Textildruck

DTF: Wie geht es weiter?

by Sonja Angerer | 30.10.2024
DTF:  Wie geht es weiter?

Direct-to-Foil oder DTF hat den Textil- und Bekleidungsdruck in nur wenigen Jahren komplett umgekrempelt. Wo stehen wir derzeit, und wie sieht die Zukunft aus? Ich habe bei einigen wichtigen Herstellern und Fachhändlern nachgefragt.

DTF ist derzeit so erfolgreich, dass sich mancher schon Sorgen macht, dass andere Textildruck-Technologien wie Sublimation an den Rand gedrängt werden.  Auch DTG, also Direct-to-Garment hat an Beliebtheit deutlich eingebüßt. Zumindest, wenn man die Anzahl der 2024 vorgestellten Maschinen zum Maßstab nimmt.

Wo geht die Reise für den Textil- und Bekleidungsdruck hin? Ich habe Achim Bukmakowski (AB), Head of Commercial & Industrial Printing der Epson Deutschland GmbH, Hisashi Takeuchi (HT), Geschäftsführer der Mimaki Deutschland GmbH, Joachim Rees (JR), Geschäftsführer der Multi-Plot Europe GmbH sowie Assen Velev (AV), Managing Director Europe STS Inks Ltd. um ihre Einschätzungen gebeten.

Wie wichtig ist die DTF-Technologie?

AB: DTF ist ein sehr leistungsfähiges Druckverfahren, das besonders in den Märkten Vorteile besitzt, in denen nicht nur auf Baumwolle, sondern auf einer großen Vielfalt unterschiedlicher Materialien gedruckt werden soll.

JR: DTF ist ideal für ein breites Spektrum an Applikation in Bekleidung und Fashion geeignet, überall dort, wo Schnelligkeit, Lokalität und Qualität gefragt sind. Aber auch der textile Werbeartikelmarkt bietet viele Chancen. Für technische Textilien ist DTF oftmals die einzige Möglichkeit einer Bedruckung.

AV: DTF hat sich zu einem Eckpfeiler unseres Unternehmens entwickelt und ist für uns von großer Bedeutung. Wir haben erhebliche Investitionen in die Entwicklung innovativer Lösungen getätigt, die in der Branche führend sind. Durch die Zusammenarbeit mit unserem umfangreichen Kundenstamm auf der einen Seite und unserem strategischen Partner Mutoh auf der anderen Seite haben wir den Standard für Produktverbesserungen gesetzt.

Für den T-Shirt-Druck ist DTF unverzichtbar. Foto: Mimaki Deutschland.

Wo wird DTF-Druck bevorzugt eingesetzt?

HT: Wir beobachten verschiedene Unternehmen, die sich mit dem DTF-Druck auseinandersetzen. Zum einen sind es Textilveredler, die vorher die DTF-Folien extern bestellt haben. Zum anderen sind es Copy-Center und Werbetechnik-Betriebe, die mit Flex- und Flockfolien Textilveredelung gemacht haben. Und vielleicht auch schon Erfahrung mit dem Sublimationsdruck gesammelt haben.

AV: Die größten Chancen der DTF-Technologie bieten sich in Bereichen, in denen individuelle, hochwertige und vielseitige Drucke auf einer Vielzahl von Materialien gefragt sind. Sie entspricht den Bedürfnissen der Marktproduzenten von kundenspezifischer Kleidung und Waren, einschließlich Corporate Branding und Werbeartikel, E-Commerce-Plattformen und Print-on-Demand-Dienste, Innendekoration und textile Einrichtungsgegenstände.

Sie lässt sich aber auch für den Druck von Uniformen und Arbeitskleidung sowie für Nischenmodemarken nutzen. DTF bietet außerdem unabhängigen Designern viele Chancen, weil diese schnelle Durchlaufzeiten benötigen.

Wie sehen sie die Chancen für andere digitale Textildruck-Technologien wie DTG oder Sublimation?

JR: Alle Technologien haben ihre Berechtigung. Sublimation ist besser geeignet für flächige Drucke, da es die Oberfläche nicht verändert, funktioniert aber nur auf weißem Polyester. DTF ist sehr breit verwendbar für Bekleidung und Textilien, die farbig sind. Auch können alle Arten von Fasern und sogar Mischgewebe aus Baumwolle und Polyester bedruckt werden.

AB: DTF- und DTG-Drucklösungen finden heute vor allem in der Veredelung von Textilien und Bekleidung Anwendung. Für polyesterbasierte Stoffe, wie sie zum Beispiel im Sportbekleidungsbereich, der Inneneinrichtung oder im Soft-Signage-Bereich verwendet werden, ist Sublimationsdruck die bevorzugte Wahl.

Daneben kommen beim Direktdruck auf Textilien unterschiedliche Tintenarten zum Einsatz, etwa Reaktiv-, Dispersions-, Säure- und Pigmenttinten. Dies ermöglicht den Druck im Rolle-zu-Rolle-Verfahren auf einer Vielzahl von Stoffen, angefangen bei Baumwolle über Seide bis hin zu synthetischen Materialien. Um den vielseitigen Anforderungen der Textilbranche gerecht zu werden, wird auch in Zukunft eine breite Palette an Tinten und Drucklösungen eingesetzt werden.

