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Designs entwerfen mit KI: So vermeiden Sie Stolperfallen

by Sonja Angerer | 10.03.2025
Designs entwerfen mit KI: So vermeiden Sie Stolperfallen

Viele Druckdienstleister entwerfen für ihre Kunden auch Logos und andere Grafiken. Immer öfter kommt dafür auch künstliche Intelligenz (KI) zum Einsatz. Was muss man dabei beachten, und wie vermeidet man kreative, technische und rechtliche Probleme?

KI hat in den letzten Jahren enorme Fortschritte gemacht. Sie findet deshalb in immer mehr Bereichen Anwendung. Durch Initiativen wie Adobe Firefly, Dall E oder den Microsoft Co-Pilot Designer stehen KI-Werkzeuge für die private wie geschäftliche Nutzung zur Verfügung.

KI hat sich bereits massiv auf die Kreativindustrie ausgewirkt.  Künstliche Intelligenz kann in praktisch allen Stadien das Designprozesses eingesetzt werden. Das reicht von der Ideenfindung über die automatische Generierung von Entwürfen bis hin zu Erstellung von Design- und Farbvarianten. Doch wie bei jeder neuen Technologie gibt es auch hier Herausforderungen, die es zu meistern gilt. Für Digitaldruckereien und Werbetechniker sind diese sogar besonders groß. Denn an eine Designleistung, die mit Kunden abgerechnet wird, legt man andere Maßstäbe an als bei einem Privatprojekt.

In diesem Artikel gehe ich ein auf

  • Vorteile und Nachteile von KI im Designprozess
  • ethische und rechtliche Hürden bei der kommerziellen Nutzung von KI-Designs
  • technische Schwierigkeiten beim Druck von KI-Motiven

und erkläre, wie Drucker und Werbetechniker KI-Designs möglichst ohne Probleme benutzen.

Der Designer in Microsoft Copilot erstellt ansprechende KI-Muster. Screenshot: S. Angerer / KI

KI-Design: Vorteile und Nachteile

Meist können Digitaldrucker und Werbetechniker für ihre Designleistungen nicht dieselben Honorare wie Werbeagenturen erzielen. Bei bestimmten Leistungen, wie Fahrzeugverklebung oder Geschäftsausstattungen, kann es sogar vorkommen, dass Kunden das Erstellen von Entwürfen als kostenlosen Service ansehen.

Deshalb ist es hilfreich, dass man mit Hilfe von KI eine große Zahl von Designvorschlägen in kurzer Zeit erstellen lassen kann. Diese sind oft sogar schon gut ausgearbeitet. Dadurch kann man sie ohne großen Aufwand dem Kunden präsentieren. Kleinere Anpassungen, etwa farbliche Variationen von Mustern, lassen sich mit ein paar Klicks erledigen.

Technisch bedingt können KI-Designs aber keine top-aktuellen oder lokalen Trends aufnehmen. Sie zeigen auch keine Individuelle gestalterische Handschrift. Das führt dazu, dass solche Grafiken manchmal als stereotyp, wenig relevant oder gar lieblos wahrgenommen werden.

KI-Designs enthalten oft Fehler. Das bemerkt man nicht immer auf den ersten Blick, aber manchmal sind sie auch drastisch, wie bei diesem Bild aus Adobe Firefly. Screenshot: S. Angerer / KI

Ethische und rechtliche Hürden bei der kommerziellen Nutzung von KI-Designs

Künstlerische Werke, die online zur Verfügung stehen, werden zum Training von KI-Modellen genutzt. Immer wieder versuchen sich Kunstschaffende dagegen zu wehren, da sie dies als unerlaubte Nutzung ihres geistigen Eigentums anprangern. In den meisten Ländern dürfen KIs derzeit aber mit öffentlich einsehbaren Daten trainiert werden.

Das bedeutet, dass schon in wenigen Jahren die Nachfrage nach Stockfotografie und viele Formen der Illustration fast komplett versiegen wird. Wenn Digitaldruckereien oder Werbetechniker ihren Kunden mit oder ohne deren Wissen vom Computer generierte Inhalte verkaufen, tragen sie aktiv zu dieser Entwicklung bei.

Derzeit wird in Deutschland, aber auch vielen anderen Ländern der Welt ein Urheberrecht nur natürlichen Personen zuerkannt. Das bedeutet, dass unbearbeitete Entwürfe einer KI als nicht schützenswert gesehen werden. Denn die Kreativleistung fehlt. Im B2B-Geschäft können sich daraus eine Reihe von Schwierigkeiten ergeben, etwa beim Einräumen von Nutzungsrechten. Bei der Anmeldung eines Designs beim Deutschen Patent- und Markenamt spielt dagegen vor allem die Unterscheidbarkeit eine Rolle.

