Teppich, Decken und Frottee: Textildruck auf Hochfloor
Ob in Privathaushalten oder für das Gastgewerbe, Bodenbeläge und Heimtextilien nach Kundenwunsch oder in kleinen Serien sind stark nachgefragt. Doch Teppich-Druck und die Herstellung anderer Hochfloor-Produkte erfordern ganz spezielle Technologien.
„Seit Jahren steigt die Nachfrage bei uns an. Dabei wird aber vor allem der Service geschätzt, den wir dem Kunden bieten. Der Preis steht hierbei häufig nur an zweiter Stelle“, sagt Markus Seiter von Teppich-Printer. Das Unternehmen bietet eine große Anzahl verschiedener Textilprodukte, darunter Teppiche und Schmutzfangmatten. Seiter beliefert vor allem Geschäftskunden. Die Produkte sind meist für den längerfristigen Einsatz vorgesehen.
Herausforderungen beim Hochfloor-Druck
Typischerweise werden Textilien erst ab einer Höhe von mehreren Millimetern als Hochfloor verstanden. Ihr Druck stellt eine besondere Herausforderung dar. Denn diese Materialien zeichnen sich durch ihre dichte und oft unebene Struktur aus. Diese aber verleiht ihnen erst die charakteristische Weichheit und Dicke.
Die Hauptschwierigkeit beim Bedrucken von Hochfloor-Materialien liegt in der unebenen Oberfläche. Der Flor kann die Tinte absorbieren und verteilen, was zu unscharfen oder ungleichmäßigen Druckbildern führen kann. Deshalb kommen meist Spezial-Druckmaschinen zum Einsatz.
Decke mit Fotodruck im Sublimationsverfahren auf vorkonfektioniertem Polyestermaterial. Foto: Sonja Angerer
Langfristige und kurzfristige Hochfloor-Produkte
Hochfloor-Drucke für den Dauereinsatz sind vielfältigen Belastungen ausgesetzt. Denn Teppiche und Auslegeware müssen mit dünnen Absätzen ebenso zurechtkommen wie mit Rollwagen, Staubsaugern und aggressiven Teppichreinigern. Decken und Handtücher für das Gastgewerbe werden häufig und bei hohen Temperaturen gewaschen. Das bedeutet, dass die verwendeten Farben stark deckend und haltbar sein müssen. Zusätzlich sollen sie das Textil bis zur Basis durchfärben. Denn nur so lässt sich verhindern, dass unschöne helle Stellen sichtbar werden, wenn sich die Fasern verlegen.
Bei Hochfloor-Produkten für den kurzfristigen Gebrauch, etwa auf Messen, für Promotion-Einsätze und Events kommt dagegen meist Sublimations-Transferdruck zum Einsatz. Auch für Fotogeschenke, Werbeartikel und personalisierte Produkte gibt es eine große Anzahl von bereits fertig konfektionierten Rohartikeln wie Handtücher, Fußmatten oder kleinere Teppiche aus Polyester oder mit Polyester-Beschichtung. Brillanz, Durchfärbung und Haltbarkeit sind allerdings meist deutlich geringer als mit anderen Verfahren. Deshalb werden sie im Gastgewerbe oder in öffentlichen Bereichen seltener verwendet.
Chromojet-Anlage für den Hochfloor-Druck. Foto: Zimmer Austria.
Verfahren für den direkten Hochfloor-Druck
Hochfloor-Teppiche, Decken und andere dicke, saugfähige Produkte für die langfristige Nutzung werden meist im Direktdruck verziert. Analoge Verfahren sind:
- Siebdruck flach
- Schablonendruck
- Rotationsdruck mit gravierten Zylindern oder Sieben
Große Lauflängen können so günstig hergestellt werden. Allerdings entsteht durch Vor- und Nachlauf viel Ausschuss. Technische Einschränkungen erfordern zudem verhältnismäßig einfache rapportierte Designs. Insgesamt wird deshalb analoger Hochfloor-Druck nur noch auf wenigen Anlagen weltweit hergestellt. Die Branche ist weitgehend digitalisiert.
Beim digitalen Direktdruck mit Textiltinten kommen wasserbasierte Tinten zum Einsatz. Je nach Zusammensetzung des Textils können dazu Disperse Direct-, Reaktiv-, Pigment- oder säurehaltige Tinten gewählt werden. Unternehmen wie Sun Chemical bieten eine große Auswahl für weit verbreitete Piezo-Inkjet-Köpfe an.
Auch Frottier und Teddy zählt man zu den Hochfloor-Anwendungen. Foto: Sonja Angerer
Micro-Düsen (Valves) und Inkjet für den Hochfloor-Druck
Bei digitalen Teppichdruck gilt das Microdüsen-Verfahren der Chromojet-Modelle von Zimmer Austria seit den 1970er Jahren als Marktstandard. Josef Osl, GM Marketing
bei Zimmer Austria Kufstein, erzählt dazu: „Als die Idee eines kontaktlosen Drucksystems von Zimmer Austria geboren wurde, war noch keine Piezo-Technologie als Microdosiersystem verfügbar. So hat man damals entschieden, eine Hochgeschwindigkeits-Magnetventildüse zu entwickeln, die zur mustergenauen Auftragung von Farbpasten auf voluminöse Substrate geeignet ist.“ Neben Teppichböden werden heute auch viele weitere Textilien mit Chromojets bedruckt, darunter Frottier- und Plüschqualitäten.
