Auf die Größe kommt's an: Mediale Bedeutung von Papierformaten

by FESPA | 21.03.2018
Auf die Größe kommt's an: Mediale Bedeutung von Papierformaten

Simon Eccles stellt verschiedenen Papierformate (einschließlich der A-Reihe) für Druckanwendungen vor.

Caption: Verhältnis der Formate der A-Reihe zueinander, beginnend mit A0: Die längere Dimension (Höhe oder Breite) wird jeweils halbiert, um zum nächstkleineren Format zu kommen.

In den meisten Teilen der Welt, wo das metrische System benutzt wird, ist auch die A-Reihe für Papier- und andere Mediengrößen der Standard für Print-Anwendungen und Schreibwaren. Sie ist eine bestechend einfache Reihe von Größen, die jeder verstehen kann – auch wenn man sich die Abmessungen selbst natürlich erst merken muss.

Ein Bogen wird durch Falten oder Schneiden in zwei Hälften zu einem Boden der nächstkleineren Größe. Ein A3-Bogen etwa, der halbiert wird, wird zu einem A4-Bogen; ein halbierter A4-Bogen wird zu A5 usw.

Die rationale Reihe der A-Größen entstand als Nebenprodukt des metrischen Systems, das im postrevolutionären und napoleonischen Frankreich seit 1799 Anwendung fand. Der theoretische Ansatz – nicht die Praxis – dass Papier zur nächstkleineren Größe falten zu können, wurde 1798 in Frankreich, 1786 in Deutschland und anderen Orts gar noch früher entwickelt.

Die A-Reihe fand in Kontinentaleuropa über 150 Jahre stetig Verbreitung, bis sie 1922 als Deutscher Industriestandard DIN 476 eingeführt wurde. Dieser wiederum wurde 1975 zum internationale Standard ISO 216. Letzterer wurde zuletzt als ISO 216:2007 aktualisiert – die Änderungen waren allerdings minimal und betrafen nur einen Abschnitt über Maschinenlaufrichtung.

Es gibt auch zwei verwandte Standards: ISO 217 für Papier der größeren B-Reihe (die auf A-Größe bedruckt bzw. beschnitten werden kann) und ISO 269 für die C-Reihe, die Umschläge definiert, welche Papier der A-Reihe aufnehmen können.

In Großbritannien wurde der A-Reihen-Standard von dem Print- und Schreibwarensektor erst etwas verspätet in den 1960er und 1970er Jahren aufgenommen. Teils, weil das metrische System erst seit 1965 offiziell als Norm angestrebt wurde, hauptsächlich aber, weil die A-Reihe sich als bequemer und dem alten System überlegen erwies: Die „imperialen“ Maße Großbritanniens trugen archaische, aus dem Lateinischen hergeleitete Namen und hatten keinerlei Konsistenz im Verhältnis der Dimensionen.

Warum zählt jeder Millimeter?

Caption: Zwei typische A4-Magazine aufgeschlagen, demonstrieren das Prinzip: das kurze Seitenmaß ergibt gedoppelt die nächst größere Format – in diesem Fall A3. Man beachte auch den Beschnitt der Bilder unten und rechts.

Das Prinzip, ein Format zu halbieren, um zum nächstkleineren Format zu kommen, definiert die A-Reihe – ebenso wie das verwendete metrische System. Die Reihe beginnt mit A0, das eine Fläche von exakt einem Quadratmeter hat. Damit der Trick mit der Halbierung funktioniert, braucht man ein exaktes mathematisches Verhältnis zwischen der kurzen und der langen Seite:

Dieses Verhältnis beträgt 1 zu der Quadratwurzel aus 2 (also 1:√2), also ungefähr 1:1,4142. Dieses Verhältnis ist eigentlich eine irrationale Zahl (wie z.B. auch Pi), hat also eine unendlich lange Folge von nichtwiederholten Dezimalstellen. In der Praxis sind zwei Dezimalstellen für die meisten Anwendungen aber völlig ausreichend.

Zurück zum A0 Bogen mit einem Quadratmeter Fläche: Das Seitenverhältnis legt fest, dass die kurze Seite 841 mm und die lange Seite 1.189 mm misst. Hier wird ein Nachteil der A-Reihe deutlich: die Maße in Millimeter sind nicht leicht zu merken. Die Hälfte von A0 wäre in der Theorie 594,5 x 841 mm und die Hälfte davon wiederum 420,5 x 594,5 mm.

Papier mit einer Präzision eines halben Millimeters zu schneiden oder falten ist jedoch praxisfern, und wenn man die Reihe weitergeht, kommt man zu Viertel und Achtel Millimetern. Deswegen werden im ISO-Standard die Längen auf den nächstkleineren ganzen Millimeter abgerundet. Etwa auch bei A5 (gebräuchlich für kleinere Broschüren), das 210 x 148,5 mm sein sollte, aber vom Standard als 210 x 148 mm festgelegt ist.