Zwar fordern viele Experten, Urheber- und Markenrecht an die Nutzung von KIs anzupassen. Derzeit gibt es aber noch viele Grauzonen. Dadurch können rechtliche Auseinandersetzungen um KI-generierte Designs für die geschäftliche Nutzung langwierig und teuer werden. Hinzu kommt, dass der Anwender bei der Nutzung kostenpflichtiger oder kostenlos zugänglicher Design-KIs die Bedingungen des Eigentümers der Software akzeptieren muss. Diese Lizenzvereinbarungen können die kommerzielle Nutzung erlauben, wie es etwa bei OpenAI aktuell der Fall ist. Doch das sollte man unbedingt vorab prüfen, vor allem bei kostenlosen Services.

Es kann aber weitere Bedingungen geben, wie etwa ein Verbot „anstößiger oder expliziter Darstellungen“. Der Eigentümer der KI bestimmt dabei, wann dies zutrifft. Wenn ein KI-generiertes Design einem urheberrechtlich geschützten Bild oder Logo zu ähnlich ist, können außerdem Schutzrechte Dritter beeinträchtigt sein. Vielfach integrieren Design-KIs unsichtbare digitale Wasserzeichen, anhand dessen die Daten erkannt und online nachverfolgt werden können.

Auch Vektorgrafiken lassen sich heute mit KI-Unterstützung erstellen. Screenshot: S. Angerer / KI

Technische Probleme bei der Nutzung von KI-Designs für Druck und Werbetechnik

Die meisten Design-KIs sind für Bilder optimiert, die online oder auf Mobilgeräten genutzt werden. Schon um Ressourcen zu sparen, rendern sie deshalb maximal in 96 ppi und mit begrenzter Seitenlänge. Für einen Großformatdruck, der für geringen Betrachtungsabstand gedacht ist, reicht dies häufig nicht aus. Das Design muss also hochgerechnet werden. Das führt nicht immer zu guten Ergebnissen.

Werden hochauflösende Bilder mit Hilfe von KI generativ erweitert oder bearbeitet, kann es ebenfalls vorkommen, dass diese Teile gröber ausgeführt werden als beim Original. Der aufmerksame Betrachter sieht dann im Druck den Übergang. Dies gilt allerdings nur für Pixelbilder. Vektorbasierte Daten, etwa aus Adobe Illustrator oder CorelDraw, sind beliebig skalierbar, auch wenn sie mit Hilfe von KI entstanden sind.

KI-Modelle sind zwar in den letzten ein, zwei Jahren deutlich besser geworden. So kommen Säugetiere mit falscher Beinanzahl oder Menschendarstellungen mit seltsamen Händen heute viel seltener vor. Häufig aber weisen KI-generierte Designs auch heute noch seltsame Strukturen, Artefakte oder Perspektiven auf, die erst auf den zweiten Blick – oder im Druck – störend wirken.

Wenn hochauflösende Bilder mit KI-Hilfe erweitert werden, sieht man nicht selten den Übergang. Screenshot: S. Angerer / KI

So nutzen Drucker und Werbetechniker KIs ohne Probleme

KI-generierte Designs können also im B2B-Geschäft eine Reihe von Schwierigkeiten und Problemen hervorrufen. Trotzdem sollten Digitaldrucker und Werbetechniker nicht auf die Nutzung von KI im Designprozess verzichten. Denn es gibt eine Reihe von Maßnahmen, die man ergreifen kann, um solche Stolperfallen so gut wie möglich zu umgehen:

  • KI oder Dienst verwenden, der die kommerzielle Nutzung der Entwürfe erlaubt.
  • KI-Entwürfe eher als Inspiration, denn als fertiges Produkt betrachten.
  • Einsatzzweck beachten: Bei einem Mode-Shirt mag es unerheblich sein, ob das KI-Design geschützt werden kann, bei einem international verwendeten Logo wahrscheinlich nicht.
  • Auflösung und Farbmodus von KI-Designs prüfen.
  • KI-Grafiken sorgfältig auf Artefakte, Wiederholungen, Perspektivfehler und inkonsistenten Schattenwurf kontrollieren.


Die Nutzung aktueller Hard- und Software kann zusätzlich dazu beitragen, dass Design-Workflows mit KI-Beteiligung zuverlässig ablaufen. Zusätzlich sollten sich Mitarbeiter in Digitaldruckereien und Werbetechnik-Betrieben, die mit KI arbeiten, regelmäßig fortbilden. Denn die Entwicklung läuft derzeit sehr schnell. Eines ist jedoch sicher: Die Kombination von KI und menschlicher Kreativität wird immer wichtiger. Schon jetzt hat sie die Art und Weise, wie wir Motive entwerfen, nachhaltig verändert.

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