Vorsicht vor Greenwashing
Angesichts der Gesetzgebung zur Verhinderung von Greenwashing erklärt uns Two Sides, warum Druckereien darauf achten sollten, ehrlich und offen über ihre Praktiken zu sprechen.
Anfang des Jahres veranstalteten die British Printing Industries Federation und die Druckerei-Unternehmensberatung Two Sides eine Diskussionsrunde zum Thema Greenwashing, bei der die schädlichen Auswirkungen von Greenwashing auf die Druck- und Papierindustrie im Rampenlicht standen.
In ganz Großbritannien drängen führende Organisationen wie Banken, Telekommunikationsanbieter und Versorgungsunternehmen ihre Kunden zunehmend dazu, „auf Papier zu verzichten“, und zwar unter dem Vorwand der Umweltverantwortung. Diese Behauptungen, die elektronische Kommunikation gegenüber Papierrechnungen fördern, suggerieren oft, dass der Verzicht auf Papier Bäume rettet und dem Planeten hilft. Diese Darstellung ist jedoch irreführend und stark vereinfacht.
Aussagen wie „Verzichten Sie auf Papier, retten Sie Bäume“ oder „Wechseln Sie von der Baumpost zur E-Mail“ führen die Öffentlichkeit in die Irre, indem sie suggerieren, dass die Umstellung auf digitale Kommunikation immer die umweltfreundlichere Option ist. Diese Vereinfachung schadet einer Branche, die in Großbritannien über 116.000 Menschen und in der gesamten EU über 1.096.000 Menschen direkt beschäftigt. Da in Großbritannien über 8.400 Unternehmen von der Druck- und Papierindustrie abhängig sind (115.700 in der EU), verzerrt Greenwashing nicht nur die Wahrheit über den ökologischen Fußabdruck von Papier, sondern trägt auch zu erheblichen finanziellen Schäden bei, die die Druck- und Postindustrie Großbritanniens jährlich schätzungsweise 10 Millionen Pfund kosten.
Das Problem irreführender Behauptungen ist weit verbreitet. Weltweit hat Two Sides über 2.650 Unternehmen angeklagt, die unbegründete Umweltaussagen in Bezug auf Papier machten. Allein in Europa konnte das Unternehmen 749 Unternehmen davon überzeugen, irreführende Aussagen zu entfernen, darunter große Namen wie Axa Insurance, O2 Telefonica und Calor Gas. Der Hauptgrund für Unternehmen, die auf papierlose Kommunikation drängen, ist oft die Kostensenkung, aber dies als umweltfreundlichere Alternative darzustellen, ist sowohl ungenau als auch schädlich für einen ganzen Sektor.
Doch auch die Papier- und Druckindustrie selbst muss vorsichtig sein. Sie ist nicht immun gegen den Vorwurf des Greenwashing. In Marketingmaterialien werden häufig gängige Begriffe wie „umweltfreundlich“, „recycelbar“, „biologisch abbaubar“ und „klimaneutral“ verwendet. Ohne klare und glaubwürdige Beweise können diese Behauptungen jedoch irreführend sein. So müssen beispielsweise Ausdrücke wie „planet-positiv“ oder „grünes Drucken“ durch solide, transparente Daten untermauert werden. Es reicht nicht aus, einfach zu sagen, dass ein Produkt umweltfreundlicher ist; Unternehmen müssen diese Behauptungen mit Fakten untermauern.
Um Greenwashing entgegenzuwirken, bieten Branchenzertifizierungen wie FSC, PEFC und ISO14001 sowie Kohlenstoffstandards wie PAS2060 oder ISO 14068 eine Möglichkeit, sicherzustellen, dass Umweltaussagen angemessen belegt werden. Diese Zertifizierungen dienen als wichtige Benchmarks und bieten Unternehmen den Rahmen, um echte Umweltintegrität nachzuweisen. Die B Corp-Zertifizierung bietet auch einen starken Standard für Unternehmen, die ihre ethischen und nachhaltigen Praktiken nachweisen möchten.
Schluss mit Greenwashing
In Großbritannien reguliert die Advertising Standards Authority (ASA) Umweltaussagen von Unternehmen durch Abschnitt 11 des britischen CAP-Codes . Die ASA schreibt vor, dass alle Umweltaussagen klar, spezifisch und auf soliden Beweisen beruhen müssen. Verallgemeinernde oder vage Aussagen sind nicht zulässig und Unternehmen müssen transparent über die Auswirkungen ihrer Produkte während des gesamten Lebenszyklus sein. Wenn es unter Experten erhebliche Debatten über eine Aussage gibt, kann sie nicht als allgemein akzeptiert dargestellt werden. Dieser Ansatz stellt sicher, dass Verbraucher nicht durch unbegründete Behauptungen in die Irre geführt werden, und trägt dazu bei, Unternehmen für ihr Marketing zur Verantwortung zu ziehen.
