Verpackung

Digital gedruckte Verpackungen in der Lebensmittelindustrie

by Sonja Angerer | 14.12.2023
Digital gedruckte Verpackungen in der Lebensmittelindustrie

Die Verpackung von Lebensmitteln ist ein wichtiger Faktor für Qualität, Sicherheit und Attraktivität der Produkte. Immer öfter werden sie auch digital gedruckt. Ist das eine lukrative Nische für Druckdienstleister?

In einem durchschnittlichen deutschen Supermarkt stehen laut einer Erhebung des EHI Retail Institute heute knapp 15.000 Produkte. Das sind über 50 % mehr als noch vor zehn Jahren. Ähnlich dürfte daher auch die Zahl der Verpackungen gewachsen sein. Für den Druck im Allgemeinen, und den Digitaldruck im Besonderen, eigentlich eine ideale Ausgangsbasis. Zumal digital gedruckte Verpackungen außerhalb der Lebensmittelindustrie, etwa bei luxuriös verpackter Kosmetik, schon sehr weit verbreitet ist. Auch der Label-Druck ist inzwischen bereits sehr stark digitalisiert.

BILDUNTERSCHRIFT: Beim European Carton Excellence Award 2023 wurde die McDonald’s Liefermanschette von Huhtamaki mit dem Food & Drink Recycled Fibre Award geehrt. Foto: Pro Carton.

Lebensmittelverpackungen und Druckfarben

Bei den Lebensmittelverpackungen liegt die Sache etwas komplizierter. Hier hat der Digitaldruck bisher nur in Teilbereichen Einzug gehalten. Das liegt vor allem an den vielen verschiedene Arten von Verpackungen für Lebensmittel, also zum Beispiel Folien, Beutel, Schalen, Dosen, Flaschen, Kartons oder Etiketten.

Einige dieser Verpackungen können gut mit Digitaldruck bedruckt werden. Bei Metallverpackungen, Tuben oder Flaschenverschlüssen kommt der Digitaldruck, wenn überhaupt, bislang eher nur für Kleinserien oder Sondereditionen zum Einsatz.

Das liegt zum daran, dass es teilweise noch Probleme mit Haftung von Digitaldruck-Tinte auf schwierigen Untergründen wie Metall oder machen Kunststoffen gibt. Vor allem aber müssen die Verpackungen für Lebensmittel den gesetzlichen Anforderungen entsprechen, die verhindern sollen, dass die Druckfarben in die Lebensmittel migrieren oder diese verfälschen.

Natürlich müssen analoge Druckfarben ebenso wie Inkjet-Tinten lebensmittelsicher sein. Allerdings gibt es bei der Zusammensetzung von Inkjet-Tinten und -Fluids weniger Spielraum. Denn letztlich müssen diese auch den Spezifikationen genügen, die der Hersteller der der Druckkopfe verlangt, damit zuverlässig gedruckt werden kann. Das ist manchmal ein schwieriger Spagat.

BILDUNTERSCHRIFT: Oft ist es bei Lebensmitteln nicht mit der Primärverpackung getan. Foto: S. Angerer

Verpackungen und Vorschriften

Verpackungen ganz allgemein unterteilt man in Primär,- Sekundär- und Tertiärverpackungen. In direkten Kontakt mit dem Lebensmittel kommt nur die Primärverpackung. Die Sekundär- und jede weitere Verpackung umhüllt also die Primärverpackung.

Die Sekundärverpackung kann eine zusätzliche Schmuckschachtel oder eine Bauchbinde sein, wie sie etwa Delikatessen oder Fertiggerichten oft vorkommt. Oder auch ein Umkarton für Versand, Lagerung oder die Präsentation im Discounter-Regal.

Bei der Primärverpackung von Lebensmitteln es aber besonders wichtig, dass Lebensmittel nicht durch Rückstände von Drucksubstrat, Primer, Farbe, Lack oder Klebstoff verunreinigt wird. Seit Ende 2021 ist deshalb in Deutschland eine neue, nationale Druckfarbenverordnung in Kraft. Abweichend von der europäischen Rahmengesetzgebung ist dort eine Positivliste für Druckfarbenbestandteile aufgestellt worden.

Bei den gelisteten Stoffen sind die Voraussetzungen der gesundheitlichen Bewertung erfüllt. Allerdings ist Art und Umfang der Liste bei den Brancheninsidern wie dem Verband der deutschen Lack- und Druckfarbenindustrie e.V. (VdL) stark umstritten.

Hinzu kommt, dass Digitaldrucktinte vielfach nicht in der Europäischen Union hergestellt wird. Nicht immer werden deshalb EU-Vorschriften eingehalten, oft weicht man auf international bekanntere Zertifizierungen, etwa aus den USA aus. Dadurch ist die Nutzung von Digitaldruck auf Primärverpackungen für Lebensmittel teilweise nach wie vor schwierig. Unternehmen wie Durst haben mit der Tau-Serie aber Spezialdrucker für Label und flexible Verpackungen im Programm.

Bei Sekundär- und Umverpackungen zeichnete sich weiterhin eine stabile Nachfrage nach digital bedruckten Applikationen ab. Digitaldruckmaschinen speziell für den Verpackungsdruck arbeiten dabei mit wasserbasierten oder UV-LED-Tinten, etwa bei der EFI-Nozomi-Familie.  Bei Wettbewerben wie dem European Carton Excellence Award werden immer öfter auch Verpackungen vorgestellt, die bereits für den Digitaldruck designt wurden.


BILDUNTERSCHRIFT: Karton statt Plastik für Lebensmittel: Boardio für Perfetti Van Melle Mentos Kaugummi von Graphic Packaging International erhielt von Pro Carton 2023 gleich zwei Awards: Public und Sustabilty. Foto: Pro Carton.

Hat der Digitaldruck eine Chance im Supermarkt?

Trotz einiger Herausforderungen erwarten Experten, dass der Markt für digital gedruckte Verpackungen in der Lebensmittelindustrie in den nächsten Jahren weiter anwachsen wird. Das gilt besonders bei regionalen und lokalen Spezialitäten, also bei vergleichsweise kleinen Produktionsmengen. HP empfiehlt seine HP Latex R-Druckerserie besonders für die Produktion von Verpackungen in Kleinserien.

Aber auch flexible Folien für Snacks oder Süßwaren, Schalen für Fertiggerichte und Milchprodukte oder selbstklebende Etiketten für Getränke oder Gewürze werden künftig noch öfter digital gedruckt. Die Vorteile von Digitaldruck für diese Lebensmittelverpackungen entsprechen denen in anderen Segmenten, die der Digitaldruck bereits bedient: höhere Flexibilität, eine schnellere Markteinführung, eine bessere Anpassung an die Kundenwünsche oder eine geringere Umweltbelastung.

Die aktuelle Maschinengeneration von digitalen Verpackungsdruckern, meist mit Single-Pass-Köpfen, kann zudem in Produktivität und Stückkosten immer besser mit analogen Verfahren wie Flexo oder Offset mithalten.

Zusammenfassend kann man sagen, dass digital gedruckte Verpackungen in der Lebensmittelindustrie ein innovatives und wachsendes Segment sind, das viele Möglichkeiten für Druckdienstleister bietet.

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