Die kleinste definierte Größe ist A10 mit 26 x 37 mm, aber A6 ist vermutlich die kleinste Größe, die man realistischerweise für Broschüren bzw. Flyer verwendet. Die kleineren Größen werden manchmal für Spielkarten, Ausweisdokumente oder Ähnliches verwendet.

Es gibt auch größere Größen als A0, die für Poster oder Schilder verwendet werden – obwohl wir im zweiten Teil sehen werden, dass hierfür meist andere Formate gängig sind. Die A0 folgenden Formate sind 2A0 (1.189 x 1.682 mm) und dann 4A0 (1.682 x 2.378 mm). Die größte definierte B-Größe ist B0 mit 1.000 x 1.414 mm.

Die meisten Menschen erinnern sich an die Größen, die sie oft benutzen – vermutlich weiß jeder, der in einer Schule oder einem Büro gearbeitet hat, dass A4 (die Standardpapiergröße für Kopierer, Drucker und Zeitschriften) 210 x 297 mm groß ist und dass A3 die kürzere Dimension zu 297 x 420 mm verdoppelt.

Man weiß aus Erfahrung, dass ein A3-Bogen zu einem A4-Bogen halbiert wird, und dass man durch Öffnen eines A4-Buchs oder -Magazins wieder A3 erhält. Beidseitig bedruckt ergeben A3-Bögen jeweils vier A4-Bögen, die sortiert dann geklammert oder klebegebunden zu einem A4-Buch oder -Magazin zusammengefügt werden können.

Beschnitt und Kante

Es ist wichtig, sich bewusst zu machen, dass die Größen der A-Reihe definiert sind als die physische Papiergröße, also des Dokumentes oder Magazins, das man in der Hand hält. Aus verschiedenen Gründen benötigen viele Print-Prozesse aber einen zusätzlichen Raum jenseits der Kanten: Insbesondere möchte man häufig, dass ein Bild oder eine Farbe sich bis zur Papierkante des fertigen Print-Produkts erstreckt, wie z.B. in dem oben gezeigten Automagazin.

Jeder Druckvorgang jedoch hat eine Unschärfe von wenigen Millimetern in jeder Richtung, normalerweise wegen kleiner Variationen, wie das Papier in die Maschine eingeführt wird, oder weil das Papier selbst durch Umgebungstemperatur oder Feuchtigkeit etwas gedehnt oder gestaucht wird: In der Offsetlithografie z.B. wird das Papier mit Wasser befeuchtet, während viele digitale Tintenstrahl-Drucker wasserbasierte Tinten benutzen.

Trockentoner-Techniken (in Laserdruckern und Kopierern) hingegen verwenden hohe Temperaturen, um den Toner zu fixieren. Aus diesem Grund erlaubt ISO eine Toleranz von wenigen Millimetern in jeder Richtung, abhängig von der Papiergröße: +/-1,5 mm für Bögen bis zu 150 mm Länge, +/-2 mm für Bögen bis zu 600 mm und +/- 3 mm darüber.

Nun weiß also jeder Designer, der sein Geld wert ist, dass man die Kante eines Bildes oder einer Farbfläche nicht genau an die theoretische Außenkante der Seite platziert, weil jede kleine Ungenauigkeit beim Druckvorgang dann bewirkt, dass ein peinlicher weißer Streifen am Rand zu sehen ist. Wie man Bilder behandelt, die sich über zwei gegenüberliegende Seiten erstrecken, ist etwas anderes, das wir hier nicht genauer behandeln werden.

Also muss das Bild etwas über die physische Seitenfläche hinausragen, um Unschärfen im Produktionsprozess auszugleichen – dies nennt man Beschnitt, und die Konvention ist, dass dieser mindestens 3 mm betragen sollte. Dies wird während des Designs gemacht, und Seitenlayout-Programme unterstützen das Erstellen von Seiten mit Schnittkanten.

Um dies zu ermöglichen, muss man auf Papier drucken, das etwas größer ist als die eigentlich intendierte Papiergröße, und dann das Papier beschneiden, so dass der Druck wie geplant bis zur Kante geht.

Übergrößen für die maschinelle Produktion

Caption: Die B-Serie erlaubt zusätzliche Ränder für Beschnitt und Greifer um die Kanten der A-Serie (gestrichelte blaue Linien). Auch hier ergibt sich die nächstkleinere Größe durch Halbierung der längeren Dimension.

Übergrößen werden in der ISO 217 behandelt, der drei Standards für Papier in diesen Formaten definiert: RA, SRA und B. Im Grunde ist RA groß genug für den Beschnitt, bietet aber an den Kanten nicht genug Platz für die mechanischen Greifer, die benötigt werden, um die Bögen für doppelseitigen Druck zu wenden. Deswegen wurde SRA3 die gängige Größe für Kleindrucker, insbesondere Trockentoner-Typen.

