Textile printing

Label für Textilien: Hype oder Hilfe für Druckdienstleister?

by Sonja Angerer | 18.04.2023
Label für Textilien: Hype oder Hilfe für Druckdienstleister?

Käufer von Druckprodukten wollen sicher sein, dass die Waren verantwortungsbewusst hergestellt wurden. Das gilt umso mehr beim Textildruck. Labels können helfen, Vertrauen zu schaffen. In diesem Artikel stellen wir einige der bekanntesten vor, und klären auch, ob und wie sie Druckdienstleistern bei der Kundengewinnung helfen können.

Das Thema Textil ist in aller Munde, denn immer mehr Menschen werden sich darüber bewusst, welchen enormen Einfluss auf Natur und Gemeinschaften ein hoher Konsum an Kleidung mit sich bringt.  

Textile Labels – ein Auswahl für Digitaldruckereien 

Der große „Hype“ um die Wertschöpfungskette hat dafür gesorgt, dass die Zahl der verschiedenen Labels für nachhaltige und fair gehandelte Textilien fast unüberschaubar geworden ist.  Das macht es für Verbraucher, aber auch Textildruckereien schwer, eine Auswahl zu treffen. Hier stellen wir deshalb einige der im deutschsprachigen Raum bekanntesten vor. 

IVN BEST: Dieses Label vom Internationalen Verband der Naturtextilwirtschaft garantiert die Einhaltung der ILO-Kernarbeitsnormen ab der Weiterverarbeitung der Baumwolle bzw. der Fasern. Das Textil muss zu 100 Prozent aus ökologisch zertifizierten Naturfasern bestehen. 

GOTS: Dieses Label steht für Global Organic Textile Standard und zertifiziert nur Textilien, die mindestens 70 Prozent Fasern aus kontrolliert biologischer Landwirtschaft enthalten. Die sozialen und ökologischen Standards sind bei GOTS etwas niedriger als bei IVN BEST. Textildruckereien können sich GOTS-zertifizieren lassen, wenn sie die Einhaltung entsprechender Kriterien in Audits nachweisen.  

Fairtrade Cotton: Dieses Label steht für Rohbaumwolle, die fair angebaut und gehandelt wurde. Der Fairtrade-Mindestpreis hilft den Bauern die Kosten einer nachhaltigen Produktion zu decken. Das Fairtrade-Cotton-Siegel bezieht sich ausschließlich auf die Baumwolle, nicht auf die gesamte Lieferkette. Es gibt aber zusätzlich auch das Siegel „Fairtrade-Textile-Production“.  

Fair Wear Foundation: Diese Organisation entwickelt mit Unternehmen Maßnahmen zur Verbesserung der sozialen Bedingungen in allen Konfektionsbetrieben der textilen Kette in den Produktionsländern. Ziel sind existenzsichernde Löhne für die Mitarbeiter. 

Made in Green by OEKO-TEX: Dies ist ein nachverfolgbares Label für alle Arten von Textilien. Mit dem Label wird der Nachweis erbracht, dass ein Artikel auf Schadstoffe getestet und unter nachhaltigen, sozialverträglichen Arbeitsbedingungen produziert wurde. OEKO-TEX bietet eine Reihe von Zertifikaten, von denen einige auch Druckdienstleister erwerben können.  

Grüner Knopf: Das Siegel wurde 2019 vom Deutschen Bundesministerium für Entwicklung und wirtschaftliche Zusammenarbeit aus der Taufe gehoben. Geprüft wird, ob Unternehmen Verantwortung für die Einhaltung von Menschenrechten und Umweltstandards in ihren Lieferketten übernehmen. 

BILDUNTERSCHRIFT: Der „Grüne Knopf“ ist ein Textillabel des Deutschen Bundesministerium für Entwicklung und wirtschaftliche Zusammenarbeit.
Foto: BMZ 

Labels schaffen Vertrauen 

Textile Labels bieten verschiedene Vorteile für Verkäufer und Kunden. Für Verkäufer können sie ein Wettbewerbsvorteil sein, da sie zeigen, dass sie verantwortungsvoll und transparent handeln und sich von anderen Anbietern abheben. Sie können auch Kosten sparen, indem sie Ressourcen effizienter nutzen und Risiken minimieren. Für Kunden können sie eine Orientierungshilfe sein, um bewusste Kaufentscheidungen zu treffen und qualitativ hochwertige Produkte zu erhalten, die sowohl gesundheitlich als auch ökologisch unbedenklich sind. Sie können auch ein gutes Gefühl vermitteln, einen Beitrag zu einer gerechteren und nachhaltigeren Welt zu leisten. 

