Weiterverarbeitung

Druckweiterverarbeitung zwischen Wertschöpfung und Rentabilität

by Sonja Angerer | 16.08.2024
Druckweiterverarbeitung zwischen Wertschöpfung und Rentabilität

Im Digitaldruck gilt besonders: der Print ist noch kein verkaufsfertiges Produkt. Druckweiterverarbeitung ist deshalb für viele Firmen unverzichtbar. Doch mit der Verlängerung der Wertschöpfungskette steigt nicht immer die Rentabilität. Worauf sollten Dienstleister deshalb bei der Investition achten?

Die Druckweiterverarbeitung ist ein entscheidender Schritt in der Produktionskette der Druckindustrie. Beim Digitaldruck sind die Möglichkeiten zur Weiterverarbeitung beinahe noch vielfältiger als im Analogdruck. Selbst Standardanwendungen wie Poster für den Außenraum kommen heute auf ein halbes Dutzend Optionen und mehr, wenn es um Säume, Keder, Laminate oder Ösen geht. Rechnet man Produkte und Dienstleistungen hinzu, bei denen der Druck nur noch ein Teil das Projekts ist, dann sind die Möglichkeiten schier unendlich. Dies gilt beispielsweise für den Messe- und Ladenbau, Beschilderungen und Wegeleitung oder auch die Herstellung von Displays, Etiketten und Verpackungen.

Derartig komplexe Dienstleistungen geben Druckereien die Möglichkeit, ihre Wertschöpfungskette erheblich zu verlängern. Dazu benötigen sie allerdings fachkundiges Personal und meist auch eine Vielzahl von Maschinen. Oft ist komplexe Weiterverarbeitung nur dann lohnend, wenn sie weitgehend automatisiert werden kann. Automatisierung erfordert allerdings eine gewisse Anzahl gleichartiger Produkte, die innerhalb eines überschaubaren Zeitraums anfallen. Sonst ist der Aufwand zur Digitalisierung des Workflows oft größer als die Ersparnis an Zeit und Material, die dadurch erzielt werden kann.

Rentabilität steigern

Rentabilität in der Druckweiterverarbeitung wird durch die Minimierung von Material- und Arbeitskosten sowie durch die Maximierung der Auslastung der Weiterverarbeitungsmaschinen erreicht. Moderne Schneidetische und Nähmaschinen können programmgesteuert arbeiten, was die Rüstzeiten verkürzt und die Durchlaufzeiten beschleunigt. Zudem ermöglicht die Integration von Softwarelösungen eine bessere Planung und Überwachung der Produktionsprozesse, was zu einer weiteren Kostensenkung führt.

Ein weiterer Aspekt, der die Rentabilität beeinflusst, ist die Flexibilität der Weiterverarbeitung. In einem Markt, der zunehmend von personalisierten und Druckerzeugnissen in kleinen Auflagen geprägt ist, müssen Druckereien in der Lage sein, schnell auf Kundenanforderungen zu reagieren und eine Vielzahl von Weiterverarbeitungsoptionen anzubieten.

Bis aus einem Druck eine Floor Graphic wird, sind einige Schritte in der Weiterverarbeitung nötig. Foto: S. Angerer

Weiterverarbeitung im Digitaldruck

Im Digitaldruck gibt es eine Vielzahl von Weiterverarbeitungstechniken. Zu den gängigen gehören:

  • Schneiden (X/Y, Konturschnitt)
  • Fräsen und Lasern
  • Laminieren und Lackieren (vollflächig und teilweise)
  • Aufziehen und befestigen (Ösen, Gummilippe, Magnet, Flausch/Klett)
  • Prägen und Stanzen
  • Effekt- und Metall-Lack

Weiterverarbeitungstechniken im Digitaldruck unterscheiden sich nicht wesentlich von Arbeitsweisen, die auch im analogen Druck weit verbreitet sind. Dabei ist die Weiterverarbeitung selbst oft längst schon digital: Kaum eine Druckerei, in der nicht ein Schneidplotter oder digitaler Schneidetisch steht. Selbst spezielle Veredelungstechniken wie Neon-oder Metallic-Druck lassen sich heute im Digitaldruck, und damit ohne analoge Druckvorlage realisieren. Das kommt den Einkäufern von Printprodukten entgegen, die sich schnellere Verfügbarkeit und maximale Flexibilität von ihren Lieferanten wünschen.

