Zukunftsperspektiven für LFP: Grüne Substrate oder Kampfpreise?
Print Buyer wollen günstig einkaufen, aber nachhaltig soll es sein. Stimmt das eigentlich wirklich? Und was bedeutet das für die Zukunft des Großformatdrucks?
Viele Druckdienstleister nutzen die ruhige Zeit um den Jahreswechsel, um sich über ihr Unternehmen Gedanken zu machen. Sie wollen Zukunftsperspektiven für das 2024 entwickeln und die Druckerei und ihre Belegschaft auf die Herausforderungen der kommenden Monate einstimmen.
Der Trend zu nachhaltigen Druck-Applikationen ist ungebrochen. Allerdings steht zu erwarten, dass angesichts der schwachen Wirtschaftslage in vielen europäischen Ländern die Preise für Druckprodukte eine noch größere Rolle spielen werden. Deshalb stellen sich viele Druckdienstleister die Frage: grüne Substrate oder Kampfpreise?
Doch ist dies denn überhaupt ein Widerspruch? In diesem Artikel gehen wir der Frage nach, wie es um die Zukunftsaussichten für den Großformat-Druck im Spannungsfeld zwischen Preiskampf und Umweltbewusstsein bestellt ist.
BILDUNTERSCHRIFT: Nachhaltige Drucksubstrate sind beliebt, aber wollen Kunden dafür mehr bezahlen? Foto: S. Angerer
Grüne Substrate, was ist das eigentlich?
Angesichts der Klimakrise sucht die Gesellschaft nach Lösungen, die die Umwelt weniger schädigen, aber trotzdem den gewohnten Lebensstandard ermöglichen. Das hat auch Auswirkung auf die Print-Branche. Zurecht wurde in den letzten Jahren die massenhafte Verwendung von PVC-basierten Medien angeprangert. Zwar bleibt das Material für manche Anwendungen unverzichtbar. Für viele Standardapplikationen haben die Hersteller jedoch heute schon Druckmedien aus alternativen Materialien im Programm.
Bei solchen Druckmedien kann der Fokus auf unterschiedlichen Eigenschaften liegen. Das kommt daher, dass es für „Nachhaltigkeit“ oder „Grün“ keine allgemein akzeptierten Definitionen gibt. Substrate, die als umweltfreundlich beworben werden können folgende Eigenschaften haben:
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PVC-frei (z.B. Heytex Heysign Ecotex)
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mit wasserbasiertem Kleber (Mehler Texnologies Airtex Free)
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ganz oder teilweise aus recyceltem Material (Berger Textiles be.tex Samba Green)
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gut recyclingfähig (Sihl GreenGrafx Photo Paper)
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lokal hergestellt (z.B. Substrate von Georg+Otto Friedrich)
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leicht und gut zu transportieren (Pongs Printex Softimage Lightbox)
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aus nachwachsenden Rohstoffen (Katz Display Boards).
Das macht es mitunter schwer, zwischen Umweltschutz und Greenwashing klar zu unterscheiden. Hinzukommt, dass bei der Veredelung die Eigenschaften eines Druckes oft noch einmal erheblich verändert werden. Wenn beispielsweise ein Motiv für die Wand eines Messestandes laminiert und auf eine Alu-Verbundplatte kaschiert wird, erhöht das den ökologischen Fußabdruck des Gesamtproduktes erheblich.
BILDUNTERSCHRIFT: Soft Signage kann häufig auf PVC gedruckte Werbung ersetzen. Foto: S. Angerer
Kunden sind preisaggressiv und umweltbewusst
Doch wie berechnet man den ökologischen Fußabdruck eines Print-Produkts nach Kundenwunsch eigentlich korrekt? Das Fehlen allgemein anerkannter Standards, die genau festlegen, was als umweltfreundlich gelten darf, belastet nicht nur Digitaldruck und Werbetechnik. Es dürfte aber auch hier ein wichtiger Grund dafür sein, dass sich Kunden im Zweifel eher für die günstigere Lösung entscheiden. Das wiederum macht es für Druckdienstleister schwer, Print Buyer davon zu überzeugen, alternative Substrate zu bevorzugen.
Denn zumeist sind sie tatsächlich etwas teurer als konventionelle Produkte, allein schon, weil Herstellung und Verarbeitung aufwändiger sind. Hinzukommt, dass es bei der Haltbarkeit durchaus Unterschiede geben kann. Das robuste und witterungsbeständige PVC lässt sich eben nicht so leicht ersetzen.
Wenn beispielsweise ein Banner auf alternativem Material mehrfach erneuert werden muss, weil es während der Aushangzeit unansehnlich wird, erhöhen sich die Projektkosten für den Kunden enorm. Allerdings ist nur ein kleiner Teil der Großformat-Applikationen als Dauerwerbung im Außenraum gedacht.
Zukunftsperspektive Beratung
Für Druckdienstleister bedeutet das, dass künftig der Fokus umso stärker auf der Beratung liegen muss. Denn vielfach verlangen Print Buyer ganz automatisch das Substrat, mit dem sie immer schon gearbeitet haben. Und das, obwohl es heutzutage oft Drucksubstrate und Verarbeitungsmethoden gibt, die die Umwelt weniger stark beeinflussen.
Zusätzlich kann es sinnvoll sein, mehr alternative Druckmedien ins Programm aufzunehmen. Wer als Standard ein günstiges, aber besonders umweltschädigendes Drucksubstrat anbietet, muss sich schließlich nicht wundern, wenn der Kunde dieses auch wählt.
Doch unabhängig vom Kundenwunsch können Druckdienstleister im eigenen Betrieb sehr viel tun, damit die Produktion von Print-Produkten weniger umweltschädlich wird. Dazu gehören Maßnahmen wie:
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energieeffizient Druckmaschinen
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zuverlässige Produktions-Workflows
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sparsame Verwendung von Substraten
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Verzicht auf schwer zu recycelndes das Verbundmaterial.
Günstiger Nebeneffekt: all diese Maßnahmen tragen dazu bei, die Produktionskosten zu senken.
BILDUNTERSCHRIFT: Künftig müssen Druckdienstleister ihre Kunden noch besser beraten. Foto: S. Angerer
Klimaschutz und günstige Preise sind kein Gegensatz
Bei der Suche nach Zukunftsperspektiven für den Großformatdruck stellt man schnell fest, dass die Frage, ob grüne Substrate oder Kampfpreise künftig dominieren werden, eigentlich wenig zielführend ist. Denn künftig kommen die meisten Anbieter in der Branche an umweltschonenden Produkten gar nicht vorbei, einfach, weil die Gesellschaft danach verlangt.
Es ist allerdings auch nicht damit zu rechnen, dass es sich für umweltfreundliche Druckprodukte ein großer Aufschlag realisieren lässt. Deshalb müssen Produktions Methoden noch effizienter und Punkt genauer werden. Das reduziert den Ressourcenverbrauch und hilft dadurch wiederum der Umwelt. Wenn das nicht eine Zukunftsperspektive ist!
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