Pantone-Farbabstimmung für Tintensets mit erweitertem Farbraum

by FESPA | 25.01.2017
Pantone-Farbabstimmung für Tintensets mit erweitertem Farbraum

Simon Eccles erläutert, wie Pantone Matching funktioniert und was es für Druckereien und ihre Kunden bedeutet.

Die Hersteller digitaler Drucker erklären oft, dass ihre Geräte in der Lage sind einen großen Bereich der Pantone-Farben abzudecken. Vor einigen Jahren waren das meistens „etwa 85%“.

Jetzt reklamiert Epson für sein UltraChrome HDX-Inkset, das in der neuesten SureColor SC-P Serie mit zehn wasserlöslichen Farben Verwendung findet, eine Abdeckung von 99% der Pantone-Werte. Im Folgenden erläutern wir, was Pantone Matching bedeutet, wie es funktioniert und warum es für Druckereien und ihre Kunden von Bedeutung ist.

Die genaue Wiedergabe von Markenfarben gewinnt im Großformat-Inkjetdruck immer mehr an Bedeutung. Es ist längst nicht mehr ausreichend, einfach großformatig zu drucken – heute erwarten die Kunden korrekte Farben, die präzise den Farben in anderen Bereichen ihrer Cross-Media-Kampagnen entsprechen.

Farbmanagement ist ein wichtiger Baustein bei der Sicherung präziser und konsistenter Ergebnisse.

Die Frage, ob Markenfarben der Spezifikation des Kunden entsprechen hat mit spezifischen Aspekten im Farbmanagement zu tun. Denn wenn die verfügbaren Tinten die Farbe einer Marke nicht präzise mischen können, dann hilft auch kein noch so gutes Farbmanagement.

Die Beschränkungen von CMYK

Alle Farbdrucker nutzen die Farben Cyan, Gelb und Magenta, und fast alle auch Schwarz. Dieser Farbensatz wird als CMYK abgekürzt. Er ist hinreichend für Farbfotografie und kann einen großen Teil der Pantone-Farben produzieren – aber nicht alle.

Das menschliche Auge kann viele Farben sehen, die von CMYK-Farben nicht erfasst werden. Darunter intensive und oft ansprechende Nuancen von Blau, Rot, Grün, Violett, Orangetöne und sattes Braun.

Die Gesamtzahl der Farben, die mit einem bestimmten Druckverfahren erreicht werden können, nennt man Farbraum. Für Farben die sich mit CMYK alleine nicht darstellen lassen, benötigt man Tinten in zusätzlichen Farben. In der Welt des Digitaldrucks sind dies üblicherweise Orange, Grün und Violett, dazu manchmal Rot und Blau.

Generell gilt, dass es nur eine dieser Extrafarben braucht, um mit einer oder mehrerer der CMYK-Farben beliebige Spezialfarben, beispielsweise eine Hausfarbe, zu mischen.

Pantone als Standard     

QXP Pantone

Das Pantone Matching System Volltonfarben im Preview des Farbwahl-Menüs von QuarkXPress.

Seit mehr als 50 Jahren ist das Pantone Matching System mit seinen Varianten der De-Facto-Standard für die Spezifikation von Farben in Grafik-Design und Druck, sowie in anderen Bereichen, wie etwa für Kunststoffe und Anstriche.

In Japan gibt es neben dem Pantone Farbmodell auch andere, Toyo Farben und DIC finden dort weite Verbreitung. Für digitales Design wurde das Truematch-System entworfen, liegt aber hinter Pantone zurück. Da jeder schon mal von Pantone gehört hat, nehmen wir es als unser Hauptbeispiel.

Das elementare Pantone Matching System Plus (PMS+) enthält mehr als 1.800 verschiedene Vollfarben, die üblicherweise in sorgfältig hergestellten Pantone Guides mit Referenznummern dargestellt werden.

Dabei handelt es sich um Musterbücher, die alle Farbtöne mit einer jeweils einzeln gemischten Vollfarbe auf gestrichenem bzw. ungestrichenem Papier darstellen. Dazu gibt es abtrennbare "Farbchips". Außerdem können die Farben als Paletten in Computer-Designprogrammen auf dem Bildschirm abgerufen werden.

Das Problem ist, dass viele der Farben in PMS+ mit den üblichen Farben des CMYK-Prozesses nicht exakt generiert werden können. Und es gibt immer noch keinen Inkjet-Drucker, der eigens angemischte Volltonfarben verdruckt. Bekannte "unmögliche" Pantone-Farben, die von Grafikern gerne eingesetzt werden, sind Orange 021, Reflex Blue und Rubine Red.

Unmögliche Farben

InDesignCC Pantone

Das Pantone PMS+ Vollfarben-Menü in Adobe InDesign. 

