Lichterglanz in den Städten: Moderne Weihnachtsbeschilderung
Weihnachtsbeschilderung ist romantisch, aber nicht unumstritten. Welche Vor- und Nachteile hat sie, wie sieht ihre Zukunft aus?
Wenn die Tage kürzer werden, taucht sie auf, meist Anfang November. Denn Städte, Dörfer und Gemeinden stellen dann die Weihnachtsbeleuchtung an. Oft konzentriert sich die Weihnachtsbeschilderung auf Einkaufsstraßen, Fußgängerzonen oder rund um historische Baudenkmäler. Das zeigt schon ihren eigentlichen Zweck an. Denn es geht nicht nur darum, Passanten ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Weihnachtsbeschilderung ist auch ein fester Bestandteil des Innenstadt-Marketings.
Vielfach wird die Weihnachtsbeschilderung deshalb als Teil des Stadtmarketings von der Kommune angeschafft und getragen. Unternehmen wie Luxmomentum, Die Schmücker oder DecoLED bieten Produkte und Services rund um die Weihnachtsbeleuchtung an. Das reicht von Standardprodukten wie Lichterketten und Sternen bis zur Fertigung von Ornamenten nach Kundenwunsch. Je nach Art und Umfang können solche Beleuchtungskonzepte zwischen einigen 1.000 Euro bis hin zu sechsstelligen Summen kosten. Deshalb wird Weihnachtsbeschilderung meist für die längerfristige Nutzung geplant und angeschafft.
Der beleuchtete Oldtimer ist eine Privatinstallation und örtlich sehr bekannt. Foto: Sonja Angerer
Weihnachtslichter sind Tradition
Weihnachtsmärkte mit überregionaler touristischer Bedeutung wie etwa der berühmte „Christkindlesmarkt“ in Nürnberg haben oft eine historisch gewachsene Weihnachtsbeleuchtung mit detailreichen Motiven. Der Unterhalt solcher Anlagen ist allerdings mitunter immens teuer. In Nürnberg kümmert sich deshalb der Verein Nürnberg leuchtet e.V. darum, zusätzliche Sponsoren für die von Mitte November bis Dreikönig (6. Januar) geschaltete Weihnachtsbeschilderung einzuwerben. Den Großteil der Unkosten tragen dabei aber die Stadt Nürnberg sowie Gastronomen und Läden in der Innenstadt.
Ohne LED ist Weihnachtsbeschilderung nicht mehr denkbar: Weihnachtshaus in Bamberg. Foto: Sonja Angerer
Weihnachtsbeleuchtung als Stromfresser?
In Zeiten hoher Energiekosten und gefährdeter Lieferketten ist üppige Weihnachtsbeleuchtung allerdings mehr denn je in der Kritik. Sie wird als „Stromfresser“ geschmäht, obwohl dies häufig gar nicht mehr der Realität entspricht. So weist etwa
Hans Schmidt, Erster Vorstand von Nürnberg leuchtet e. V. in einer Pressemitteilung des Rathauses zur Weihnachtssaison 2023 darauf hin, dass die Kosten für Strom „durch eine komplette Umstellung auf LED den geringsten Anteil an der Weihnachtsbeleuchtung “ verursachen.
Im Vergleich zu traditionellen Neon-Anlagen und Glühbirnen ist der Strombedarf von LED-Beleuchtung so gering, dass manche Experten sogar dazu raten, sie mit Hilfe von Solarstrom und Pufferlösungen zu betreiben. Allerdings ist der Stromverbrauch nicht der einzige Kritikpunkt.
Wenn viele Lichter die Nacht zum Tag machen, kann das die Gesundheit von Mensch und Tier beeinträchtigen. Zwar ist die bestehende Lichtverschmutzung durch Ballungsgebiete während des ganzen Jahres gut sichtbar. Doch zur Weihnachtszeit kommen eben durch Beschilderung und Dekorationen öffentlicher Träger, der Wirtschaft sowie von Privathaushalten nochmals erhebliche weitere Leuchtquellen hinzu.