Auch die britische Competition & Markets Authority (CMA) hat im Green Claims Code klare Richtlinien festgelegt, die sechs wesentliche Grundsätze umreißen. Unternehmen müssen bei ihren Umweltaussagen wahrheitsgetreu, genau und transparent sein. Sie sollten auch sicherstellen, dass ihre Botschaften den tatsächlichen Umweltauswirkungen des Produkts entsprechen und keine wichtigen Details auslassen. Entscheidend ist, dass Unternehmen in der Lage sein sollten, alle Behauptungen mit aktuellen, glaubwürdigen Beweisen zu untermauern und bei Umweltaussagen den gesamten Lebenszyklus eines Produkts zu berücksichtigen. Dieser ganzheitliche Ansatz trägt dazu bei, sicherzustellen, dass Unternehmen nicht Rosinen herauspicken, um umweltfreundlicher zu erscheinen, als sie tatsächlich sind.
In ganz Europa entstehen ähnliche Rahmenbedingungen. Die Europäische Kommission hat die Richtlinie zu umweltbezogenen Werbeaussagen sowie Leitlinien für die Verwendung umweltbezogener Werbeaussagen entwickelt. Diese Maßnahmen sollen einen einheitlichen Rechtsrahmen schaffen, an den sich in der EU tätige Unternehmen halten müssen. Die European Advertising Standards Alliance (EASA) hat ebenfalls Schritte zur Förderung verantwortungsvoller Werbung unternommen, darunter strenge Bestimmungen zu umweltbezogenen Werbeaussagen. Jedes europäische Land hat seine eigenen nationalen Verbraucherschutzbehörden, die die Einhaltung dieser Standards gewährleisten. Die Europäische Kommission hat einen Zeitplan für die Einführung von Gesetzen zwischen Ende 2024 und Anfang 2025 festgelegt. Die Länder haben dann 24 bis 36 Monate Zeit, diese Gesetze umzusetzen. Daher ist es für Unternehmen von entscheidender Bedeutung, sich auf bevorstehende regulatorische Änderungen vorzubereiten.
Die bevorstehenden Regelungen werden sich besonders auf Unternehmen konzentrieren, die behaupten, kohlenstoffneutral zu sein oder andere kohlenstoffbezogene Benchmarks zu erreichen. Da dies immer mehr in den Fokus rückt, ist es wichtig, dass Unternehmen sicherstellen, dass ihre Umweltbotschaften faktenbasiert und überprüfbar sind.
Was können Unternehmen tun, um sich vor den Risiken des Greenwashings zu schützen? In erster Linie müssen sie sicherstellen, dass alle Nachhaltigkeitsaussagen auf glaubwürdigen Quellen und soliden Beweisen beruhen. Darüber hinaus ist es für Unternehmen von entscheidender Bedeutung, ihr Marketing, ihre Websites und andere Mitteilungen zu überprüfen, um sicherzustellen, dass sie nicht versehentlich irreführende Behauptungen aufstellen. Auch die Schulung der Mitarbeiter, damit sie über die neuesten Umweltstandards und -vorschriften informiert bleiben, hilft Unternehmen dabei, unbeabsichtigtes Greenwashing zu vermeiden.
Mit Blick auf die Zukunft könnten Unternehmen, die die erforderlichen Standards nicht erfüllen, mit strengeren EU-Vorschriften konfrontiert werden, die mit hohen Geldbußen und Strafen rechnen müssen. Indem sie sich an Branchenzertifizierungen halten und für Transparenz bei ihren Umweltaussagen sorgen, können Unternehmen Vertrauen aufbauen und ihr echtes Engagement für Nachhaltigkeit unter Beweis stellen.
Um weitere Informationen zu bevorstehenden EU-Verordnungen zu erhalten und über die Gesetzgebung in Bezug auf Verpackungen und Abfall auf dem Laufenden zu bleiben, können Unternehmen die Website von Two Sides besuchen, wo sie die neuesten Erkenntnisse und Ressourcen finden.
In diesem sich entwickelnden Umfeld ist es wichtig, informiert zu bleiben und wachsam zu sein. Nur so können Unternehmen die Fallstricke des Greenwashings vermeiden und ihre Glaubwürdigkeit in den Augen der zunehmend umweltbewussten Verbraucher bewahren.
Durch die Einhaltung dieser Grundsätze können Unternehmen nicht nur sicherstellen, dass sie künftige Gesetze einhalten, sondern auch als Vorreiter in Sachen verantwortungsvolle und nachhaltige Geschäftspraktiken gelten.
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