Fahrzeugverklebung

Fahrzeugverklebung: gut für die Umwelt oder Ressourcen-Verschwendung?

by Sonja Angerer | 26.09.2024
Fahrzeugverklebung: gut für die Umwelt oder Ressourcen-Verschwendung?

Fahrzeugverklebung ist für viele Druckdienstleister ein prima Geschäft. Denn sie wird bei den Kunden immer beliebter. Doch das darf heute nicht das einzige Kriterium sein. Deshalb schauen wir uns diesmal an: wie geht Carwrapping eigentlich mit Ressourcen um?

Nicht nur Taxis, sondern auch viele Firmen- und Privatfahrzeuge werden nicht mehr umlackiert sondern foliert. Für den Besitzer hat das viele Vorteile. Denn im Vergleich zum Umspritzen bietet Fahrzeugverklebung deutliche Vorteile. Das beginnt mit den Gestaltungsmöglichkeiten. Flip-Flop-, Chrom-, Carbon- oder strukturierte Oberfläche sind in der Lackierkabine nur schwer zu erzielen. Mit Hilfe von Spezialfolien ist das für geübte Folierer aber kein Problem.

Autokäufer können sich also für eine Standardfarbe wie Weiß entscheiden. Oft ist dies günstiger als ein aufwendiger Metalliclack ab Werk. Zudem erzielen Fahrzeuge mit neutraler Farbe meist höhere Weiterverkaufspreise.

Für eine fachgerechte Neulackierung muss das Fahrzeug außerdem sehr weit auseinander gebaut werden. Deshalb kann eine komplette Umlackierung schon einmal eine Woche oder länger in Anspruch nehmen. Eine Fahrzeugvollverklebung dauert dagegen in der Regel nicht mehr als zwei Tage, oft ist sie binnen eines Arbeitstages erledigt. Das Auto kann also viel schneller wieder genutzt werden. Dabei schützt die Folie als zusätzliche Lage auch den Original-Lack vor UV-Schäden und Kratzern.

Schließlich lässt sich eine Fahrzeugverklebung auch viel einfacher rückgängig machen. Profis brauchen für das Entfolieren selten mehr als einen Arbeitstag. Der ursprüngliche Lack wird nicht verletzt, und es wird auch keine weitere Schicht aufgebaut, die Spaltmaße beeinträchtigen könnte. Der Autonutzer, egal ob Privat- oder Geschäftskunde, kann daher seinem Fahrzeug praktisch unbegrenzt oft einen neuen Look verleihen.

Als Faustformel kann man davon ausgehen, dass man die doppelte Breite und dreifache Länge eines Fahrzeugs an Laufmetern Folie benötigt. Dies gilt für einfarbige Folien. Wird das Design digital gedruckt, so braucht es unter Umständen aber deutlich mehr Drucksubstrat. Denn das Motiv muss auf der Druckbahn mit Überlappungen und so platziert werden, dass es sich später gut verkleben lässt. Insgesamt kommen so je nach Größe des PKWs zwischen 17 und 25 Quadratmetern für eine Vollverklebung zusammen. Da kann man schon die Frage stellen, wie nachhaltig Fahrzeugbeklebung ist.

Bekleben spart so manche Lackierung, das schont die Ressourcen, auch bei Wasserfahrzeugen. Foto: S. Angerer

Kriterien für Ressourcen-Nutzung

Wenn man der Frage nachgehen möchte, ob Fahrzeugverklebung nicht doch Ressourcen-Verschwendung ist, dann lohnt es sich, mehrere Aspekte zu betrachten. Zum einen ist da die Frage nach den Alternativen. Bei Fahrzeugen ist die einzige Alternative zur Beklebung eine ganze oder teilweise Lackierung oder das manuelle Aufbringen eines Motivs, meist im Airbrush-Verfahren mit Farblack. Für einen PKW kommen mit Basis- und Klarlack so etwa 6 bis 8 Liter Farbe zusammen. Experten schätzen den CO2-Ausstoß, der für einen einzigen Liter Autolack entsteht, auf zwischen 5 und 10 Kilogramm.

Für Folien für die Fahrzeugverklebung liegen diese Schätzungen zwischen 2 und 6 Kilogramm pro Quadratmeter. Im jeweils günstigsten Falle liegen nach diesen Schätzungen also Lackierung und Fahrzeugverklebung in puncto CO2-Ausstoß fast gleichauf.

Dabei ist zu beachten, dass diese Schätzungen wirklich nur sehr grob sind. Um das CO2-Aufkommen eines Produkts oder einer Leistung zu berechnen, muss man sich folgende Kriterien genau ansehen:

  • Rohstoffgewinnung
  • Herstellung
  • Transport
  • Anwendung
  • Entsorgung.

Dabei wird schnell klar, dass grobe Schätzungen kaum zielführend sein können. Denn bei jedem einzelnen Faktor gibt es eine enorme Spannbreite: Besteht die Folie aus wiedergewonnenen Rohstoffen? Wird der Lack mithilfe erneuerbarer Energie hergestellt? Muss das Produkt von einem anderen Kontinent importiert werden oder ist es lokal verfügbar? Können Reste dem Stoffkreislauf wieder zugeführt werden oder landen sie in der Deponie?

Für den einzelnen Anwender, also eine Lackiererei oder einen Werbetechniker, der auf Fahrzeugbeklebung spezialisiert ist, sind diese Berechnungen meist gar nicht durchführbar. Agenturen wie ClimatePartner bieten daher an, den CO2-Fußabdruck von Produkten und Services sowie ganzen Unternehmen fachgerecht zu bestimmen. Derzeit geben allerdings Hersteller von Folien und Lacken die angefallene CO2-Menge normalerweise nicht in den Produktdatenblättern an.

