Heimtextil und Innendekoration: die Kreativen sind der Schlüssel
Kreative haben entscheidenden Anteil am Erfolg des Digitaldrucks in der Heimtextil-Branche. Was bedeutet das für Druckdienstleister?
In der Druckindustrie gilt noch mehr wie in anderen Branchen: mit den Gestaltern fängt alles an. Denn selbst beeindruckende Technik bewegt letztendlich nur sehr wenige Kunden. Wenn sie aber dazu beiträgt, Produkte entstehen zu lassen, die viele Menschen um sich haben wollen, wird schnell eine Lawine daraus.
Fotogeschenke, personalisierte Gegenstände und Heimtextilien nach Maß haben entscheidend dazu beigetragen, den Digitaldruck und seine Vorteile in der breiten Öffentlichkeit bekannt zu machen. Inkjet-Druck verdankt daher den kreativen Köpfen, die mit seiner Hilfe schöne Dinge erschufen, wahrscheinlich genauso viel wie seinen exzellenten Technikern. Grund genug, die Kreativen aus dem Blickwinkel einer Druckerei einmal näher unter die Lupe zu nehmen.
Fotogeschenke sind für Privatkunden eine Möglichkeit, ihre Kreativität auszuleben.
Kreative Privatkunden: Hohe Margen, komplizierte Abwicklung
Noch vor den Profis haben vor allem jüngere Privatkunden Digitaldruck entdeckt. Denn schon seit Mitte der 1990er Jahre kann man in Copy Shops und Schnelldruckereien auch T-Shirts, Kissenhüllen, Kaffeebecher und andere Gegenstände personalisieren lassen. Das nahmen vor allem Menschen im Anspruch, die ohnehin oft Kopien und Ausdrucke anfertigen mussten, also beispielsweise Studierende.
Kein Wunder, dass auch Online-Fotodienste solche Produkte gerne in ihr Angebot aufnehmen. Allein Cewe bietet derzeit mehr als ein halbes Dutzend verschiedener bedruckter Tassen und Becher an. Bei Spreadshirt kann man schon lange nicht nur bedruckte Bekleidung bestellen: Im Sortiment befinden sich viele kreative Geschenkideen von der Brotdose bis hin zum Sofakissen.
Bei Spezialanbietern wie Wallart.de können Kunden praktisch alles ordern, was man für die schöne Wohnung braucht: Vorhänge, Küchenrückwände oder auch Tapeten fürs Kinderzimmer. Im Vergleich zum B2B-Geschäft sind die Margen für diese Endkundenprodukte recht gut.
Sowohl Spreadshirt wie auch Wallart umschiffen dabei ein Problem, das bei Privatkunden oft auftritt: Selbst mit KI-Unterstützung sind viele Menschen nicht in der Lage, dekorative und den Medium angepasste Motive für Heimtextil und personalisierte Produkte zu erstellen. Daher bieten beide Unternehmen eine Vielzahl von professionell designten Grafiken an, die Kunden nur noch an ihrer eigenen Bedürfnisse anpassen müssen.
Das Ergebnis ist dadurch immer ansehnlich, was die Zahl von Reklamationen und Rücksendungen klein hält. Denn im Endkundengeschäft müssen sich die meisten Unternehmen sehr kulant zeigen, wenn sie nicht schlechte Bewertungen im Internet riskieren wollen.
KI und Augmented Reality helfen Innenarchitekten wie Laien, ihre Dekorationsideen umzusetzen. Foto: S. Angerer / KI
Kreative Profis und der Digitaldruck für Heimtextil & Co.
Abgesehen von einzelnen Leuchtturmprojekten, vor allem für Hotels und Restaurants, haben Textildesigner und Innenarchitekten deutlich länger gebraucht, um mit dem Digitaldruck warm zu werden. Zum einen nahmen viele Ausbildungsstätten das Thema Inkjet-Druck erst spät in ihre Lehrpläne auf.
Zum anderen hatte das aber auch praktische Gründe. Denn als Profis wussten sie nur zu genau, welche Limitierungen der frühe Druck auf Textilien und Gegenständen mit sich brachte: Beispielsweise eine vergleichsweise geringe Lichtechtheit und Haltbarkeit oder kleinere Farbräume. Inzwischen sind diese technischen Hürden weitgehend ausgeräumt. Doch in der industriellen Produktion werden nach wie vor viele Zertifikate verlangt und für den Digitaldruck ist es manchmal gar nicht so einfach, die geforderten Standards zu erreichen.
Professionelle Designer und andere Kreative müssen zudem im Kundenauftrag Kommunikationsziele festlegen, die sie mit ihrer Gestaltung erreichen wollen. Das können neben textiler Raumgestaltung beispielsweise Markenbildung oder auch Hilfe beim Abverkauf sein. Die Technologie muss deshalb hinter der Gestaltung zurücktreten.
Noch vor 10 oder 15 Jahren genügte der Verweis auf die aktuelle Digitaltechnologie, um Modernität zu kommunizieren. Heute reicht dies meist nicht mehr aus. Tatsächlich ist es Gestaltungsprofis zunehmend egal, mit welcher Drucktechnik die gewünschten Motive hergestellt werden. Verschärft wird das Problem noch dadurch, dass längst das Gestalten für Bildschirme bei der Kreativ-Ausbildung an erster Stelle steht. Druckprodukte kommen in manchen Studiengängen gar nicht mehr vor.
Dieser Mangel an Fachwissen macht es für Druckereien schwerer. Dies gilt vor allem für Heimtextilien und Innendekoration, wo es weitaus weniger Standards gibt als beim Druck auf Papier. Missverständnisse und enttäuschte Erwartungen entstehen also viel leichter. Zudem ist es für Druckereien schwieriger nachzuweisen, dass sie sich an die Vorgaben gehalten haben, weil weithin akzeptierte Standards fehlen.
Druckprodukte sind auch für Profi-Gestalter heute nicht mehr selbstverständlich. Dienstleister müssen helfen, um so Reklamationen zu vermeiden.
Kreative und Heimtextil: Match oder Missverständnis?
Der Digitaldruck hat die Innenarchitektur für immer verändert. Er hat Designs verfügbar gemacht, die mit analogen Drucktechnologien unmöglich oder viel zu teuer wären. Das hat dazu geführt, dass Kreative den Digitaldruck für ihre Innenraum-Projekte lieben. Allerdings dürfen sich die Anbieter von Digitaldruckdienstleistungen darauf nicht ausruhen.
Denn das Fachwissen über den Druck geht bei Designern und anderen Kreativen mit rasender Geschwindigkeit verloren. Dies hat auch Auswirkungen auf die Herstellung von Heimtextilien und anderer bedruckter Innendekoration. Digitaldruckereien werden deshalb künftig noch stärker darauf achten müssen, ihren Kunden mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.
Dabei kann die richtige Software helfen, beispielsweise Online-Editoren, oder auch Augmented-Reality-Anwendungen, wie sie etwa Ikea in seiner App anbietet. So kann man sicherstellen, dass die Nachfrage nach digital bedruckten Heimtextil-Anwendungen weiterhin hoch bleibt.
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