Die Entwickler von Marken wählen naturgemäß unverwechselbare Farben für Logos oder andere Erscheinungsformen der Marke. Sie liefern zur Druckvorlage einen Pantone-Wert und erwarten von der Druckerei, dass sie diesen umsetzt. Leider sind viele mit CMYK nur umständlich oder gar nicht realisierbar.

Die Wahl einer solchen Farbe erfolgt nicht, weil Grafiker ignorant oder schwierig sind, sondern in der Absicht, Produktfälschungen durch einfaches Scannen oder Fotokopieren von Dokumenten oder Verpackungen eines Markenartikels unmöglich zu machen.

Beim Siebdruck oder anderen konventionellen, also nicht-digitalen Druckverfahren stellt dies kein großes Problem dar: man kauft oder mischt die spezielle Farbe im benötigten Farbton und druckt sie als so genannte Sonder-, Vollton- oder Schmuckfarbe.

Konventionelle Druckverfahren (Buchdruck, Offset, Flexo-Druck, Gravur oder Siebdruck) können jede Farbe drucken. Farbfotografie oder normale Strichzeichnungen können mit CMYK gedruckt werden. Firmen-Logos oder Text in einer speziellen Markenfarbe wird mit einer Sonderfarbe als fünfter Farbe gedruckt. Das kostet mehr - doch wenn es der Kunde zahlt...

Im konventionellen (d. h. nicht-digitalen) Druck kann man sich Farben mit Hilfe der "Rezepte" im Pantone Formula Guide selbst mischen. Ausgehend von 13 Basisfarben plus Schwarz wiegt man die genauen Anteile ab und vermengt sie, bevor sie in den Farbkasten kommen. Insgesamt lassen sich 1.867 Pantone-Vollfarben aus den Basisfarben mischen. Hersteller bieten beliebte Farben oft gebrauchsfertig an.

Digital Matching

Epson SureColor SC P7000

Epsons SureColor SC-P7000 nutzt beispielsweise violette Tinte zur Farbraumerweiterung.

 

Mit dem Digitaldruck wurde alles komplizierter, und noch mehr mit den Inkjet-Druckern. Denn die üblicherweise sehr flüssigen Tinten werden innerhalb enger Toleranzen definiert und hergestellt. Es macht keinen Sinn, eigene Tinten herzustellen, und wenn es nicht um sehr große Mengen geht, findet sich auch kein Farbenhersteller, der sie produziert.

Glücklicherweise sind Inkjet-CMY-Tinten (von Schwarz, oder K, erstmal abgesehen) generell reiner als konventionelle Farben nach dem ISO-Standard. Ein Cyan, wie es der konventionelle Druckvorlagenhersteller kennt, ist viel zu grün, Magenta ist zu blau und das Gelb ist zu grün.

Weil Inkjet-Chemiker nicht über Jahrzehnte auf Kompromiss-Standards Rücksicht nehmen mussten, konnten sie CMY-Töne entwickeln, die dem theoretischen Ideal sehr viel näher kommen. Man erhält aus den reineren CMYs immer noch nicht alle Pantone-Werte, aber mehr als aus den konventionellen Analog-Prozessfarben.

Bis vor kurzem arbeiteten Inkjet-Drucker mit erweiterten Farbräumen nur mit wasserbasierten Tinten. Sie wurden  vor allem für Proofs oder den Druck brillanter fotografischer oder bildender Kunst eingesetzt.

Solche Geräte können sechs, acht, zehn oder zwölf Tintenkanäle in mehreren Druckköpfen verwenden. Üblicherweise erfolgt die Erweiterung des Farbraums mit Orange, Grün und Violett. Einige wenige Hersteller (darunter HP mit einigen DesignJets) bieten auch Rot, Grün, Blau und Orange.

Auch lösemittelbasierte Inkjet-Drucker für die Werbetechnik haben manchmal zusätzliche Farben. Der Mimaki JV300, zum Beispiel, kann mit dem Eco-Solvent-Set SS21 in neun Farben befüllt werden. Das bringt eine Farbraumerweiterung durch Orange, wie auch durch tonharmonisierendes Hellcyan, Hellmagenta, helles Schwarz und Weiß.

Epsons UltraChrome HDX Ink Set (das nach Epsons Angaben 99% der PMS-Farben drucken kann) enthält helles Schwarz, Fotoschwarz, Mattschwarz, Cyan, Hellcyan, Gelb, Vivid Magenta, Vivid Light Magenta, Violett, Orange, Grün und Magenta.

Der erweiterte Farbraum wird durch die orangen, grünen und violetten Farben sowie durch reineres Cyan, Gelb, und Vivid Magenta (das mehr Rot als üblich aufweist) erreicht.

Bei diesen Farben des erweiterten Farbraums handelt es sich um zusätzliche Prozessfarben, nicht um Sonderfarben. Das Halbtonverfahren mit veränderlichen Punktgrößen ermöglicht dabei Farbkombinationen, die mit CMY allein nicht erreicht werden.

