Digitaldruck

Hinterleuchtete Anwendungen: Technologien für das „Whow“

by Sonja Angerer | 15.12.2023
Hinterleuchtete Anwendungen: Technologien für das „Whow“

Großformatige Backlits am POS und anderswo gehören zu den spektakulärsten Anwendungen im digitalen Großformatdruck. Die Technologien dahinter sind nicht weniger spannend.

Ob als Banner für den Weihnachts-Sonderverkauf oder Speisekarte über der Theke im Schnellrestaurant: hinterleuchtete Displays erregen Aufmerksamkeit.  Denn Farben und Text sind heller und brillanter, wenn sie von der Rückseite beleuchtet werden.

Oft wirkt ein Backlit-Display von weitem wie ein Bildschirm. Im Vergleich zu Digital Signage werden aber viele weniger Ressourcen verbraucht. Auch das hat dazu geführt, dass Backlit-Anwendungen im Großformatdruck weiterhin zu den beliebtesten Anwendungen gehören.

Grundsätzlich besteht ein Backlit-Anwendung aus drei Teilen:

  • Druck auf Folie oder Textil
  • Beleuchtung
  • Profile zum Bau des Leuchtkastens
In diesem Artikel schauen wir uns die Technologien und Produkte genauer an, die für hinterleuchtete Anwendungen zum Einsatz kommen.
 

Textil für hinterleuchtete Anwendungen

Drucke für Leuchtkästen müssen
  • lichtdurchlässig sein
  • sich schattenfrei ausleuchten lassen
  • haltbar und geruchsneutral sein

Da sie zumeist in öffentlich zugänglichen Bereichen wie etwa Veranstaltungs- oder Verkaufsräumen angebracht werden, sind die Drucksubstrate oft flammhemmend ausgerüstet nach der deutschen DIN 4102 B1, der französischen M1-Norm oder der europäischen Richtlinie EN 13501-1.

Drucksubstrate für Backlit-Anwendungen als reine textile Fläche verfügbar, zum Beispiel von Dynajet oder Berger Textiles. Meist handelt es sich um dicht gewebten Polyester, gelegentlich auch Gewebe aus PET oder recyceltem PET (rPET).  Das typische Flächengewicht liegt bei ca. 200 g/qm, die Transluzenz bei ca. 50%.

Spanntuch-Textilien werden im Direktdruckverfahren typischerweise mit UV-härtenden Tinten bedruckt. Viele am Markt verfügbaren Produkte lassen sich aber auch mit (Eco) Solvent oder Latex-Tinten bebildern.

Polyester-Textilien sind zudem für den Sublimations-Transferdruck ideal geeignet. Beim Übertragen des Motivs vom Transferpapier auf den Stoff betten sich die Pigmente tief ins Gewebe ein. Die Farben sind deshalb in Innenräumen gut haltbar und brillant. Zusatzstoffe in den Tinten verschwinden bereits beim Transfer, sodass die fertigen Drucke geruchlos bleiben, auch wenn sie von den Lampen erwärmt werden. Textile Backlit-Substrate für den Transferdruck sind meist nur bis 3,20 m Breite zu haben.

BILDUNTERSCHRIFT: Großformatige Backlits im Außenraum werden meist mit Hilfe eines Hubsteigers montiert. Foto: S. Angerer 

Folien für Leuchtkästen

Für sehr große Anwendungen, langfristige Werbung und hinterleuchtete Poster im Außenraum kommen auch spezielle Backlit-Folien, z.B. von Heytex, zum Einsatz. Es handelt sich meist um ein Polyester-Trägergewebe, das dick mit PVC beschichtet wird. Die textile Struktur geht dadurch weitgehend verloren, die Transluzenz liegt bei etwa 30 %. Backlit-Folien haben Flächengewichte zwischen 500 und 700 g/qm. Sie werden deshalb nicht vernäht, sondern verschweißt. Sie sind typischerweise als Rollenmaterial in 3,20 und 5 m Breite für den Direktdruck mit allen gängigen Inkjet-Technologien zu haben.

