Features

Produktionsabfälle aus dem Digitaldruck richtig entsorgen

by Sonja Angerer | 24.03.2025
Produktionsabfälle aus dem Digitaldruck richtig entsorgen

In Betrieben für Digitaldruck und Werbetechnik fällt viel Müll an. Wie werden diese Produktionsabfälle in Deutschland richtig entsorgt? Das ist für viele Betriebe auch eine Überlebensfrage.

Rund 70.000€ pro Jahr kostet die Entsorgung bei der PPS. Digital Printing GmbH, schätzt Steffen Hufnagel. Der Leiter der Produktion in Berlin und Dresden geht dabei von insgesamt gut 280 Tonnen Müll aus. Pappe und Holz, also prinzipiell gut zu recycelnde Materialien, machen davon rund 120 Tonnen aus. In der Müllverbrennungsanlage landen weitere zirka 130 Tonnen. Etwa 40 Tonnen sind Verbundkunststoffe, die als Sondermüll gelten. Farbreste und Reinigungsflüssigkeiten addieren sich auf circa zwei Tonnen. Auch sie müssen besonders entsorgt werden.

Mit etwa 150 Mitarbeitern und einem jährlichen Druckvolumen von 3,5 Millionen Quadratmetern gehört PPS. Digital Printing GmbH zwar zu den größeren der Branche. Die Beispielrechnung zeigt aber auch: die Digitaldruckbranche hat tatsächlich ein recht kostspieliges Problem mit Produktionsabfällen.

Produktionsabfälle sind Gewerbemüll

Es hängt natürlich von der exakten Ausrichtung ab, welche Arten von Müll bei Digitaldruckern und Werbetechnikern anfallen. Bei Unternehmen mit Spezialität Textildruck können dies Transferpapiere und Stoffabschnitte sein. Wer auch Messe- und Rahmenbau betreibt, muss Metallspäne und -abschnitte der Wiederverwertung zuführen. Firmen, die Lichtwerbung anbieten, entsorgen wahrscheinlich auch viel Elektroschrott. Und bei allen gemeinsam fallen Unmengen von Altpapier, Palettenholz, Tintenkanistern und -kartuschen sowie Putz- und Reinigungsmittelreste an.

Wohin damit? Das hängt in Deutschland tatsächlich erheblich von den örtlichen Gegebenheiten an. Grundsätzlich sind Fragen der Abfallentsorgung bei Gewerbebetrieben aber im Kreislaufwirtschaftsgesetz sowie in der Gewerbeabfallverordnung geregelt. Letztere soll für 2026 noch einmal umfassend neu verabschiedet werden. Beide Verordnungen haben zum Ziel, dass möglichst viele Abfälle sortenrein getrennt zur Verfügung gestellt werden. Denn dadurch lassen sich die Rohstoffe besser wiederverwerten. Schließlich hat sich die Europäische Union vorgenommen, bis 2050 auf Kreislaufwirtschaft umzustellen.

Getrennt zu sammeln sind in Gewerbebetrieben schon heute Papier, Pappen und Kartonagen sowie Glas, Kunststoffe, Metalle und Holz. Ziel ist es, dass diese möglichst nicht in Deponien und Müllverbrennungsanlagen landen, sondern weiter genutzt werden können.

Farb- und Tintenreste, sowie leere Kanister und Kartuschen gelten als „gefährliche Abfälle“, wenn sie bestimmte Grenzwerte überschreiten oder gefährliche Stoffe enthalten. Sie unterliegen dann dem Vermischungsverbot, dürfen also nicht in andere Stoffströme gelangen. Bei gefährlichen Abfällen müssen Betriebe die geplante Entsorgung mit den Behörden vorab abstimmen sowie Nachweise bereithalten.

Holzabfälle müssen getrennt und sortenrein entsorgt werden. Foto: S. Angerer / KI

Wohin mit dem Müll?

Firmen können prinzipiell wählen, welcher zertifizierte Entsorger sich um ihren Müll kümmert. Allerdings gibt es je nach Bundesland abweichend, „Überlassungspflichten“, vor allem für gefährliche Abfälle.

