FESPA Finnland: führend im nachhaltigen Drucken
Minna Pettersson, Geschäftsführerin der FESPA Finnland, diskutiert zusammen mit Laura Makelin von Grano und Jari Martovaara von Punamusta den Zustand der Großformatindustrie im weltweit führenden Land in Sachen Nachhaltigkeit.
Finnland steht in der UN-Rangliste der nachhaltigsten Länder an erster Stelle , dicht gefolgt von Schweden und Dänemark. Was sind die Gründe für die gute Leistung der nordischen Länder?
Natur und Artenvielfalt sind den nordischen Völkern besonders wichtig. Wir haben auch ein starkes Bedürfnis, unsere eigenen natürlichen Ressourcen zu bewahren. Die Förderung und Verwirklichung einer nachhaltigen Entwicklung ist ein anspruchsvolles, aber notwendiges Ziel.
In den nordischen Ländern wird schon seit langem an Nachhaltigkeit gearbeitet, sodass hier eine solide Grundlage vorhanden ist. Die nationale Gesetzgebung verpflichtet Unternehmen zudem, sehr verantwortungsvoll zu handeln. Gleichstellungs- und Menschenrechtsthemen haben in den nordischen Ländern traditionell einen hohen Stellenwert, was ihnen auch in Bezug auf soziale Verantwortung eine Vorreiterrolle eingebracht hat.
Können Sie einen Überblick über den aktuellen Stand der Großformatdruckindustrie in Finnland geben?
Der Trend zum Großformatdruck folgt den europaweiten Markttrends. Nachfrage und Dynamik bewegen sich auf einem vernünftigen Niveau. In Finnland hat sich der Markt im Gegensatz zum Bogendruck noch nicht vollständig konsolidiert. Es gibt mehrere mittelständische Unternehmen und viele finanziell gesunde kleinere lokale Betreiber.
Was sind aus Nachhaltigkeitsperspektive die wichtigsten Trends und Herausforderungen in der Branche?
Reduzierung der Kohlenstoffemissionen und Erhalt der Artenvielfalt. In Bezug auf die Artenvielfalt haben wir festgestellt, dass es an Forschungsdaten mangelt, insbesondere zu Kunststoffrohstoffen. Darüber hinaus ist es problematisch, Informationen über die Herkunft der Materialien zu erhalten.
Die Ermittlung des CO2-Fußabdrucks von Großformatproduktionen und -produkten sowie die Verfügbarkeit PVC-freier Produkte werden immer wichtiger. Es ist schwierig, von Lieferanten oder Herstellern CO2-Fußabdruckdaten für großformatige Substratmaterialien zu erhalten. Die Abholzungsverordnung der EU stellt auch eine Herausforderung für die Informationsübermittlung innerhalb der Lieferkette dar.
Die FESPA-Umfrage zeigt, dass die Kunden von Druckereien eine größere Nachfrage nach Nachhaltigkeit haben. Welche weiteren Schritte müssen Druckereien in Richtung mehr Nachhaltigkeit unternehmen?
Es sollten leichter zugängliche, verlässliche und von Dritten überprüfte Informationen über die Umweltkosten von Materialien verfügbar sein. Auch die Recyclingmöglichkeiten für Großformatprodukte sollten verbessert werden.
Vor welchen größten Herausforderungen stehen Unternehmen, die im Großformatdruck nachhaltigere Verfahren einführen möchten?
Mehr Nachhaltigkeit = mehr Kosten.
Welchen Einfluss haben lokale Vorschriften und Regierungsrichtlinien in Finnland auf die Nachhaltigkeitspraktiken in der Branche?
Derzeit sind wir vor allem von Richtlinien und Verordnungen der EU beeinflusst, die natürlich auch in die nationale Gesetzgebung einfließen. Die Bemühungen um eine nachhaltige Entwicklung werden insbesondere durch die bevorstehende Entwaldungsverordnung und die Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen (CSRD) beeinflusst. Die Entwaldungsverordnung zwingt Unternehmen dazu, die Stufen ihrer Wertschöpfungskette und die Herkunft des von ihnen verwendeten Holzes stärker zu untersuchen. Die CSRD verlangt von Unternehmen, mehr über ihre nachhaltigen Lösungen nachzudenken, da sie diese öffentlich berichten müssen.
Diese Regelungen bringen einen erheblichen zusätzlichen Verwaltungsaufwand mit sich. Für die führenden Unternehmen stellen sie jedoch auch einen Wettbewerbsvorteil dar.
Inwiefern wird das Konzept der Kreislaufwirtschaft in der Großformatdruckbranche besser umgesetzt als anderswo?
Im Großformatdruckbereich beispielsweise gibt es deutlich breitere und leichter zugängliche Möglichkeiten als im Bogendruck. Das Problem liegt in den Materialströmen. Ein einzelner Betreiber erzeugt in der Regel nicht genug von einem bestimmten Material, um eine getrennte Sammlung und Wiederverwertung lohnenswert zu machen. Diese Herausforderung könnte durch die Zusammenarbeit mehrerer Unternehmen und möglicherweise durch die Übernahme der Logistik und Lagerung der Altmaterialien durch einen Dritten bewältigt werden.
Wie wichtig sind Partnerschaften für die Förderung von Nachhaltigkeitsbemühungen?
Um genaue und zuverlässige Informationen zu erhalten, sind enge Beziehungen zu Materiallieferanten besonders wichtig.
Wie trägt FESPA Finnland dazu bei, die Nachhaltigkeit in der Branche zu verbessern?
Wir haben gerade ein Seminar zum Thema Nachhaltigkeit organisiert. Unser Hauptziel ist es, Informationen zu teilen und unsere Mitglieder zu aktivieren. Wir helfen unseren Mitgliedern, über die neuesten Nachrichten und Entwicklungen in der Branche auf dem Laufenden zu bleiben. Jeder möchte nachhaltig sein, aber die große Frage ist, wie – und wir möchten unseren Mitgliedern auf jeden Fall helfen, das herauszufinden.
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