Beschilderung

Können Druckereien überhaupt Digital Signage?

by Sonja Angerer | 13.01.2025
Können Druckereien überhaupt Digital Signage?

Digital Signage bietet Druckereien die Möglichkeit, ihr Portfolio zu erweitern und neue Märkte zu erschließen. Doch der Umstieg von Druck auf Digital hat seine Herausforderungen, wie Branchenexperten betonen.

Es könnte so einfach sein. Druckereien haben viel Erfahrung mit digitalen Daten, Farbmanagement und oft auch mit kreativen Inhalten. Den Kontakt zum Werbekunden haben sie sowieso. Gleichzeitig boomt DOOH, also digitale Außenwerbung seit Jahren.

Doch der Einstieg in dieses lukrative Segment erfordert eine Reihe von Kompetenzen, an die man vielleicht nicht sofort denkt, betonen Branchen-Insider wie Balthasar Meyer. Er ist als Chefredakteur bei der Invidis Consulting GmbH für das Magazin Invidis für Digital Signage, DooH & Smart City und weitere Publikationen des Unternehmens verantwortlich.

„Druckdienstleister sollten Digital Signage-Applikationen als Zusatzprodukt auf keinen Fall unterschätzen. Die Zeiten von ‚Hang & Bang‘ sind vorbei, in denen man Screens einfach an die Wand geklatscht und sich an bunten Bildern erfreut hat. Ganzheitliche Konzepte sind gefragt, und diese benötigen Fachwissen und Ausdauer“, betont er.

Digitaler Außenwerbung (DOOH) wird bei den Herstellern von Konsumgütern immer beliebter. Im Bild: Volvic-Kampagne für Danone 2024, auf Säule von Ströer. Foto: Ströer.

Wachsende Projektanforderungen

Ähnlich wie Meyer argumentieren auch einige Teilnehmer der Invidis Jahreskommentare: „Konsumenten und Konsumentinnen erwarten heute ein reibungsloses und personalisiertes Einkaufserlebnis, das alle Kanäle nahtlos verknüpft. Für die Händler geht es nicht nur darum, Produkte mithilfe digitaler Touchpoints ansprechend zu inszenieren. Der Einsatz digitaler Lösungen trägt auch zur Prozessoptimierung bei – was letztendlich Kosten spart. (…)“, gibt hier etwa Bernd Albl, Managing Director Digital Solutions bei Umdasch The Store Makers zu Protokoll.

Selbst KMUs und lokale Gewerbebetriebe wünschen sich also heute Digital-Signage-Anwendungen mit Mehrwert. Zumindest aber wird erwartet, dass Displays automatisch passende Inhalte zu Tageszeit, Wetterlage oder Sonderaktionen ausspielen. Das erfordert zumindest einen guten Überblick über am Markt erhältliche Softwarelösungen, besser noch Erfahrungen bei der Implementierung. „Gerade im Bereich der Software sind die Anforderungen deutlich gestiegen“, betont auch Meyer.

Digital-Signage-Projekte werden komplexer. Samsung will etwa sein Smart Things-Netzwerk auch mit Bildschirmen nutzen. Foto: Samsung

Komplexe Software für Digital Signage

Eine der größten Herausforderungen für Druckereien, die Digital Signage anbieten möchten, ist die Auswahl der richtigen Softwarelösungen für das Kundenprojekt. Im Vordergrund steht dabei ein Content Management System (CMS), mit dem sich Inhalte verwalten und eventuell auch modifizieren lassen. Dieses muss einfach zu bedienen, robust und sicher sein, und das über mehrere Betriebssysteme hinweg. Denn nicht selten arbeiten heute Linux-Server, PC und Macs sowie Mobilgeräte Seite an Seite in Unternehmensnetzwerken.

Hinzu kommt, dass mit jeder Software-Installation für Digital Signage auch Weichen für die Zukunft gestellt werden. Module zur Auswertung oder Schnittstellen zu weiterer Unternehmenssoftware sollten deshalb möglichst schon angelegt sein, ebenso die Option, weitere Standorte ins Netzwerk einzubinden.

Hinzu kommen ganz neue Ansätze, wie sie etwa Samsung 2024 vorstellte: das Unternehmen will sein SmartThings-Netzwerk einsetzen, um den Nutzungskomfort für Smart Signage-Produkte zu erhöhen. „Im kommerziellen Display-Sektor wollen wir SmartThings für Digital Signage nutzen, um Unternehmen aller Größen mehr zu bieten: Mehr Konnektivität, mehr Funktionen und mehr Effizienz für wirtschaftliches Wachstum “, sagt SW Yong, Präsident und Head of Visual Display Business bei Samsung Electronics dazu. „Von dieser Erweiterung des SmartThings-Ökosystems werden Kunden und Kundinnen und die Partner vieler Branchen profitieren können.“ Tatsächlich aber dürften solche Neuerungen zunächst die Komplexität von Digital-Signage-Projekten weiter erhöhen.