Backlit-Film, wie ihn beispielsweise Sihl anbietet, kommt ohne textilen Träger aus. Deshalb erreichen die Polyester-Medien für den UV-, Latex-Druck sowie UV-Gel eine Transparenz von bis zu 75% bei einem Flächengewicht von ca. 200 bis 300 g/qm. Sie bieten eine gute Planlage und kommen vor allem für Citylight-Poster (CLPs) zum Einsatz. Für CLPs wird außerdem oft spezielles Papier mit etwa 150 g/qm verwendet.  

BILDUNTERSCHRIFT: TF-70-Profilsystem von Licht-Konzept & Form im Querschnitt. Mittig: Alu-Kühlkörper für High-Power-LEDs. Foto: Licht-Konzept & Form

Vom Druck zur hinterleuchteten Anwendung

Backlit-Applikationen werden von hinten beleuchtet. Meist spannt man sie dazu in einem Leuchtkasten ein. Wie das Druck dazu weiterverarbeitet werden muss, ist dabei von der Art des Leuchtkastens abhängig. Bei Spanntuchsystemen, also Leuchtflächen, die mit einem Textildruck bespannt werden, näht man ca. 1,5 cm breite Flachkeder an die Ränder. Dadurch kann der leicht stretchige Stoff faltenfrei, schnell und einfach im Profil des Leuchtkastens verspannt werden.

Weil dazu kein Werkzeug benötigt wird, und der Motivwechsel auch unerfahrenen Kräften leicht gelingt, kommen textile Leuchtkästen häufig am POS zum Einsatz. Textildrucke für die Hinterleuchtung sind leicht und knitterfrei, sie müssen deshalb nicht aufgerollt verschickt werden.

Bei Backlit-Folien für den Außenraum werden oft Ösen mit Seilverspannungen eingesetzt. Meist deckt die klappbare Rahmenfront dann die Befestigung ab. Die Montage wird von Profis mit Hilfe einer Hebebühne oder eines Hubsteigers vorgenommen, allein schon, weil die Drucke sehr groß und schwer werden können. Folien und Papiere für Citylight-Poster werden in der Regel geklemmt, sodass sie nur auf Format zugeschnitten werden müssen.

BILDUNTERSCHRIFT: Leuchtkästen kommen manchmal auch für die Inneneinrichtung zum Einsatz. Foto: S. Angerer

Baustoffe für Leuchtkästen

Für einen Leuchtkasten nach Kundenwunsch benötigt man Aluprofile für das Gehäuse und ein Beleuchtungssystem. Oft kommt auch eine spezielle Diffusor-Scheibe zum Einsatz, die für schattenloses Licht sorgen soll. Das ist vor allem wichtig, wenn Neon-Röhren zur Hinterleuchtung eingesetzt werden. Inzwischen sind die meisten Applikationen aber auf stromsparende LEDs umgestellt. Diese werden inklusive Netzteil von einer Vielzahl von Anbieter auf den Markt gebracht.

Viele kleine LEDs ermöglichen eine sehr gleichmäßige Ausleuchtung von den Kanten oder als Gitter.  Zudem entwickeln sie weniger Abwärme. Bei sehr starken LEDs mit hoher Leuchtkraft kann das trotzdem zum Problem werden. Licht-Konzept & Form bietet deshalb TF-Profilsysteme mit integriertem Kühlkörper und als Gebrauchsmuster geschütztem Profilquerschnitt. Die CE/EMV-zertifizierten Rahmen werden millimetergenau nach Kundenwunsch angefertigt. Sie werden mit Hochleistungs-LEDs inklusive Netzteils ausgeliefert.

Werbetechniker, die über eine eigene Metallwerkstatt verfügen, können bei Anbietern wie EPS Systems oder Sign-Ware verschiedene Profilsysteme zur Herstellung von Spannrahmen sowie passendes Zubehör beziehen. Die meisten Anbieter produzieren komplett verkabelte Sonderlösungen für hinterleuchtete Applikationen jedoch auch nach Kundenwunsch.

Hinterleuchtete Applikationen als Marktchance

Mach wie vor sind Backlit-Applikationen beliebt, vor allem am POS sowie beim Messebau. Zwar dürfte der Boom zu Ende sein, der sich durch die Umstellung bestehender Installationen auf LED-Technik ergeben hat. Die meisten Experten erwarten jedoch bei Leuchtkästen und hinterleuchteten Spanntuch-Systemen eine weiterhin solide Auftragslage.

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