Ausnahmen sind dabei auch für sehr kleine Unternehmen nicht vorgesehen, betont man etwa im zuständigen Umweltamt Nürnberg. Geringe Mengen an gefährlichen Abfällen können aber in einem weniger aufwendigen Verfahren mit sogenannten Sammelentsorgungsnachweisen recycelt werden. Details können wiederum örtlich verschieden sein. Das führt übrigens dazu, dass auf den Verpackungen von Folien und anderen Produkten für Digitaldruck und Werbetechnik meist keine Entsorgungshinweise hinterlegt werden. Bei Endkonsumenten-Produkten sind diese dagegen Pflicht.

Es gilt aber: Bei unsachgemäßer Entsorgung von Abfällen oder unzureichenden Nachweisen drohen bundesweit nach dem Kreislaufwirtschaftsgesetz Bußgelder in Höhen von bis 100.000 Euro. Zusätzlich können sich für Digitaldruckereien und Werbetechniker aus dem Verpackungsgesetz bei Verstößen gegen die Pflichten zur Rücknahme und Entsorgung von Verpackungen weitere Strafen ergeben.

Vor allem für kleine Digitaldruckereien und Werbetechnik-Betriebe können solche hohen Bußgelder leicht das Aus bedeuten. 

Weniger Produktionsabfälle sind besser für die Umwelt

Beim Akzidenz- und digitalen Auflagendruck fällt vor allem Papiermüll an. Papierbasierte Bedruckstoffe kann man gut in bestehende Recycling-Kreisläufe einfädeln. Sie gelten deshalb als nachhaltige Lösung.

Typische Digitaldruck-Applikationen werden allerdings zumeist auf Kunststoff-Folien gedruckt. Durch Kaschieren und Laminieren entsteht ein Verbundmaterial, das oft nicht mehr sortenrein recycelt werden kann. „Schwierigkeiten (bei der Abfallentsorgung) treten insbesondere bei nicht brennbaren Verbundmaterialien auf“, erklärt etwa Hufnagel. „PVC-Plane wird aufgrund der integrierten und kaum trennbaren Polyesterfaser fast schon als Sondermüll behandelt und ist somit entsprechend teuer in der Entsorgung. Durch den aufgebrachten Flammschutz eignet sich das Material, in größeren Mengen, auch nicht für die Verbrennungsanlage.“

Es gibt immer wieder Ansätze, vor allem die Menge von Verbundmaterial aus Digitaldruck und Werbetechnik zu begrenzen. Am Markt durchgesetzt hat sich davon bis jetzt noch keine. „Wir haben eine ‚Split-And-Recycle‘-Folie entwickelt, bei der die Druckschicht vom Substrat gelöst werden kann und der Hauptbestandteil des Produkts sortenrein recycelt werden kann. Bisher zeigt sich der Markt hierfür aber nicht offen“, sagt dazu etwa Ina-Maria van Alst, Manager Communications bei der Folex Coating GmbH.

Bei Tintenkartuschen und -behältern sind hingegen einige Hardware-Hersteller bereits aktiv geworden. So nimmt HP diese im Rahmen von Planet Partners zurück. Epson betreibt ein Wiederverwertungsprogramm, ebenso Roland DG. Mimaki bittet Anwender, sich dazu mit ihrem Fachhändler in Verbindung zu setzen. Darüber hinaus gibt es in Deutschland eine Reihe von Serviceunternehmen, die gebrauchte Tintenkartuschen zurücknehmen oder sogar aufkaufen. Oft werden diese gereinigt und nochmals befüllt.

Verbundwerkstoffe aus Digitaldruckereien landen oft in der Müllverbrennungsanlage. Foto: S. Angerer / KI

Produktionsabfälle werden zum Wirtschaftsfaktor

Künftig ist damit zu rechnen, dass die Vorschriften für Gewerbemüll noch strenger und die Preise für die Entsorgung höher werden. Für Digitaldrucker und Werbetechniker bedeutet dies, dass ein effizientes Abfallmanagement mehr und mehr zu einem entscheidenden Hebel bei den Betriebskosten wird. Dies gilt für Unternehmen aller Größen und trifft nicht nur die Druckbranche.  