Durch den im Vergleich zum Inkjet-Druckkopf höheren Farbauftrag der Chromojet-Technologie kann eine besonders gute Durchfärbung selbst hochflooriger und dicker Materialien erreicht werden. Die benötigten Pasten werden in einer Farbküche angemischt. Sie entsprechen weitgehend den Qualitäten, die auch beim Schablonenduck zum Einsatz kommen. Dadurch sind die mit Valve-Technologie gedruckten Produkte leicht in entsprechende Workflows in der Textilindustrie einzufädeln. Vielfach werden in verarbeitenden Unternehmen deshalb analoge und digital gedruckte Hochfloor-Anwendungen gemeinsam fixiert oder gesteamt, ausgewaschen oder getrocknet.
Seit 2009 hat Zimmer Austria aber mit dem Colaris auch einen Inkjet-Drucker speziell für den textilen Rollendruck im Programm. Seit 2015 wird die Produktlinie für den Teppichdruck angeboten. Colaris-Drucker arbeiten wie im Inkjet üblich mit vorgemischten Tinten. „Diese kommen im Vergleich zu den Druckpasten zu einem deutlich höheren Preis in den Markt. Durch das Wegfallen der Farbküche, den niedrigeren Wasserverbrauch und einen geringeren Energieverbrauch ist jedoch die Ökobilanz weit besser. Die Vorteile bei Colaris liegen zudem in der Möglichkeit bisher nicht zu produzierende hochauflösende Muster zu realisieren, ebenso wie in einer deutlich höheren Effizienz im Druck und somit kosteneffizienteren Anlagen. Daraus resultierend wird heute auch im Teppichdruck der Colaris- Technologie oftmals der Vorzug gegeben“, sagt dazu Osl.
Auf dem Markt gibt es eine Reihe von weiteren Inkjet-Textildrucker für den direkten, industriellen Textil-Rollendruck , z.B. die Durst Alpha-Serie, Epson Monna Lisa, MS Printing Solutions Lario und Mini Lario-Drucker sowie die EFI Reggiani-Familie. Sie sind in der Regel jedoch nicht speziell für Hochfloor-Anwendungen gedacht.
Mit analogen Verfahren nicht möglich: Fotomotiv auf Auslageware. Der Messeteppich wurde mit einem Zimmer Austria Colaris-Drucker hergestellt. Foto: Sonja Angerer
Investitionen und Marktchancen im digitalen Hochfloor-Druck
Kleinere Digitaldrucker für den textilen Rollendruck werden oft hybrid genutzt, also sowohl für Soft Signage wie auch die Herstellung von Heimtextilien. Deshalb sind sie auch in Digitaldruckereien zu finden, die ansonsten auf Papier und Folie arbeiten. Sie bedrucken manchmal auch im Sublimationsverfahren kleine Teppiche sowie Handtücher.
Digitaldrucker für den Rollen-Direktdruck von Hochfloor-Produkten sieht man dagegen typischerweise nur in Unternehmen, die sich der Textilindustrie zurechnen. Das liegt zum einen daran, dass druckfremde Leistungen wie Vor- und Nachbehandlung, also ausrüsten, fixieren, waschen oder trocknen einen erheblichen Teil des Workflows ausmachen. Sie benötigen weitere Maschinen sowie spezielle, textile Fachkenntnisse.
Zusätzlich stellen Anlagen für den Hochfloor-Druck auch ganz erhebliche Investitionen dar: „Der Preisrahmen hängt bei Colaris und Chromojet stark von der Größe und Ausstattung ab, eine Installation beginnt im oberen sechsstelligen Bereich. Die benötigte Fläche variiert deutlich und beginnt bei 200 Quadratmetern, kann aber bei Großanlagen auch die 1.000 Quadratmeter-Marke übersteigen. Die Kapazität je nach Modell und Materialtyp kann im Dreischicht-Betrieb rund um die Uhr bis zu 25.000 Quadratmeter pro Tag erreichen“, erklärt Josef Osl. Solche Stundenleistungen von bis zu 1.000 qm/h sind allerdings eher bei leichten Nadelfilzprodukten oder einigen technischen Textilien üblich.
Mit dem richtigen Vermarktungskonzept können Hochfloor-Drucke aber eine spannende Nische sein. Dazu Markus Seiter: „Bei uns ist es so, dass die verschiedenen Onlineportale je eine Produktkategorie bewerben. Dabei erreichen wir verschiedene Zielgruppen. Die Problematik dahinter ist, dass die Kunden oftmals nicht wissen, dass wir auch andere Produkte haben. Beispielsweise bestellt ein Messebauer bei uns einen Teppich, ohne zu wissen, dass er auch die Spannstoffe für die Wände erhält“.
Angesichts der anhaltenden Nachfrage nach gedruckter Innendekoration und Möbeln nach Kundenwunsch, aber auch nach personalisierten Produkten darf man wohl davon ausgehen, das auch Teppiche, Frottierwaren, Decken und andere digital gedruckte Hochfloor-Produkte weiterhin gefragt sein werden.
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