Inzwischen bieten deshalb eine Reihe von Druckereien, die sich auf den Druck von Shirts spezialisiert haben, fair gehandelte und Bio-Alternativen als Rohtextilien an. Zum Teil konnten sich Unternehmen auch schon ganz auf verantwortungsvoll hergestellte, GOTS-Zertifizierte Textilien konzentrieren.  

BILDUNTERSCHRIFT: Das „Made in Green“ by OEKO-TEX Label weist nach, dass Textilien ohne Schadstoffe und fair produziert wurden.
Foto: Oeko-Tex / Hohenstein Laboratories 

Zertifizierungen sind aufwendig 

Unternehmen, die Textilien bedrucken, leisten dadurch einen Beitrag, Produkte wertvoller und persönlicher zu machen, weniger „Wegwerfware“, mehr „Lieblingsstück“. Das gibt umso mehr, wenn die Rohware verantwortungsbewusst hergestellt wurde.  

Es ist allerdings für Textildruckereien nicht ganz unproblematisch, mit textilen Siegeln zu werben. Denn die Regeln, nach denen dies möglich ist, unterscheiden sich zum Teil erheblich. Zudem müssen weitere Verarbeitungsschritte wie das Aufbringen von Primern und  Drucktinten mit bedacht werden. Sie benötigen oft zusätzliche Schritte, damit eine Zertifizierung erreicht werden kann. Modulare Systeme wie OEKO-TEX bieten hier Vorteile, denn wird durchgängig mit bereits vorgeprüften Komponenten wie etwa OEKO-TEX-Eco-Passport-zertifizierter Tinte und OEKO-TEX-100 gelabelter Bekleidung gearbeitet, wird nach den aktuellen Richtlinien nur eine Dokumentenprüfung fällig.   

Ohne Zertifizierung im verarbeitenden Unternehmen darf auch das GOTS-Logo nur in Ausnahmefällen für Werbung verwendet werden. Für Druckdienstleister bedeutet das einen erheblichen Aufwand, denn in der Regel muss eine akkreditierte Agentur den Prozess überwachen und abnehmen. Hinzukommen außerdem unter Umständen Labor-, sowie Lizenz- und Bearbeitungskosten. Da die Bedingungen für jedes einzelne textile Label unterschiedlich ist, lassen sich bereits erfolgte Nachweise auch selten für weitere Siegel verwenden.  

BILDUNTERSCHRIFT: Künftig werden Textile Label, die Nachhaltigkeit nachweisen von Verbrauchern und Einkäufern wohl noch viel stärker eingefordert werden.
Foto: S. Angerer 

Lohnen sich Labels für Textilien für Druckdienstleister?

Durch die Verwendung von Labels können Druckdienstleister ihre Kunden über die Qualität und Nachhaltigkeit ihrer Produkte informieren und so das Vertrauen in ihre Produkte stärken. Einen noch deutlich wirksameren Beitrag zu umweltbewusster Textilproduktion leisten Druckereien, wenn sie sich selbst zertifizieren lassen. Der Prozess, der nötig ist, um ein solches Audit zu bestehen, kann als Chance genutzt werden, auch in weiteren Unternehmensbereichen Ressourcen verantwortungsvoll zu nutzen und wo möglich einzusparen.  

Durch das stetig wachsenden Bewusstsein von Konsumenten und Einkäufern für nachhaltige Produktionsansätze ist zu erwarten, dass in wenigen Jahren Produkte, die nicht entsprechend gekennzeichnet werden können, gar nicht mehr, oder nur mit erheblichen Preisabschlägen verkäuflich sein werden. „Hype oder Hilfe“, diese Frage wird sich deshalb womöglich schon bald gar nicht mehr stellen. Sich bereits jetzt mit dem Thema „textile Zertifikate“ zu beschäftigen, kann als eine notwenige Investition in das Fortbestehen des Unternehmens erweisen. 

 
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