Automatisierung im LFP: schneller, zuverlässiger, bequemer
Der hohe Anteil manueller Tätigkeiten in den Abläufen des LFP bremst die Produktivität oft aus. Hier können intelligent strukturierte Workflows und Automatisierung Abhilfe bieten.
Widersprüche der Moderne: Die Produktivität moderner Großformat-Drucker ist derart stark gewachsen, dass die maximale Stundenleistung oft gar nicht mehr zum Tragen kommen kann – Automatisierung tut not.
Der immer noch hohe Anteil manueller Tätigkeiten in den Abläufen bremst heute Digitaldrucker oft aus. Denn die Maschinen sind so schnell, dass die Operator bei den Abläufen wie Medienwechsel und die Mitarbeiter bei der Vor- und Nachbehandlung nicht mehr mithalten können. Hier können intelligent strukturierte Workflows und Automatisierung Abhilfe bieten.
Man verdeutliche sich nur einmal die Volumina, von denen hier gesprochen wird: Was macht man mit 900 qm Druckausstoß? Das ist nämlich beispielsweise das Ausgabevolumen einer Inca Digital Onset X3 – pro Stunde wohlgemerkt. Das entspricht je Acht-Stunden-Schicht in etwa der Grundfläche eines Fußballfeldes. Schwerwiegend ist auch das Gewicht. Auf leichtem Gitternetz gedruckt, summiert sich das Material immerhin auf mehr als 2,1 Tonnen. Bei stabiler Blockout-Plane mit 600 g/qm ist man schon bei weit über vier Tonnen.
Noch bis vor wenigen Jahren war Arbeitsweise in vielen Großformat-Druckereien noch von handwerklichen Abläufen geprägt. Häufig lassen sich Volumen solchen Umfangs aber mit den vorhandenen Mitarbeitern kaum mehr handhaben. In der Folge produzierte man im Einschichtbetrieb, verkürzte Schichtzeiten und nutzte nur langsamere Druckmodi.
Wirtschaftlich betrachtet ist das eigentlich ein Wahnsinn, angesichts knapp kalkulierter Quadratmeterpreise für Standard-Applikationen wie Banner- oder Posterdruck. Dazu kommt, dass die Kosten für Maschinen, Löhne und Verbrauchsmaterial längst nicht in demselben Maß gesunken sind wie die Margen der Endprodukte.
Automatisierung der Abläufe
Unter Automatisierung versteht man nach DIN V 19233 „Das Ausrüsten einer Einrichtung, so dass sie ganz oder teilweise ohne Mitwirkung des Menschen bestimmungsgemäß arbeitet.“ Eine vollständige Automation ist in Großformatdruckereien allerdings selten. Denn Digitaldruckhäuser werden wesentlich öfter als ihre Akzidenz-Kollegen mit Last-Minute- und Express-Aufträgen oder kleinen Lauflängen konfrontiert. Flexibilität und vorlagenlose Arbeitsweise gehören ja schließlich zu ihrem Produktversprechen.
Jede Automatisierungslösung, die kurzfristige Auftragsänderungen unberücksichtigt lässt, erweist sich deshalb letztlich als wenig praxisnah. Denn schließlich kann in Digitaldruckereien die beste Tagesplanung innerhalb von Minuten nach Schichtbeginn Makulatur sein.
Hersteller wie Inca Digital setzen deshalb auf modulare Systeme: Für die Onset M, die Bogen bis zum B1-Format bedruckt, werden beispielsweise verschieden Zu- und Abführsystemen angeboten. Diese Auswahl erlaubt Kunden, ihren Workflow flexibel anzupassen. In Großbritannien wird in puncto Automation schon länger mit Hostert Pro zusammengearbeitet.
Der Spezialist für vollautomatische Transportsysteme großformatiger Drucke im digitalen und grafischen Bereichen ist auch Partner für HP und Agfa Graphics. Und die nächste Welle der Automatisierung rollt schon an: Anbieter wie Swissqprint oder Zünd bieten für ihre Systeme kollaborative Roboter an. Seite an Seite mit den menschlichen Mitarbeitern erledigen diese zum Beispiel widerkehrende Aufgaben wie das Absammeln kleiner geschnittener Elemente von der Arbeitsfläche. Auch Inca Digital will künftig stärker Roboter an die Druckmaschinen stellen.
Software ist der Treiber für mehr Produktivität
Derzeit steigt die Nachfrage nach Digitaldruckanlagen für den Einsatz in der industriellen Produktion. Hier spielt die richtige Software eine bedeutende Rolle für eine rationelle Arbeitsweise. Colorgate etwa bietet mit dem Industrial Productionserver eine Produktreihe, die speziell für die Ansteuerung von Digitaldruckmaschinen in den Bereichen Keramik, Decor, Textil und Verpackung optimiert wurde.
Caldera hat bei seinen Lösungen zur Produkt-Optimierung die Integration des gesamten Workflows im Sinne: Module zur automatischen Berechnung der Druckkosten, des CO2-Fußabdrucks sowie zur Verbindung der Caldera-RIP-Produkte mit anderen Software-Suiten über JDF/JMF-Schnittstellen lassen sich implementieren. So kann man ohne großen Aufwand etwa Webshops, aber CRM, MIS/ERP-Applikationen, oder auch Buchhaltungs-Software einbinden.
EFI bietet ein breites Portfolio von speziellen Productivity Suites. Diese Lösungen sind etwa für den Akzidenzdruck, Verpackungs- und Wellpappendruck oder auch Verlagshäuser zu haben. Sie kombinieren stets ein zentrales EFI MIS-/ERP-System mit mindestens zwei Komponenten, skalierbaren Funktionen und der Möglichkeit zu Drittanbieter-Anbindungen.
Auch die Maschinen-Hersteller setzen verstärkt auf eigene Eco-Systeme, zumindest auf Software-Lösungen für mehr Produktivität. So bietet etwa Inca Connect die Möglichkeit, Jobs zu priorisieren und zusammenzutragen. Damit reduziert sich etwa die Zahl der zeitaufwendigen Medienwechsel und voilà – pro Schicht können mehr Quadratmeter gedruckt und verarbeitet werden. Auch Durst bindet seine neue P5-Produktreihe in ein Eco-System für rationelle und sichere Produktion ein.
Automatisierung – ein Fazit
Angesichts der Produktivität moderner Hardware kommt der großformatige Digitaldruck an der Automatisierung nicht vorbei. Nur so können die enormen Investitionskosten bei sinkenden Margen eingespielt werden. Potenzial zur Optimierung liegt vor allem bei Arbeitsvorbereitung sowie Weiterverarbeitung. Mit moderner Software können wiederkehrende Aufgaben identifiziert und automatisiert werden. Künftig werden in der industriellen Produktion auch kollaborative Roboter eine Rolle spielen.
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