Es ist daher damit zu rechnen, dass Kunden für Druckprodukte künftig versuchen werden, ihre Lieferanten zur Rücknahme demontierter Planen zu verpflichten. Noch ist das recht selten, berichtet Steffen Hufnagel von PPS: „Es gibt vereinzelt Fälle, wo beim Austausch einer Werbefläche, das vorher installierte Altmaterial von uns entsorgt werden muss.“

Deshalb bereitet das Unternehmen ein Pilotprojekt vor, bei dem es bestimmte Altmaterialien zurücknehmen und in einen Recycling-Prozess überführen will. Für den Druckkunden soll es dann ein Zertifikat über das neu gewonnene Material geben. Das wäre dann vor allem für Print Buyer aus Unternehmen interessant, die bereits der Pflicht zur Umweltberichterstattung unterliegen.  

Man kann also zusammenfassend sagen, dass es für Digitaldruckereien und Werbetechniker jeder Größe künftig noch einmal wichtiger werden wird, sich um die fachgerechte Entsorgung ihrer Produktionsabfälle zu kümmern. Das sollten Unternehmen aber nicht nur als lästige gesetzliche Pflicht sehen. Denn richtig implementiert und kommuniziert kann aus einem effizienten Müll-Management ein echter Wettbewerbsvorteil werden.

Besuchen Sie die FESPA Global Print Expo 2025

Entdecken Sie die neuesten Innovationen im Bereich des Digitaldrucks auf der FESPA Global Print Expo 2025, Europas führender Fachmesse für Druck und Beschilderung. Sie findet vom 6. bis 9. Mai in der Messe Berlin (Deutschland) statt. Dort werden die innovativsten Produkte, visionäre Konzepte und die neuesten Entwicklungen für die Zukunft des Drucks vorgestellt. Registrieren Sie sich hier und nutzen Sie den Promo-Code FESJ5065, um nur 50 € für Ihre Eintrittskarte zu bezahlen.

by Sonja Angerer Zurück zu den Neuigkeiten

Jüngste Neuigkeiten

Green Printing: Wie Nachhaltigkeit den Geschäftserfolg fördert
Features

Green Printing: Wie Nachhaltigkeit den Geschäftserfolg fördert

Nessan Cleary erklärt, dass nachhaltiger Druck Unternehmen und Umwelt zugutekommt. Die Überprüfung von Lieferanten und die Verwendung umweltfreundlicher Materialien sind entscheidend. Die Optimierung der Produktion mit energieeffizienten Geräten und die Minimierung von Abfall senken die Kosten. Ordnungsgemäße Abfallentsorgung und effiziente Räumlichkeiten reduzieren den CO2-Fußabdruck zusätzlich. Mitarbeiterschulungen und Recyclinglösungen für Kunden runden den nachhaltigen Ansatz ab.

24-03-2025
Energiekosten, Inflation, Fachkräftemangel: Wie geht es der Druckindustrie in Deutschland?
Video
28:43

Energiekosten, Inflation, Fachkräftemangel: Wie geht es der Druckindustrie in Deutschland?

Für diese Podiumsdiskussion hat FESPA-Botschafter Frank Tueckmantel Michael Krieger, Geschäftsführer von PPS Digital, und Simon Pless, Geschäftsführer von Erler+Pless eingeladen. Sie tauschen sich über Energiekosten, die Inflation und den Fachkräftemangel aus und beleuchten, wie sich diese Probleme auf die gesamte Druckindustrie in Deutschland auswirken.

18-03-2025
Energiekosten, Inflation, Fachkräftemangel: Wie geht es der Druckindustrie in Deutschland?
Nachhaltigkeit und den Glauben bewahren
Blog

Nachhaltigkeit und den Glauben bewahren

Laurel Brunner erläutert, wie die Druckindustrie ihre Umweltbelastung durch technologische Fortschritte trotz der anhaltenden Wahrnehmung von Papierverschwendung drastisch reduziert hat. Obwohl die Verbrauchergewohnheiten eine Herausforderung darstellen, strebt die Branche weiterhin nach umweltfreundlicheren Praktiken.

05-03-2025
Nachhaltigkeits-Audits für Druckereien: Pflicht oder Kür?
Features

Nachhaltigkeits-Audits für Druckereien: Pflicht oder Kür?

Nachhaltigkeit und Umweltschutz gewinnen immer mehr an Bedeutung. Deshalb stehen auch Druckereien vor der Herausforderung, ihre Prozesse umweltfreundlicher zu gestalten. Nachhaltigkeits-Audits spielen dabei eine zentrale Rolle.

24-02-2025