HT: Für die Einzelproduktion ist das DTG-Verfahren eine praktische Lösung.
Die klaren Vorteile von DTF sind jedoch die wählbare Textilvielfalt und, dass nicht jeder Arbeitsschritt bemannt sein muss. So laufen beispielsweise der Druck und die anschließende Pulverbeschichtung in einem Zug, ohne dass das Personal eingreift.

Der Sublimationsdruck bleibt ebenfalls ein bedeutsames Textildruckverfahren. Es gibt ökologische und regionale Aspekte, mit denen die Verbraucher immer mehr sympathisieren.

Der DTF-Drucker XPD-924D von STS beruht auf Mutoh-Hardware. Foto: STS

Wird DTF den textilen Siebdruck endgültig überflüssig machen?

JR: DTF wird dem Siebdruck nochmals sehr viel Marktanteil wegnehmen. Siebdruck hat eine andere Qualität, benötigt aber eine höhe Auflage und Fachpersonal. DFT ist für jeden realisierbar mit super Qualität ohne viel Arbeitskraft.

Hisashi Takeuchi, Geschäftsführer der Mimaki Deutschland GmbH: „Im November 2024 wird die Mimaki DTF-Serie mit dem 1,60 m breiteren Modell TXF300-1600 erweitert“. Foto: Mimaki Europe.

Wie beurteilen Sie die Zukunft von DTF?

JR: DTF ist gekommen, um zu bleiben. Bereits jetzt hat DTF die Textilveredelung schon massiv verändert. Neue Geschäftsmodelle mit Online-Druckdienstleistern, schnelle und flexible Herstellung der DTF-Folie und einfaches Verpressen auf fast allen Textilien sind die Stützpfeiler der Applikation.

AV: DTF wird derzeit vor allem in der Bekleidungsindustrie eingesetzt, aber auch darüber hinaus gibt es unendlich viele Möglichkeiten. Man stelle sich nur all die Textilien vor, die uns täglich umgeben, von Vorhängen bis zu Bettlaken, ganz zu schweigen von unzähligen industriellen Anwendungen. Die Entwicklung der DTF-Technologie geht in Richtung eines effizienten, skalierbaren und umweltbewussten Druckverfahrens.

Künftig  wird DTF weit über Textilien hinausgehen und sich eng an den modernen Produktions- und Automatisierungsanforderungen orientieren. Wir sehen Verbesserungen in der Software, eine breitere Palette von Materialien und Veredelungen, verbesserte Druckqualität und neue Hybridlösungen.

Welche Hardware bietet Ihr Unternehmen aktuell für den DTF-Druck an?

AB: Als ein führender Anbieter großformatiger Drucklösungen sind beide Druckverfahren, DTG und DTF, für uns sehr wichtig. Wir bieten Anwendern mit unseren Hybriddruckern aus der SureColor SC-F-Serie auch bereits sehr interessante Lösungen dazu an.

Die SureColor F1000, F2200 und F3000 Geräte glänzen neben ihrer ausnehmend guten Druckqualität auch durch einen geringen Wartungsaufwand. Sie bieten verschiedene automatische Wartungsfunktionen, um ein manuelles Eingreifen zu reduzieren. Natürlich planen wir, unsere Angebote in Zukunft noch spürbar zu erweitern.

AV: Wir bieten eine breite Palette von Maschinen für DTF an, darunter Drucker und Schüttler. Wir freuen uns sehr über die kürzliche Veröffentlichung unseres neuen Flaggschiffs XPD-924D DTF-Großformatdrucker, der sich durch unglaubliche Geschwindigkeit, Qualität und die zuverlässige Leistung auszeichnet, die wir alle von der japanischen Fertigung unseres strategischen Partners Mutoh erwarten.

JR: Als Spezial-Systemhaus für den Textildruck setzen wir auf hochwertige Drucksystem mit vorzugsweise acht Farben von 60 cm bis 130 cm von Maegis und sind auch Partner von Mimaki mit Druckbreiten bis 160 cm. Als einziger Anbieter haben wir auch Kalander in den Breiten von 60 cm bis 500 cm für DTF. Das ermöglicht auch die Produktion von Markisen, Schirmen und technischen Textilien.

Am 13. und 14. November 2024 stellen haben wir in unserem Technikum in Bad Emstal den Mimaki Day / Mimaki Textile Day zu Gast. Wir freuen uns auf Ihr Kommen, bitte melden Sie sich an, das erleichtert uns die Planung.

HT: Wir haben 2023 den ersten Mimaki DTF-Drucker TXF150-75 präsentiert und sind stolz darauf, hier große Erfolge erzielt zu haben. Dieses Jahr haben wir ein weiteres Modell mit zwei Druckköpfen (TXF300-75) auf den Markt gebracht.

Die Reise geht weiter: Im November wird die Mimaki DTF-Serie mit dem 1,60 m-Modell TXF300-1600 erweitert. Es ist nicht nur breiter als die Vorgänger, sondern auch schneller. So haben wir insgesamt drei Modelle für alle Anwendertypen, von Einsteigern bis hin zu erfahrenen Textilveredlern. 

Bei Mimaki wird aktuell viel im Bereich Textildruck umgesetzt. Wer nicht bis zur nächsten FESPA warten kann: Wir sind mit unseren Systemen in München vertreten und sind bereit Demos und Musterdrucke durchzuführen.

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