Drucksubstrate: Markenware oder Private Label?
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Druckdienstleister stehen oft vor der Entscheidung, ob sie Markenware oder Eigenmarken, so genannte „Private Labels“ bei Drucksubstraten und anderen Folien verwenden sollen. Wo sind die Unterschiede, welche Vorteile und Nachteile gibt es?
Die Margen in Digitaldruck und Werbetechnik sinken bei vielen Standard-Applikationen. Gleichzeitig haben eine Reihe von Herstellern von Verbrauchsmaterialien wie Folien, Laminaten und Drucksubstraten die Preise in den letzten Monaten nochmals kräftig erhöhen müssen. Viele Digitaldruckdienstleister suchen deshalb nach Möglichkeiten, um beim Einkauf Kosten zu sparen.
Denn je nach Anwendung kann der Anteil des Bedruckstoffes an den Herstellungskosten erheblich sein. Deshalb rücken Handelsmarken wieder stärker in den Vordergrund. Denn sie sind im Vergleich zu Markenfolien oft erheblich günstiger. Typische Beispiele für Eigenmarken sind etwa die verschiedenen Master-Produktlinien der Igepa Group oder Gronal-Produkte von Gröner-Schulze sowie die exklusive Spandex-Marke ImagePerfect.
Doch ob Markenware oder Eigenmarke, beide Optionen bieten spezifische Vorteile und Herausforderungen, die Druckdienstleister sorgfältig abwiegen sollten. Dieser Artikel beleuchtet die wesentlichen Unterschiede, Vor- und Nachteile und gibt Empfehlungen für die Auswahl des passenden Drucksubstrats.
Markenware: Qualität und Zuverlässigkeit
Marken-Drucksubstrate und Folien werden von etablierten Herstellern mit einem hohen Maß an Qualität und Konsistenz produziert. Diese Produkte sind oft das Ergebnis jahrelanger Forschung und Entwicklung.
Die Qualität ist zudem gleichbleibend, denn die Produkte durchlaufen strenge Kontrollen. Dies ist besonders wichtig bei Druckapplikationen, bei denen Präzision und Detailtreue entscheidend sind. Dazu sagt etwa Timo Angenendt von Folienshop.de, einer Marke der Norbert Wittstock GmbH: „Wir setzen auf Markenfolien, weil sie höchste Qualität und Zuverlässigkeit bieten. Das Team der Norbert Wittstock GmbH ist bestens mit diesen Produkten vertraut und kann so unseren Kunden immer die besten Lösungen empfehlen.“
Zusätzlich bieten auch die Hersteller von Markenfolien oft umfangreiche Hilfestellung bei Fragen und Problemen sowie weitere Services an. Avery Dennison Graphics unterhält etwa ein laufendes Fortbildungs- und Zertifizierungsprogramm. Ähnliche Angebote sind beispielsweise die Verklebe-Trainings von 3M oder Mactac, die teilweise auch in Zusammenarbeit mit Distributoren oder Fachhändlern veranstaltet werden. Orafol hat knapp drei Dutzend Video-Anleitungen zu Verarbeitung verschiedener Folienprodukte online gestellt.
Innovative Drucksubstrate und Folien für spezielle Anwendungen sind außerdem in der Regel zuerst als Markenware zu haben. Denn die großen Hersteller lassen sich ihre neuen Lösungen oft patentieren.
Das alles hat seinen Preis. Markenprodukte sind in der Regel teurer als Private-Label-Alternativen. Dies gilt unabhängig davon, ob es sich um Farb- oder Druckfolien handelt. Da Markenfolien oft für den weltweiten Handel bestimmt sind, können Sonderwünsche nicht so leicht berücksichtigt werden.
Bei Folienshop.de werden bewusst nur Marken-Folien verkauft. Foto: S. Angerer
Private Label-Folien: Flexibilität und Kosteneffizienz
Unter Private Label-Produkten versteht man Drucksubstrate, die Fachhändler, teilweise auch Hersteller von Digitaldruckern wie HP von Drittanbietern fertigen lassen. Diese werden dann unter eigener Marke exklusiv vertrieben. Oft sind die Eigenschaften solcher Handelsmarken-Folien für lokale Märkte angepasst. Das können spezielle Farbtöne sein; Klebstoffe, die für bestimmte Techniken oder Tinten besonders gut geeignet sind, oder auch Folien aus nachhaltigen Rohstoffen.
