis-Leistungsverhältnis zudem sehr gut, weil die Maschinen zuverlässig und langlebig sind, und Standard-Farben auf dem Weltmarkt günstig eingekauft werden können.
Welche Nachteile hat der Zylindersiebdruck?
Die Nachteile von Flachform-Zylindersiebdruck und Rotationssiebdruck sind denen des Flachbett-Siebdrucks recht ähnlich: Für jedes Motiv muss ein eigenes Sieb angefertigt werden. Das bedeutet, dass kleine Auflagen oder Einzelstücke unverhältnismäßig teuer sind. Durch lange Rüstzeiten leidet zudem die Flexibilität.
Die Siebe müssen nach dem Gebrauch aufwändig entschichtet und entsorgt werden, oft archivieren jedoch gerade Textildruckereien auch ihre Druckvorlagen. Das allerdings benötigt viele Platz und bindet Ressourcen.
Wie umweltfreundlich ist der Rollensiebdruck?
Schnelle Siebdruck-Anlagen verbrauchen viel Strom. Das gilt vor allem dann, wenn man eventuell notwendige Absauger und Abscheider hinzurechnet. Auch die Herstellung der Druckvorlagen ist aufwendig, zudem müssen in der Regel größere Mengen von Lösemitteln eingesetzt werden, etwa für die Herstellung der Siebe, aber auch beim Farbwechsel.
Siebdruckmaschinen haben aber eine sehr lange Lebensdauer. Noch heute werden gebrauchte Svecia-Maschinen aus den 1980ern gehandelt. Durch die lange Nutzungsdauer relativiert sich der CO2-Fußabdruck der Hardware erheblich.
Während Drucksubstrate für den Digitaldruck für ein optimales Druckergebnis oft beschichtet werden müssen, benötigt man im Siebdruck keine Aufnahmeschicht, sodass weniger Chemikalien zum Einsatz kommen. Allerdings produzieren Siebdruckanlagen vor allem beim Anfahren erheblich Makulatur, was zu einem erhöhten Müllaufkommen führt.
BILDUNTERSCHRIFT: In den letzten Jahren hat der Siebdruck bei Herstellung von industriellen Massenprodukten in den letzten Jahren eine Renaissance erfahren. Foto: S. Angerer
Die Zukunft des Zylindersiebdrucks
In der grafischen Industrie hat der Rolle-zu-Rolle-Digitaldruck den Rotations- und Zylindersiebdruck wie auch den Flachbett-Siebdruck weitgehend verdrängt. Das gilt für Werbung ebenso wie für den Kunstdruck.
BILDUNTERSCHRIFT: Der Rotationsiebdruck ist für den Textildruck weit verbreitet. Foto: S. Angerer
Bei personalisierten Konsumgütern und Kleinserien hat vor allem der UV-LED-Digitaldruck dem Siebdruck in den letzten Jahrzehnten ebenfalls erhebliche Lauflängen abgenommen. Allerdings hat sich auch gezeigt, dass industrielle Lacke, Fluide und Pasten im Digitaldruck nur mit sehr hohem Aufwand digital verdruckt werden können. Daher haben der Rotationssiebdruck wie der Zylindersiebdruck in der Herstellung von Massenprodukten in den letzten Jahren eine Renaissance erfahren.
Weil der industrielle Siebdruck integraler Bestandteil von Prozessen ist, wird er häufig nicht an Druckereien vergeben, sondern als Teil der Produktion betrachtet. Im industriellen Umfeld, vor allem in der Elektronik- und Automotive-Branche, aber auch bei der Herstellung von Solarmodulen, liegt wohl auch die Zukunft des Rotations- und Zylindersiebdrucks.
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