KL Druck aus Bergisch Gladbach bietet bereits seit einigen Jahren auch erfolgreich Digital-Signage-Produkte an. Foto: Screenshot

Handwerkliche Fähigkeiten und rechtliche Probleme

Das Tagesgeschäft einer Digitaldruckerei kann sehr unterschiedlich ausfallen. Einige Unternehmen konzentrieren sich ganz auf den Druck. Andere bieten allein oder mit Partnern auch angrenzende Leistungen wie etwa Messebau, die Gestaltung von Handelsflächen oder Beschilderungen an.

Für reine Druckdienstleister dürfte es daher recht schwer werden, Digital Signage wirkungsvoll, sicher und ästhetisch ansprechend zu installieren. Denn die Bildschirme müssen an strategischen Orten installiert werden, um maximale Sichtbarkeit und Wirkung zu erzielen. Dies erfordert eine sorgfältige Planung und möglicherweise bauliche Anpassungen.

Hinzu kommen technische Anforderungen: Die Bildschirme benötigen stabile Stromversorgung und eine zuverlässige Internetverbindung. Mit der reinen Installation ist es auch meist nicht getan. Bildschirme und Software müssen regelmäßig gewartet werden, um eine einwandfreie Funktion zu gewährleisten. Dies kann zusätzliche Ressourcen und Fachkenntnisse erfordern.

In DACH-Raum, speziell in Deutschland, dürfen außerdem verschiedene Leistungen rund um die Beschilderung nur von Meisterbetrieben im Elektrohandwerk oder von Schilder- und Lichtreklameherstellern ausgeführt werden. Druckereien benötigen also entsprechendes Fachpersonal oder müssen sich Partner suchen. Das betont auch der Zentralverband Schilder und Lichtreklame (ZVSL) in seiner Handreichung für Existenzgründer.

Druckerei und Digital Signage: Dream Team oder Dummheit?

„(…) Wenn man als Werbetechniker Digital Signage nicht im Portfolio hat, verliert man Marktanteile“, gab Rafael Zwiegela, Geschäftsführer vom Digital-Signage Spezialisten Welcome-tec im Interview für die Publikationen des WNP-Verlags bereits 2023 zu bedenken.

Das Anbieten von Digital Signage kann für Druckereien also nicht nur eine lohnende Erweiterung ihres Dienstleistungsangebots, sondern vor allem auch eine Investition in die Zukunft sein. Allerdings gibt es eine Reihe von Herausforderungen, die bewältigt werden müssen. Das reicht von Kompetenzen in der IT-Projektplanung und Softwareauswahl bis hin zu handwerklichen und rechtlichen Hürden. Mit sorgfältiger Planung und den richtigen Ressourcen können Druckereien diese Herausforderungen jedoch meistern und erfolgreich in den Digital Signage-Markt eintreten. Einzelnen Unternehmen wie KL Druck in Bergisch Gladbach ist dies auch bereits gelungen.

Dazu Balthasar Meyer: „Ein Einstieg in Digital Signage macht nur Sinn, wenn der Druckdienstleister auch beratend tätig ist und für seine Kunden Konzepte erstellt.“ Er fügt hinzu: „Ein Partner ist vor allem aufgrund der Software wichtig. (…) Grundsätzlich muss der Druckdienstleister überlegen, welche Bereiche er selbst übernehmen kann und welche er abgeben will: Konzept, Installation, Content-Erstellung, Wartung…“

Wie notwendig es ist, Werbeflächen zu digitalisieren und damit den CO2-Fußabdruck der Werbeindustrie einzudämmen, darauf weist nicht auch „Werbeguru“ und TK-One-Gründer Karl Koch in seinem Invidis-Jahreskommentar hin: „(…) DOOH ist pro Werbekontakt das klimafreundlichste aller Medien.“

Besuchen Sie die European Sign Expo

Auf der European Sign Expo 2025 (ESE) können Druckereien die neusten Produkte für Digital Signage und Digitale Außenwerbung kennenlernen und Kontakte zu spezialisierten Unternehmen aufbauen. Die ESE findet parallel zur FESPA Global Print Expo vom 6. bis 9. Mai 2025 auf der Messe Berlin statt. Gemeinsam sind sie Europas Fachmesse für gedruckte Beschilderung und visuelle Kommunikation. Registrieren Sie sich schon heute!
 

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