In einem Gastbeitrag für die Bundesstiftung Baukultur plädiert deshalb die Lichtdesignerin Ulrike Brandi dafür, durchdachte kommunale Lichtkonzepte mit künstlerischem Anspruch zu entwickeln. Dabei tritt sie auch für Restriktionen für gewerbliche und private Werbedisplays und Beschilderungen ein.
Aufbau der Weihnachtsbeleuchtung in Fürth: Der Elch ist Teil der Dekoration für die Innenstadt. Foto: Sonja Angerer
Lichter als Event
Städte und Innenstadt-Gewerbe sehen Weihnachtsbeschilderung in der Regel durchweg oder weitgehend positiv. Das ist nicht verwunderlich, denn in einer Pressemeldung von 2022 bezifferte das Münchner Wirtschaftsreferat den Wirtschaftswert allein des zentralen Weihnachtsmarktes in der Innenstadt mit rund 286 Millionen Euro. Der Nürnberger Christkindlesmarkt, der als größter Deutschlands gilt, begrüßt jährlich über zwei Millionen Besucher. Ohne attraktive Weihnachtsbeschilderung sind solche Veranstaltungen kaum denkbar.
Zu den „offiziellen“ Weihnachtsdekorationen von Gemeinden und Gewerbevereinen kommen in den letzten Jahren aber immer mehr, oft dezentrale, Lichtinstallationen von weiteren Anbietern hinzu. Vereinzelt gibt es sogar richtige Licht-Events, wie etwa das Winter-Wonderland in Stein. Für die Ausstellung am Rande eines 3,2 km langen Rundwegs durch einen Schlosspark verwandelten österreichische Bühnenbauer in Handarbeit ca. 500.000 LED-Lichter und 16 km Stahlkabel in 120 lebensgroße Tiere und hunderte weitere Lichtobjekte.
Daneben gibt es überall in Deutschland auch private Enthusiasten, die sich ein extrem aufwändig geschmücktes „Weihnachtshaus“ leisten. Nicht immer zur ungeteilten Freude der Nachbarn.
Weihnachtsbeschilderung in der Zukunft
Da Innenstadtlagen unvermindert mit massiver Konkurrenz durch Online-Shopping kämpfen, werden Städte und Gemeinden auch weiterhin auf Weihnachtsbeleuchtung setzen. Denn es gibt kaum eine einzelne Marketing-Maßnahme am POS, die zum umsatzstarken Jahresende besser wirkt.
Der überwiegende Teil der kommunalen Anlagen wie auch die Mehrzahl privater Beleuchtungsobjekte ist bereits auf LED-Technologie umgestellt. Dabei ging es nicht nur um Energieeffizienz. Denn LED ermöglicht unkompliziert umfangreiche technische Neuerungen wie Farbwechsel oder Bewegtlicht.
Fragen der Ressourcenschonung, des Umwelt- und Gesundheitsschutzes werden jedoch auch bei Weihnachtsbeschilderung in den kommenden Jahren noch stärker bedacht werden müssen. Oft können einfache Maßnahmen wie die Nutzung von Strom aus erneuerbaren Energieträgern oder eine modulare Anlagen schon dazu beitragen, den CO2-Fußabdruck von Weihnachtsbeschilderung erheblich zu reduzieren. Künftig wird man aber vor allem in Ballungs- und Naturschutzgebieten nicht um breit angelegte Lichtkonzepte herumkommen. Dies kann auch bedeuten, dass Anlagen mit weniger Helligkeit, anderen Leuchtmitteln, kürzeren Betriebszeiten oder gar nicht mehr betrieben werden können. Auf die Anbieter von Leuchtwerbung kommt hier also viel zusätzliche Beratungsarbeit zu.
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