Chancen für Druckdienstleister durch Weiterverarbeitung

Oftmals also haben Digitaldruckdienstleister kaum eine andere Möglichkeit, als viele Optionen bei der Weiterverarbeitung anzubieten. Denn ihre Kunden verlangen es einfach. Freilich ergeben sich dadurch auch viele Chancen. Denn Weiterverarbeitung bedeutet auch, dass ein Unternehmen das Sortiment erweitern und sich spezialisieren kann. Dadurch erschließen sich neue Nischen und Kundenkreise.

Oftmals ergibt sich dadurch auch die Möglichkeit bereits vorhandene Maschinen besser auszulasten. So können beispielsweise Siebdrucklinien für die Drucklackierung genutzt werden, oder alte Tiegel-Maschinen für Stanzungen und Prägungen.

Richtig investieren für rentable Weiterverarbeitung

Für die meisten Digitaldruckereien gilt allerdings: wenn sie ihre Wertschöpfungskette mit Veredelung weiter verlängern wollen, müssen sie in Maschinen und Fachpersonal investieren. Dabei sollten sich Unternehmen nicht nur an der aktuellen Nachfrage für das fertige Produkt orientieren.

Auch die Druckbranche ist Trends und Entwicklungen unterworfen, deren Verlauf oft schlecht abzusehen ist. Es gilt daher, auszuloten welches künftige Potential die verschiedenen Veredelungsformen haben können.

Dabei sollten Unternehmer die Rentabilität nicht aus den Augen verlieren. Besonders Firmen mit eher kleinen jährlichen Produktionsvolumen müssen sich die Margen ganz genau ansehen, die sich durch besondere Veredelungsformen erzielen lassen. Kann nur ein Aufschlag von wenigen Cent pro Stück durchgesetzt werden, dauert es sehr lange, bis sich Investitionen amortisieren.

Dies gilt umso mehr, als es mit der Maschine meist nicht getan ist. Oft müssen ganze Workflows umgestellt werden. Zusätzlich werden Investitionen in neue Software wie zum Beispiel RIPs notwendig. Meist muss auch das Fachpersonal nachgeschult oder aufgestockt werden.

Es wird auch immer wichtiger, beim Investieren das Thema Nachhaltigkeit von Anfang an mitzudenken. Tatsächlich liegt es oft an der Veredelung, ob ein Digitaldruck sich sortenrein recyceln lässt. Oder als Verbundmaterial in der Müllverbrennungsanlage landet.

Umweltschonende Produkte sind auch längst keine Frage des persönlichen Geschmacks mehr. Vielfach fordern Print Buyer Produkte mit möglichst geringem CO2-Fußabdruck, die zudem gut wiederzuverwerten sind. Auch Endkonsumenten zeigen sich zudem kritischer, wenn es um Druckprodukte mit kurzer Verwendungsdauer geht.

Es ist also damit zu rechnen, dass sich für beliebte Anwendungen wie POS-Applikationen oder Messebau künftig neue Standards etablieren, die weniger oder eine andere Art von Veredelung benötigen.

Automatisierung und Roboter in der Weiterverarbeitung können für mehr Rendite sorgen. Foto: S. Angerer

Veredelung für mehr Rendite

Zusammenfassend ist die Weiterverarbeitung im Digitaldruck ein komplexes Feld, das strategisches Denken und kontinuierliche Innovation erfordert. Denn nur so ist es möglich, sowohl die Wertschöpfung als auch die Rentabilität zu maximieren. Durch die Investition in Technologie, die Schulung von Mitarbeitern und die Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsaspekten können Druckereien ihre Position in einem wettbewerbsintensiven Markt stärken und langfristigen Erfolg sichern.

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