Die B-Reihe bietet einen noch größeren Randbereich, teilweise weil in der Offsetlithographie fingerartige Greifer benutzt werden, die die führende Kante des Bogens festhalten, während er durch die Presse läuft. Wo die Greifer das Papier halten, kann keine Farbe aufgetragen werden, also braucht man diesen zusätzlichen Randbereich.

Die B-Reihe (aber nicht SA und SRA) basiert auch auf dem 1:1,414-Verhältnis, deswegen erhält man durch Halbieren die nächstkleinere B-Größe. Es gibt einige digitale B2-Druckmaschinen, die auf Tintenstrahl-Technologie basieren. Normalerweise geht hier der Papiertransport wie bei der Lithographie vonstatten, weshalb also auf Grund der Greifer die B-Größe benötigt wird.

Dies ermöglicht auch die Vereinheitlichung von Lithographie-basierten und digitalen Druckwerken bei Finishing-Prozessen wie Falten oder Bindung. In der Praxis können SRA3, B2, B1 oder andere Drucker Papier verarbeiten, das etwas größer als das nominelle Format ist, und zwar teils um Variationen beim Papierzuschnitt auszugleichen, teils aus produktionstechnischer Gründen seitens der Druckerhersteller. Ein  weitere Grund ist natürlich auch, dass die Maschinen international verkauft werden und also auch nordamerikanische Papiergrößen akzeptieren müssen. Ein wenig zu groß ist besser als zu klein.

Digitale Trockentoner-Pressen sind aus technischen Gründen kaum breiter als 360 mm – nur der belgische Hersteller Xeikon hat es geschafft, Trockentoner-Drucker von 500 mm Druckbreite auf den Markt zu bringen, die dann Walzen-basiert sind. Alle anderen Digitaldrucker für breite Papierformate sind entweder Tintenstrahl-basiert oder benutzen Flüssigtoner (im Moment trifft dies nur auf HP Indigo-Drucker zu, da sich die Konkurrenten zurückgezogen haben).

Format-Variationen

Caption: Das digitale Kodak NexPress ZX3900 Druckwerk ist als SRA3+ klassifiziert, kann aber Bögen bis zu 356 x 1000 mm verarbeiten, mit der Option auf 1.219 mm in Zukunft.

Einige der schmaleren 320-360 mm Trockentoner-Drucker können aber auch längeres Papier verarbeiten – der Xerox iGen 5 erlaubt Bögen bis zu 364 x 660 mm, die Kodak NexPress ZX Modelle bis zu 356 x 1.000 mm (in naher Zukunft 1.219 mm) und OKI mit seinen Pro9000 Modellen bis zu 1.321 mm Länge.

Dies sind zwar keine Standardgrößen, die einer der A-Reihen entsprechen, aber von der Breite her lassen sie sich auf A3 zuschneiden. Durch das zweimalige Falten von 660 mm-Bögen der Länge nach erhält man auf einmal drei ganze A4-Seiten mit Beschnitt (oder die US „Letter“-Größe), für ein doppelseitiges Dokument also sechs Seiten (oder zwölf A5-Seiten).

Alternativ erhält man ein zwei A4-Querformatseiten nebeneinander, die man z.B. für Fotobücher im Querformat verwendet. Noch größere Längen würden auch zwei A3-Querformate nebeneinander erlauben, obwohl das eine sehr rare Anforderung ist.

Laut Len Christopher von Kodak werden die langen Bögen auf den NexPress-Maschinen für POS-Verkaufsschilder, Mappen, Kalender, Ausklappteile in Bedienungsanleitungen und Faltbroschüren benutzt. Ab 1,20 m Seitenlänge sind z.B. auch Werbeschilder für Promotion-Aktionen im Einzelhandel möglich.

Es gibt auch die nicht ISO-standardisierte Größe A3+ (auch Super-A3 genannt), die hauptsächlich im professionellen Bereich für Tintenstrahldruck auf Fotopapier genutzt wird. Sie entspricht 329 x 483 mm (also 13 Zoll breit, geeignet für einen 17 Zoll A2-Drucker.). Dies ist nützlich, weil sehr wenige Tintenstrahldrucker bis zu allen Kanten des Papiers drucken können: benötigt man also A3 als Zielgröße, kann man A3+ drucken und dies dann beschneiden. Andere nicht ISO-standardisierte Größen sind SRA+ (also SRA1, SRA2, SRA3 in Übergröße).

Weitere Formate neben der A-Reihe

Im zweiten Teil werden wir einen Blick auf die große Bandbreite an Medien werfen, die nicht der A-Reihe zugeordnet werden. Dies umfasst viele großformatige Anwendungen für Schilder und Werbung sowie traditionelle fotografische Formate, Zeitungen und viele Bücher.

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