Drucksubstrate und Folien als Eigenmarken sind im Durchschnitt günstiger als Markenprodukte. Denn es muss deutlich weniger in Forschung und Entwicklung investiert werden. Zudem haben die Lohnfertiger im Vergleich zum Markenhersteller geringere Werbekosten, da sie nicht an Endanwender vermarkten müssen.
Das führt dazu, dass auch bei der Verpackung von Eigenmarken für Folien und Drucksubstrate weniger aufwendige Lösungen ausreichen, sodass die Kosten weiter optimiert werden können.
Für die Anbieter von Privat-Label-Substraten ergibt sich dadurch eine doppelt vorteilhafte Situation. Denn sie heben sich mit einer starken Handelsmarke von den Mitbewerbern ab. Besonders gut an lokale Gegebenheiten angepasste Eigenmarken können für den Anbieter zum Alleinstellungsmerkmal werden und die Sichtbarkeit deutlich erhöhen.
Mit einer gut eingeführten Handelsmarke emanzipieren sich Fachhändler zusätzlich ein Stück weit von den Markenherstellern. Sie werden im besten Falle selbst zur Marke. Private Label-Folien ermöglichen es dem Fachhandel außerdem, ihren preisbewussten Druckdienstleistern und Werbetechnikern weiterhin qualitativ hochwertige Produkte anzubieten.
Allerdings sind Eigenmarken für den Anbieter mit mehr Aufwand beim Kundendienst verbunden. Denn ob Anwenderfrage oder technischer Support, diese Aufgaben bei Private-Label-Produkten müssen selbst übernommen werden. Das kann für Kundendienst wie Endanwender zur Herausforderung werden. Da Private Label Produkte aus verschiedenen Fabriken stammen können, variiert die Qualität oft stärker als bei Herstellermarken.
Die Eigenmarke Gronal von Gröner-Schulze umfasst Folien für viele verschiedene Anwendungsbereiche sowie weitere Produkte rund um Digitaldruck und Werbetechnik. Foto: S. Angerer
Fazit: Markenware oder Private Label?
Die Wahl zwischen Markenware und Private Label hängt von verschiedenen Faktoren ab. Wie diese im Einzelnen gewichtet werden, ist vor allem der Strategie des Druckdienstleisters geschuldet. Timo Angenendt hat dazu eine klare Meinung: „Gelegentlich fragen Kunden nach günstigeren Alternativen. Wir erklären jedoch oft, dass Markenfolien aufgrund ihrer Langlebigkeit und Performance die bessere Wahl sind – vor allem, wenn man langfristig denkt.“ Dies gilt umso mehr, als Marken wie 3M oder Avery Dennison umfangreiche Garantien ermöglichen. Sie helfen Druckdienstleistern, sich bei großen Projekten gegen Forderungen ihrer Kunden abzusichern, sollte es im Verlauf zu Material- oder Verarbeitungsproblemen kommen.
Mit Private-Label-Substraten haben Druckdienstleister dagegen die Möglichkeit, ihren Kunden besonders kosteneffiziente Lösungen anzubieten. Dies gilt besonders für sehr kurzfristige Applikationen, etwa im Messebau oder für Events.
Manchmal ist ein Substrat aus einer Eigenmarke auch einfach die beste Möglichkeit. Etwa dann, wenn es sich um ein Produkt handelt, das speziell für den lokalen Markt angepasst und von Markenherstellern so nicht erhältlich ist.
Letztendlich sollten Druckereien ihre spezifischen Anforderungen, Budgetvorgaben und Markenstrategien sorgfältig abwägen, wenn sie sich für Herstellermarke oder Handelsware bei Drucksubstraten und Folien entscheiden. Beide Ansätze haben ihre eigenen Stärken und können je nach Kontext und Zielsetzung erfolgreich eingesetzt werden.
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