Neben dem CO2-Fußabdruck kann auch die Nachhaltigkeit ein Beurteilungskriterium dafür sein, wie umweltfreundlich oder -schädigend Fahrzeugverklebung ist. Das am weitesten verbreitete Modell zur Nachhaltigkeit betrachtet dabei drei Säulen.

Neben der Ökologie sind dies Ökonomie, also eine langfristig stabile wirtschaftliche Entwicklung, sowie soziale Nachhaltigkeit. Letzteres bedeutet die Förderung von Wohlstand und Gerechtigkeit für alle, also Aspekte wie Bildung, Gesundheit, Rechtssicherheit und die Schaffung von fairen Arbeitsplätzen. Die drei Säulen sind miteinander verknüpft und bedingen sich gegenseitig. Lokale Unternehmen punkten hier besonders, denn sie schaffen Jobs vor Ort, was eine Gemeinschaft stabilisieren kann.

Ressourcenverschwendung oder ideale Werbung? Fahrzeugverklebung an Reisebus. Foto: S. Angerer

Ist Fahrzeugverklebung gut für die Umwelt?

Wie alle wirtschaftlichen Aktivitäten verbraucht auch die Fahrzeugbeklebung wertvolle Rohstoffe. Ob es sich dabei um Ressourcenverschwendung handelt, entscheidet man am besten, indem man die Vor- und Nachteile der Technologien miteinander vergleicht.

Vorteile der Fahrzeugverklebung
1. Energieverbrauch: Fahrzeugfolierung benötigt weniger Energie als eine komplette Lackierung, da keine aufwendigen Trocknungszeiten erforderlich sind.

2. Leicht rückgängig zu machen: Folien kann man entfernen oder austauschen, ohne den darunterliegenden Lack zu beschädigen. Dadurch kann man das Fahrzeug flexibler gestalten und seine Werbewirkung besser nutzen.

3. Haltbarkeit und Schutz: Hochwertige Folien schützen den darunterliegenden Lack gegen UV-Strahlung, Schmutz und Kratzer. Dadurch kann eine Neulackierung während der Lebensdauer meist vermieden werden

4. Abfälle vermindern: Eine Folierung kann die Lebensdauer des Fahrzeugs verlängern, sodass weniger Müll entsteht.
Es gibt aber auch

Nachteile bei der Verwendung von Fahrzeugfolien
1. Begrenzte Haltbarkeit: Hochwertige Fahrzeugfolien haben eine durchschnittliche Lebensdauer von etwa 5 bis 7 Jahren. Ein Fahrzeug wird also innerhalb seiner Lebensdauer unter Umständen mehrfach foliert. Fahrzeuglacke sind für eine Haltbarkeit von 15 Jahren und mehr ausgelegt.

2. Beschädigungen: Folien können durch scharfe Gegenstände, aggressive Reinigungsmittel, intensive UV-Strahlung und Witterungseinflüsse viel schneller beschädigt werden als Lack. Dadurch kann womöglich sogar eine komplett neue Folierung notwendig werden. Das erzeugt viel Müll.

3. Schäden und Rückstände: Beim Entfernen der Folie können Rückstände zurückbleiben oder der Lack beschädigt werden. In solchen Fällen muss das Fahrzeug oft eben doch neu lackiert werden.

Mit geeigneten Folien und professioneller Verarbeitung ist Fahrzeugverklebung eine nachhaltige Alternative. Foto: S. Angerer

Wie geht Fahrzeugverklebung ohne Ressourcen-Verschwendung?

Die Anbieter von Fahrzeugverklebungen können viel dazu tun, dass ihre Arbeit so ressourcenschonend wie möglich ist. Das fängt bei der Verwendung nachhaltiger Folien an.

So gibt es bereits einige PVC-freie Folien speziell für Fahrzeuge, beispielsweise PU50C von Grafityp. Andere Hersteller, z.B. Aslan, achten auf einen hohen Recyclatanteil bei ihren Folien und sparen dadurch Rohstoffe ein. Orafol setzt in der Hauptniederlassung in Oranienburg ein speziell entwickeltes, nach ISO 14001-zertifiziertes Umweltmanagementsystem. Avery Dennison hat sich für 2030 ehrgeizige Umweltziele gesetzt.  

Ein weiterer Baustein für ressourcenschonendes Carwrapping liegt in der Logistik. Je geringer die Fahrtstrecken von Lieferanten, Kunden und Mitarbeitern, umso weniger CO2 wird ausgestoßen. Lokale Netzwerke können hier einen entscheidenden Unterschied machen.

Um Ressourcen-Verschwendung durch Fahrzeugverklebung möglichst zu vermeiden, ist aber auch der Kunde gefragt. Denn je pfleglicher Fahrzeug und Folie behandelt werden, desto geringer die Wahrscheinlichkeit, dass die Verklebung vorzeitig erneuert werden muss. Unternehmen, die bei der Fahrzeugverklebung das fachgerechte Entfolieren mit anbieten, können außerdem dafür sorgen, dass die Folien sortenrein recycelt werden und nicht etwa im Hausmüll landen.

Fahrzeugbeklebung ist also durchaus derart möglich, dass Umwelt und Gemeinschaft nur im absolut notwendigen Ausmaß geschädigt werden. Als Ressourcenverschwendung kann man das Verfahren daher nicht bezeichnen, eher im Gegenteil: Richtig ausgeführt ist Carwrapping eine exzellente und umweltfreundliche Alternative zur Fahrzeuglackierung.
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