Leider gibt es keinen ISO- oder anderen Standard für erweiterte Farbräume bei Inkjet-Druckern. Jeder Drucker- und Tintenhersteller macht sein eigenes Ding. Es wäre ein riesiger Aufwand für Pantone, eigene Trennwerte für jeden Inkjet oder anderen Digitaldrucker auf dem Markt herauszugeben: Ein Aufwand, den das Unternehmen nicht auf sich nehmen will.

Profile

Wie bestimmt man nun in der Welt des digitalen Designs und des digitalen Drucks mit jeder Menge Prozessfarben nun die Pantone-Werte?

Mit etwas Glück hat das der Hersteller von RIP oder Druckmaschine bereits getan, sodass man sie nicht selbst ausmessen muss. Die meisten, wenn nicht alle Hersteller von RIPs arbeiten mit Pantone an der Erstellung von "Look-Up-Tables" oder Profilen für jeden Pantone-Wert.

Wenn der Druckertreiber in der Grafikdatei auf die Sonderfarbe mit dem Namen “Pantone 281C” stößt, kann er die für die bestehende Kombination von Drucker und Medien benötigte Tintenkombination ermitteln. Das erfordert natürlich die Kalibrierung des Druckers auf die verwendeten Medien und die Erstellung des entsprechenden Profils, doch das gilt ja für Farbmanagement immer.

Musterbücher zum erweiterten Gamut

Für Druckmaschinen mit erweitertem Farbraum wurde die Bestimmung etwas einfacher, als Pantone 2016 zum ersten Mal ein Extended Gamut-System veröffentlichte. Dieses erlaubt die Bestimmung von 1.729 Volltonfarben des PMS mit standardgemäßen CMYK-Prozessfarben in Verbindung mit orangen, grünen und/oder violetten Prozessfarben.

Der Pantone Plus Extended Gamut Guide ist eines jener bekannten fächerartigen Musterbücher, das alle 1.729 Farben einschließlich der Abstufungen darstellt. Wer diesen Guide erwirbt, bekommt einen Zugriffscode für die Software "Pantone Color Manager", die XG-Paletten für die gängigen Design-Programme zur Verfügung stellt.

Das Pantone Extended Gamut-Verfahren ermöglicht eine präzise Farbbestimmung nur mit der Pantone-Spezifikation für orange, grüne und violette Tinten (die an Tintenhersteller lizensiert wird), oder über RIPs mit Pantone-Lizenzen, die auch XG einschließen. Bis jetzt gibt es die Tintenspezifikationen nur für konventionelle Druckfarben, aber nicht für Inkjets.

Dies sollte allerdings, laut Pantone, kein Problem darstellen: „Der Zweck des XG-Guides ist es, Design-Teams einen guten Eindruck davon zu vermitteln, wie Farbauszüge mit erweiterten Farbraum die Farben des Pantone Coated Guide darstellen würden. Der XG-Guide soll nicht selbst zum De-Facto-Standard werden.“

„Wir erweitern das Verfahren in Zukunft so, dass die Benutzer weiterhin auf den Pantone Coated Guide zurückgreifen, um ihre letztlich gewünschte Farbe zu bestimmen. Dabei benutzen sie aber genauso Farbauszüge wie im normalen Druck mit vier Prozessfarben.“

Farbersetzung

Pantones Ziel ist weniger, dass RIPs die neuen XG-Farbnummern verstehen, sondern vielmehr, dass die Benutzer die Pantone Plus-Nummer festlegen, nachdem sie die Übereinstimmung visuell geprüft und dafür ihren XG-Guide als Vergleich heranzogen haben.

Das RIP benutzt dafür eine als "Replacement Color" oder „Farbersetzung“ bekannte Methode. Wenn es auf einen bestimmten Namen stößt, wird eine vorab festgelegte Farbdarstellung aus dem Profil genutzt. Wenn es sich dabei um eine Pantone-Ton handelt, findet sich alles bereits automatisch im Profil.

Einige RIPs nehmen auch bestimmte RGB- oder CMYK-Werte bzw. eine Wertreihe und ersetzen diese mit vordefinierten Kombinationen von Prozessfarben des Druckers. Das würde im Prinzip die genaue Anpassung einer Markenfarbe innerhalb einer Fotografie ermöglichen. Damit das wirklich funktioniert, sind allerdings Prüfdrucke und einige Experimente erforderlich.

Fazit

Pantone Matching wird immer wichtiger, doch glücklicherweise auch einfacher. In einer idealen Welt gäbe es einen Standard für erweiterte Farbräume, nach der alle arbeiten könnten – doch einen solchen Standard gibt es noch nicht.

Die Pantone XG-Guides sind ein Schritt in die richtige Richtung, doch es braucht immer noch ein gutes Auge, ein Spektralfotometer und Geschick um die besten Ergebnisse zu erzielen.

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